Mit dem Wolf in uns leben. Das Beste aus zehn Jahren Wolf Magazin (German Edition)
tat.
Ich wollte so weit wie möglich von Menschen entfernt sein, wie es nur ein Mensch sein konnte. Ich wollte die totale Isolation. Ich hatte nur das Allernotwendigste zum Überleben mitgenommen. Als Green Beret hatte ich genug Überlebenstraining erhalten. Darüber hinaus machte ich mir nicht die geringsten Gedanken. Ein Marinekapitän hatte mir erzählt, dass er im Norden Kanadas fischen gewesen war, und dass es dort noch ziemlich isoliert sei. Also dachte ich, dass ich dorthin wollte. Ich flog nach Fairbanks und machte mich auf den Weg nach Osten. Ende August kam ich am Great Bear Lake an.
Seit vielen Tagen war ich schon unterwegs und hatte noch niemanden gesehen. Darum beschloss ich, dass dies der richtige Ort für mich war. Ich richtete ein einfaches Campinglager her und machte es mir gemütlich. Während der ersten Wochen sah ich kaum etwas. Meist Tiere, einige wenige große Vögel und viele Spuren. Ich dachte, dass dies der Ort sein müsste, den Gott und die Zeit vergessen hatten. Ich hörte Wölfe heulen, sah aber keine. Ich hatte keine Angst. Ich war an der Grenze der größten Unmenschlichkeiten der Menschen gewesen. Zu diesem Zeitpunkt wünschte ich mir fast den Tod. Ich konnte nicht mehr mit dem Horror leben, den anzusehen ich verflucht war. Eines Nachts, es war eine kristallklare Nacht, schaute ich zum Himmel in einem verzweifelten Schrei nach einem höheren Wesen, sei es nun Gott, Allah, Rama, Buddha oder wer auch immer. Ich flehte nach einer Antwort auf Fragen, von denen ich sicher war, dass es keine Antworten auf sie gab. Spät in dieser Nacht hörte ich den langen Ruf eines einsamen Wolfes. Es klang wie eine Seele, die nach mir rief. Das einzige Mal, dass ich noch einen solch einsamen Ruf gehört hatte, war der meiner eigenen Seele. Ich dachte: Wer immer du bist, wir haben so viel, über das wir weinen können. Erschöpft schlief ich ein.
Am nächsten Tag sah ich den weißen Wolf, der mich aus der Entfernung beobachtete. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich noch nicht sagen, ob es ein Rüde oder ein Weibchen war. Aber ich fühlte mich nicht bedroht. Ich fühlte mich sogar im ersten Augenblick so, als ob es Gott sein könnte. Ja, ich weiß, wie das klingt, aber ich kann versichern, dass ich geistig völlig gesund bin. Wir schauten uns zunächst nur an. Während der nächsten Tage erschien der Wolf immer am gleichen Ort. Ich dachte, dass ich mich ihm nähern könnte, aber das war nicht einfach. Er war ziemlich schlau. Ich ließ einiges Essen für ihn da, aber es blieb unberührt. Als die Zeit verging, kam er von alleine näher. Mit der Zeit kam er nahe genug, dass ich feststellen konnte, dass es ein Weibchen war. Das merkwürdige jedoch war, dass ich sie niemals mit anderen Wölfen sah, immer alleine. Und so begann ich, zu ihr zu sprechen. Es war mir schon klar, dass sie mich nicht verstehen würde, aber ich sprach dennoch mit ihr. Eines Nachts, der Morgen nahte schon, näherte sie sich und setzte sich dicht zu mir hin; sie war nur wenige Meter entfernt. Ich fuhr mit meinem Gespräch fort, und wir wunderten uns. Es war einige Tage später, als sie vor mir stand, ihren Schwanz zwischen die Beine geklemmt und den Kopf gesenkt. Ich streckte die Hand aus und berührte meine weiße Göttin. Danach waren wir Freunde! Überall, wo ich hinging, ging sie mit mir. Sie und ich suchten Nahrung zusammen, und wir aßen zusammen. Ich begann, sie mehr als alles zu lieben. Sie war mein Schutzengel. Ich brauchte sie so sehr, wie sie sicherlich mich brauchte. Sie brachte mein Leben auf einen Stand zurück, mit dem ich umgehen konnte.
Ich hatte keine Kamera dabei, aber ihr Bild ist für immer sowohl in mein Gedächtnis als auch in mein Herz eingebrannt. Ich kann schwer ausdrücken, was ich empfinde, wenn ich meine Beziehung zu ihr schildern soll. Ich weiß, dass sie mein Leben und meine geistige Gesundheit gerettet hat. Mir wurde immer erzählt, dass Wölfe Killer sind – aber wie falsch ist diese Behauptung. Menschen sind die wahren Killer. Ich weiß es, denn ich sah sie in den schrecklichsten Augenblicken.
Als jemandem, der sein Leben und seine Arbeit den Wölfen gewidmet hat, brauche ich Ihnen und Ihren Lesern keine langen Erklärungen zu geben. Sie wissen es besser als ich! Ich nehme an, dass Sie ebenfalls ihre Schreie in Ihrer eigenen Seele gefühlt haben, so wie ich. Wie habe ich geweint, als meine Prinzessin starb. Ich konnte nicht verstehen, warum. Ich liebte sie doch so sehr. Ich verbrannte ihre Überreste und
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