Mit dem Wolf in uns leben. Das Beste aus zehn Jahren Wolf Magazin (German Edition)
zwölf Jahre alte Graham, der etwa sieben Meter hinter einem großen Zelt war, mit kontrollierter, aber beunruhigter Stimme: „Mom, der Wolf ist direkt neben mir!“
Im gleichen Moment sagte Eben, der an unserer Feuerstelle in der Nähe des Wassers war: „Dad, da auf der anderen Seite des Flusses steht ein Reh.“ Der Wolf war eindeutig dabei, ebenfalls das Reh zu beobachten. Er hielt nur kurz an (neben Graham) bevor er durch das Camp schoss, von Fels zu Fels und dann direkt in den Fluss sprang. Wir bemerkten die einzigartige Art des Wolfes zu laufen, die uns bestätigte, dass es sich nicht um einen Hund handelte. Der Wolf durchquerte den flachen Teil des Flusses und verschwand im Wald, aber nur für etwa eine Sekunde. In der Zwischenzeit hatten wir uns am Ufer versammelt, circa dreißig Meter von dem Drama entfernt, das wir beobachten würden.
Plötzlich kehrte dort, wo der Wolf den Wald betreten hatte, das Reh zurück mit dem Wolf, der sich an seinem Schwanz festhielt. Es sprang sofort in den Fluss. Der Kopf des Wolfes tauchte ins Wasser, sodass er gezwungen war, loszulassen. Das Reh schwamm weiter flussaufwärts, und der Wolf paddelte hinterher. Nach etwa zehn Metern schien der Wolf aufzugeben und schwamm auf die entfernte Seite des Flusses, erklomm einen Felsen und beobachtete, wie das Tier flussaufwärts auf die andere Seite des Flusses zu schwamm, nur einige wenige Meter von uns entfernt.
Das Tier stand still im Wasser und schaute für einige Sekunden nach dem Wolf zurück. Wir dachten alle, dass es um sein Leben rennen sollte. Die Jungs glaubten in diesem Augenblick sogar, dass das Reh noch entkommen könnte. Aber Jeff sagte: „Passt auf!“
Dann sprang der Wolf in den Fluss und schwamm herüber. Das Reh begann nicht eher fortzulaufen, als der Wolf fast aus dem Wasser kam. In einem flachen, felsigen Teich neben dem Fluss machte der Wolf einen kurzen Sprint. In Sekundenschnelle sprang er auf den Nacken des Tieres und riss es hinter einem Felsen nieder. Obwohl der Wolf weiterhin den Nacken des Tieres schüttelte, schien es sehr schnell zu sterben, denn es gab fast keine Anzeichen eines Kampfes.
In dem Augenblick, als der Wolf das Reh tötete, waren beide nur wenige Meter von uns entfernt. Ich hatte meine Kamera Dick gegeben, der den Tieren näher gefolgt und schließlich für bessere Sicht auf einen Baum geklettert war. Jeff und ich blieben bei den Jungs und kümmerten uns um ihre reichlich verwirrten Gefühle. Dick kam nach ungefähr zwanzig Minuten vom Baum herunter. Wir beobachteten weiter die Szene und schätzten, dass der Wolf etwa fünfundvierzig Minuten bei dem Reh blieb und sich seinen Weg durch das Tier fraß. Der Wolf hob ab und zu seinen Kopf und schaute nach uns, während er jedoch weiter fraß.
Später erwähnte Jeff, dass er gehofft habe, dass wir während dieses Ausflugs das Heulen der Wölfe hören würden, aber er gestand, dass er daran gezweifelt habe. Und er hatte recht, auf diesem Trip haben wir kein Heulen gehört, aber ich glaube, wir waren uns alle einig darüber, dass unsere Begegnung mit diesem einsamen Wolf ein einmaliges Erlebnis war, das wir niemals vergessen würden.
--------------------
Dr. David Mech bestätigte, dass Wolf-Reh-Interaktionen wie diese üblich sind. Der einzig ungewöhnliche Aspekt war, dass das Geschehen von Menschen beobachtet wurde. Es ist nicht ungewöhnlich für einen einzelnen Wolf, ein Reh zu töten (oder sogar einen Elch und andere Beute). Wenn Wölfe eine Beute angreifen, sind sie sogar manchmal so auf diese Aufgabe konzentriert, dass sie mögliche Gefahren, wie Hufe oder Hörner ihrer Beute, steile Klippen oder sogar Menschen, ignorieren.
(Patty Pingree; International Wolf, Winter 1995; Wolf Magazin 2/96)
Begegnung mit dem Arktischen Wolf
Es war im Juni 1969, und mein 21. Geburtstag näherte sich. Ich war in Nordvietnam, ein Sergeant bei den Green Berets der U.S. Armee, Zu diesem Zeitpunkt war ich achtzehn Monate ohne Unterbrechung im Kampf. Ich fühlte mich, als ob ich die wahre Definition des Wortes „Hölle“ gesehen und erlebt hätte. Eines Nachts wurde mein Brustkorb von einer Granatenattacke aufgerissen. Mir wurde erzählt, dass ich neun Stunden lang operiert worden war und auch die Sterbesakramente erhalten hatte. Zwei Monate später wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen und erhielt auf mein Drängen hin einen verlängerten Urlaub, da ich nach Vietnam zurückkehren wollte, was ich auch schließlich für zwei weitere Jahre
Weitere Kostenlose Bücher