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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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nötig», sagte Rosina fröhlich. «Sie sind schon still und kommen her.»
    Servatius, der Knopfmacher von der Caffamacherreihe, und Vandenfelde, der Knochenhauer vom Küterhaus bei der Heiliggeistbrücke, drängten sich durch die Gäste, sie stießen dabei nur einen Bierkrug um, der nicht einmal zerbrach.
    «Mach lieber Platz, Jakobsen», riet Vandenfelde, als die beiden den Tisch erreicht hatten, «Servatius hat einen Anfall von Anstand, da isser nich aufzuhalten.»
    «Rosina», nuschelte Servatius und stolperte einen Schritt zur Seite, weil Vandenfelde ihm in die Rippen stieß und «
Madam
Rosina, du Dummkopf, sie ist doch jetzt ’ne Madam» zischte.
    «Nein, Vandenfelde», versicherte die Madam, «Rosina ist und bleibt richtig. Frag Jakobsen. Ich stecke nur in einem schöneren Kleid. Magnus, darf ich dich mit den HerrenVandenfelde und Servatius bekannt machen? Ohne sie wäre der
Bremer Schlüssel
arm, sie sorgen immer für Unterhaltung.»
    «Da siehst du’s!», nuschelte Servatius, drückte sich neben Jakobsen auf die Bank und zog seinen Freund am Ärmel neben sich. Magnus betrachtete die alte Bekanntschaft seiner Frau mit gemischten Gefühlen. Zwar hatte Vandenfelde seine blutige Schlachterschürze ausnahmsweise schon abgelegt, doch sein blau-weiß gestreiftes Hemd zeugte deutlich genug von seinem blutigen Geschäft. Magnus war nicht zimperlich, aber angesichts der schwarzumrandeten Fingernägel und des Geruchs von Kot und Blut, den Haare und Kleider des Schlachters noch verströmten, war er froh, dass Ruth als Willkommensgruß keine Scheiben von Schinken oder Ochsenfleisch gebracht hatte, sondern Brot und saubere kleine Fische.
    Servatius roch nur nach seinem Branntweinatem, sein tannengrüner Samtrock war tadellos, nur ein bisschen abgewetzt. Es hätte schlimmer sein können, zum Beispiel, wenn der Freund des Schlachters Lohgerber oder Trankocher gewesen wäre.
    «Nu frag sie schon», forderte Servatius Vandenfelde auf und stieß ihm seinerseits den Ellbogen in die Rippen. «Sie hat den Doktor gekannt, sie wird’s wissen.»
    «Unsinn», knurrte Vandenfelde, Servatius’ Aufforderung war ihm sichtlich unangenehm, «das ist doch alles dummes Geschwätz.»
    «Weiß man nich, weiß man nie, so was. Dann frag ich jetzt mal. Wir haben gehört, der Doktor Struensee ist gar nicht tot. Also, mich tät das nur freuen, Rosina, der war ’n guter Mann, egal, was die Leute sagen. War nur dumm genug, nicht in Altona zu bleiben und sich mit Höfischen einzulassen, das kann nicht gutgehen. Der Bäcker vom Valentinskamp,du weißt schon, der bei der Druckerei, sagt, er ist jetzt hier.»
    «Dummes Geschwätz», wiederholte Vandenfelde ärgerlich, und Jakobsen lachte dröhnend.
    «Du fällst auf jede Spökenkiekerei rein, Servatius. Ich habe noch was Besseres gehört, nämlich dass er als Wiedergänger rumschleicht und uns alle zum Teufel holen will. Wie gefällt dir das?»
    «Das ist wirklich unsinniges Geschwätz, Servatius», mischte sich Rosina ein. «Im Übrigen ist Magnus gerade aus Kopenhagen zurückgekommen, dort hat er genug Leute getroffen, die die Hinrichtung gesehen haben. Und Wiedergänger gibt es nicht. Ich dachte, niemand ist so abergläubisch wie die Leute vom Theater, dass auch Knopfmacher auf solchen Hokuspokus reinfallen   …»
    «Hokuspokus», rief Vandenfelde, «genau. Und damit ist es gut.»
    Rosina hatte Magnus’ irritierten Blick beim Stichwort Kopenhagen bemerkt und wechselte rasch das Thema.
    «Was spricht man denn sonst?», fragte sie. «Habt ihr vielleicht von einem Mädchen gehört, das vermisst wird?»
    «Nee», sagte Servatius und starrte Magnus an. Er hätte ihn gerne nach mehr Neuigkeiten aus Kopenhagen gefragt, leider saß er eingeklemmt zwischen Jakobsen und Vandenfelde und musste um die Unversehrtheit seiner Rippen fürchten. Vandenfelde schüttelte den Kopf. Von vermissten Mädchen war immer mal wieder die Rede, manche wurden später tot aus der Elbe gezogen, die meisten verschwanden auf der Suche nach einem besseren Leben auf Nimmerwiedersehen.
    «Fragst du wegen der Toten in der Katharinenkirche? Von der weiß kein Mensch was, Rosina. Alle interessieren sich nur für Madam van Keupen. Sicher war die ’neFremde. So nah am Hafen, da drücken sich viele von wer weiß woher rum. Ist sie wirklich am Fieber gestorben?»
    «Es scheint so. Sag mal, Servatius, als Knopfmacher kennst du dich sicher in den anderen Werkstätten aus, die Galanteriewaren machen. Kennst du den alten Fächermacher im

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