Mit dem Wolf in uns leben. Das Beste aus zehn Jahren Wolf Magazin (German Edition)
vergrub sie an einem Ort, den nur Gott und ich kennen. Ich bete für sie jede Nacht, auch heute noch. So sicher, wie es einen Gott gibt, ist sie im Himmel mit ihm.
Ich möchte nicht, dass Sie glauben, ich sei ein merkwürdiger Kauz. Ich bin 44 Jahre alt und war in der ganzen Welt unterwegs. Ich habe die größten Unmenschlichkeiten gegenüber Menschen gesehen, ebenso wie all den Horror, der in unserer „zivilisierten“ Welt geschieht. Ich musste vier Jahre Frontkampf in Vietnam verkraften und habe mich bis über beide Ohren in Blut und menschlichen Körperteilen befunden, alles im Namen der Freiheit. Ich habe Tausende von hungernden Menschen in Somalia und im Sudan gesehen. Ich sah das krankhafte Abschlachten der großen Tiere von Afrika, alles im Namen der Gier. Fragen Sie mich nun, warum ich mich so sehr um den Wolf kümmere? Weil es ein Wolf, eine weiße Arktische Wölfin war, die das Mitgefühl und die Liebe hatte, mir neue Hoffnung zu geben, ein neues Leben, als ich es am meisten brauchte. Zu diesem Zeitpunkt war alles, was die Menschen für mich taten, zu sagen: „Ruh dich aus!“ und „Das ist Krieg. Besser du gewöhnst dich daran. Das ist nun mal so in dieser Welt.“
Ich mag kein berühmter Wolfsbiologe sein, aber ich teile eine Liebe, die mein Leben verändert hat, für alle Zeit.
(Robert Stanley Florezyk; Wolf Magazin Sommer 1993)
Spaniens Krieg gegen die Wölfe
„Hast du kürzlich irgendwelche Wölfe in der Nähe dieses Dorfes gesehen?“, fragt Luis Mariano Barrientos in schnellem Spanisch Benito, während er sich aus dem Fenster seines schlammbespritzten Land Rover beugt.
Der Schäfer reagiert auf die Frage, als sei sie ein unwiderstehlicher Köder. Sein Gesicht bricht in ein fast zahnloses, leicht konspiratives Grinsen aus. Seine dunkle, wettergebräunte Haut, die jahrelang der grausamen spanischen Sonne ausgesetzt war, scheint sich in Hunderte von Fältchen zu verwandeln.
„Wölfe?“, fragt er zurück. „Willst du sie jagen?“
Es ist früher Mai in Kastilien-León, der landwirtschaftlichen Ebene in Nordzentral-Spanien, und der Biologe Barrientos hält nach Wölfen Ausschau. Im Mai ist Welpensaison und auch der Beginn einer neuen Forschungssaison. Als Barrientos sein Interview beendet, bemerkt er, dass die Nachrichten nicht gut sind. Mit seinem jugendlichen Gesicht und seinen zuvorkommenden Manieren spielt der 34-jährige Wolfsexperte mit, indem er sich wie ein Jäger verhält. „Jagt man hier Wölfe?“
Die Idee, Wölfe zu töten, erregt den Schäfer. Er kann sich kaum noch zurückhalten. Direkt neben dem Land Rover, mit Schafen, die seine Beine umstreifen, beginnt sich in seinen Gedanken ein Drama zu entwickeln. Plötzlich sieht er einen imaginären Wolf, der um seine Herde schleicht. Er lässt sich auf die Knie herunter und kriecht auf das unsichtbare Raubtier zu. Dann zieht er sein imaginäres Gewehr und zielt. „Wenn ich einen Wolf sehe“, erklärt er, „werde ich ihn immer töten.“
Peng! Er feuert und seine Vorstellung endet. Er lächelt.
„Ja, ja“, fährt er fort, „im letzten Herbst haben sie hier Wölfe getötet, zwei oder drei. Du musst Wölfe töten. Wölfe bringen Schafe um.“
Luis Barrientos macht sich einige Notizen und fährt dann davon. Seine normalerweise verspielten braunen Augen werden düster. „Das ist der Wolf in Spanien“, sagt er und verweist damit auf die legale Jagd und auf die zerstörerische illegale Tötung einer Tierart, die am Aussterben ist. „Die Menschen hassen sie. Es ist ein böses Thema, und der Wolf hat eine schlechte Zukunft. Der Krieg gegen den Wolf geht weiter.“
Dieses Interview fasst das Dilemma zusammen, in dem der spanische Wolf steckt. Man muss nicht viel Zeit bei der Feldforschung verbringen oder mit den Schäfern, Bauern und anderen Ortsbewohnern reden, um festzustellen, dass immer noch eine jahrhundertealte Feindseligkeit gegenüber dem Wolf besteht. Der Wolf ist wohl das am meisten gehasste und verfolgte Tier in der Geschichte, verabscheut hauptsächlich aus der Angst heraus, dass er Nutztiere tötet.
Vor zehn Jahren hatte Barrientos eine Fernsehdokumentation über Wölfe in Spanien gesehen. Sie war von Spaniens erstem und größtem Wolfsbiologen Rodriquez Fuentes gedreht worden, der seine Hauptarbeit um 1970 herum machte. Die Sendung veränderte Barrientos Leben und inspirierte ihn, selbst in den Feldern um Valladolid, einer Stadt in Kastilien-León, etwa eineinhalb Autostunden von Madrid entfernt, nach
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