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Mit dem Wolf in uns leben. Das Beste aus zehn Jahren Wolf Magazin (German Edition)

Mit dem Wolf in uns leben. Das Beste aus zehn Jahren Wolf Magazin (German Edition)

Titel: Mit dem Wolf in uns leben. Das Beste aus zehn Jahren Wolf Magazin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
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einer Höhle aufzuspüren und sie dort zu töten. Etwa fünfundzwanzig Prozent der jährlich in Spanien getöteten Wölfe sind Welpen. In dieser Saison ist Barrientos äußerst motiviert, Wölfe zu finden, die Welpen erwarten. Offensichtlich ist es schwer, die Gesamtzahl der illegal getöteten Tiere zu schätzen, aber die Biologen glauben, dass dies die Anzahl der von Menschen getöteten Wölfe auf fünfhundert oder siebenhundert erhöht. Das ist eine große Zahl, vermutlich größer als die Anzahl der Jungtiere eines Jahres.
    Die meisten Jäger sind der Überzeugung, dass sie Nutztiere gegen die Raubzüge eines zu fürchtenden Beutegreifers verteidigen. Nationale Schätzungen von 1989 (dies sind die letzten verlässlichen Daten) geben die Verluste an Nutzvieh mit 1,8 Millionen DM an. Etwa fünfundsiebzig Prozent dieser Verluste geschehen im äußersten Norden von Kantabrien und Asturien, wo die Lebensbedingungen von denen in der landwirtschaftlichen Ebene sehr verschieden sind. In den rauen Bergen der kantabrischen Kordilleren lassen die „campesinos“ ihre Tiere frei in den Bergen und Tälern grasen. Die Wölfe in den Bergen ernähren sich von Reh- und Rotwild, Wildschweinen und Hasen. Sie reißen aber auch unbewachte und leicht zu greifende Nutztiere. Einige Rudel überleben fast vollständig von Nutzvieh.
    Für Barrientos jedoch beweisen diese Statistiken, dass der tödliche Hass auf den Wolf auf einer viel tieferen, psychologischen Ebene beruht, als auf lediglich wirtschaftlichen Schäden. In Kastilien-León richtet der Wolf wenig Schaden an, so behauptet Barrientos. Im gesamten spanischen Wolfsgebiet machen laut Barrientos Wolfsrisse nur etwa zweieinhalb Prozent des Gesamtwertes der Nutzviehindustrie aus.
    1989 wurden in der Provinz von Palencia dreihundert Schafe und nur dreiundzwanzig Rinder von Wölfen getötet. In dieser domestizierten Landschaft grasen die Schafe niemals unbewacht. Sie werden von einem Schäfer und mehreren Hunden begleitet. Die Schäfer tragen auch oft ein Gewehr. Unter den Hunden befindet sich oft ein riesiger Mastiff, der dazu gezüchtet wurde, gegen Wölfe zu kämpfen. Mastiffs reichen leicht über die Taille eines mittelgroßen Mannes und haben große, kraftvolle Kiefer. Sie tragen außerdem eine andere örtliche Erfindung, das „carlanca“, ein breites und gefährlich aussehendes Halsband, das mit riesigen Stacheln gespickt ist. Wenn der Wolf sich auf die Kehle eines Hundes stürzt, der ein solches Halsband trägt, dann bekommt er statt dessen ein Maul voll Stacheln, die seinen Gaumen so zerreißen können, dass er nicht mehr fressen kann.
    „Wölfe werden hier nicht getötet, weil sie Schaden anrichten“, sagt Barrientos, „sondern wegen der Vorurteile und Vergeltung. Es ist eine nationale Entehrung. Eine Barbarei.“
    Die Wölfe in Kastilien-León sind weniger Beutegreifer als Aasfresser und überleben hauptsächlich von toten Schafen und Kühen, aber sie jagen auch Wildschweine und Hasen. Barrientos beobachtete sogar, wie zwei Wölfe in fünfundvierzig Minuten sechsundzwanzig „topillos“ (kleine, maulwurfähnliche Nagetiere) fraßen. Sie fressen sogar Müll. Um die Gefahren, die ihnen drohen, zu bestehen, müssen Wölfe anpassungsfähige Opportunisten sein.
    Nach noch mehr Interviews hat sich Barrientos am späten Abend auf ein Gebiet mit verlässlichen Berichten über Wolfssichtungen konzentriert. Die Gegend sieht gut aus für Wölfe, und sie zeigt einen der überraschendsten Aspekte der Anpassungsfähigkeit der spanischen Wölfe. In der monotonen Landschaft der flachen Hügel in Kastilien-León wird fast vollständig Getreide angebaut, insbesondere Weizen, Gerste und Roggen. Die Landschaft besteht aus weiten Getreidefeldern, gesprenkelt mit offenen Gebieten, wo das Land einige Jahre brachliegt, um sich zu erholen. Gelegentlich erheben sich felsige Ausbrüche, bedeckt mit Pinien und Eichen, über den grünen Weizen. Diese werden „montes“ genannt, obwohl nur ein Flachländer sie als Berge ansehen könnte.
    Die Wölfe in Spanien graben keine Höhlen, um ihre Jungen zu bekommen, so wie in Nordamerika. Stattdessen halten sie nach geschützter Bedeckung Ausschau und bekommen ihre Jungen oberhalb der Erde. In diesem Brotkorb Spaniens ist oft der sicherste Ort der Wölfe für die Geburt nicht zwischen den Bäumen auf den Bergen, sondern in den Weizenfeldern selbst.
    In den Hügeln hinterlassen die Wölfe viele Spuren, was es leicht macht, ihnen zu folgen. Hunde, die sich

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