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Mit dem Wolf in uns leben. Das Beste aus zehn Jahren Wolf Magazin (German Edition)

Mit dem Wolf in uns leben. Das Beste aus zehn Jahren Wolf Magazin (German Edition)

Titel: Mit dem Wolf in uns leben. Das Beste aus zehn Jahren Wolf Magazin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
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„böse“ zu nennen, ist eine Masche, die es dem Angreifer erlaubt, vorzutäuschen, dass er selbst unbefleckt sei. Unsere dunkle Raubtierseite auf Wölfe zu projizieren, gibt uns das Gefühl, dass wir nicht mehr länger Tiere sind, die von unserem eigenen Appetit beherrscht werden, sondern rationale Wesen in Kontrolle unseres Schicksals.
    In einer Kultur, die besessen ist von rationaler Selbstkontrolle, sind verbotene Wünsche eine ständige Verführung, und die Angst, die Kontrolle zu verlieren, zurück in die Wildnis zu gleiten, ist allgegenwärtig. Wir reagieren auf Tiere mit zwiespältigen Gefühlen, weil auf der einen Seite Tiere all das symbolisieren, von dem wir glauben, dass wir dem in uns selber widerstehen müssen. Auf der anderen Seite klingt ihr ungezähmtes Verhalten in uns durch und erweckt unsere versteiften, natürlichen Impulse.
    Tiere wie der Wolf erinnern uns daran, dass wir vielleicht nicht die rationellen, kontrollierten Staatsbürger sind, die wir vorgeben zu sein. Sie berühren unsere unterdrückten Tiefen und locken uns mit dem Versprechen besonderer Kräfte und persönlicher Befriedigung. Dies ist auch die traditionelle Überzeugungskraft des Bösen, das immer mit Tieren wie dem Wolf in Verbindung gebracht worden ist.
    Die Werwolf-Figur in unserer Kultur ist eine mythologische Brücke zwischen Tieren und dem Biest in uns, einem menschlichen Wesen, das sich den Versuchungen körperlicher Verlockungen ergeben hat und somit in Ungnade gefallen ist.
    In modernen Märchen wie „Rotkäppchen“ steht der Wolf für die Korruption der Unschuld durch ein kalkulierendes Ego, geboren, um seine verzwickten Wünsche zu befriedigen. Dieser metaphorische Gebrauch des Wolfes entstand ohne Zweifel aus seinen opportunistischen Jagdmethoden, besonders wenn sich diese Methoden gegen unsere unschuldigen, verletzlichen Haustiere richteten.
    Auf einer tieferen Ebene präsentierte diese Hauptfigur vermutlich zwei Seiten unserer eigenen Natur: eine, die in dem unschuldigen Mädchen idealisiert wird, und die andere, unsere eigene Selbstgefälligkeit, die in uns selbst verleugnet und auf den Wolf übertragen wird.
    Wenn Wölfe unser böses, anderes Ego repräsentieren, dann ist der Hund unsere idealisierte, gute Seite, ein Spiegel, der das glänzende Bild einer Natur reflektiert, die sauber und heil ist, frei von Leiden, Grausamkeit und Ungerechtigkeit, nicht mehr länger ein wilder Gegner, sondern gezähmt und vermenschlicht, ein hingebungsvoller, anbetender Verbündeter. Diese Qualitäten, die in einem Konkurrenten nicht geduldet werden können, werden erstrebenswert in einem loyalen Sklaven. Der Hund ist das Symbol unserer Meisterschaft über die Natur. Er ist ein Wolf, den wir für unsere Kinder „sicher“ gemacht haben, eine Metapher für unser eigenes domestiziertes Leben.
    Die Bemühungen, die Wölfe wieder zurückzubringen, ist Teil einer gegenwärtigen, politischen Neuordnung kultureller Werte, eine Bewegung in Richtung Erweiterung menschlicher Horizonte. Beschäftigt mit rationaler Kontrolle, haben wir den Kontakt zu unserem innersten Selbst verloren. Indem wir die Natur gezähmt und zu einem Status reiner Ressourcen für unseren exklusiven Gebrauch gemacht haben, beginnen wir, den Verlust dessen zu bedauern, was einst eine tief empfundene Verbindung zur Erde war, die uns unterhielt und uns ernährte.
    Wölfe sind auch heute noch Symbole der Wildnis, so wie sie es immer waren, aber für eine steigende Anzahl von Menschen symbolisieren sie nicht mehr Kräfte, die erobert und gezähmt werden müssen, sondern unterdrückte Elemente unserer städtischen Seelen, die wir nicht länger verleugnen können.
    Indem wir den Wolf zurückbringen, versuchen wir die Einheit wiederherzustellen, nicht nur der Welt draußen, sondern auch unserer inneren Welt. Um das zu erreichen, ist es nötig, unsere dunkle, so genannte „tierische“ Seite anzuerkennen und sie in unsere moralischen Ideale zu integrieren.
    Nur wenn wir unsere eigene Wildnis akzeptieren und verstehen, hören wir auf, sie auf andere Tiere wie den Wolf zu projizieren und sie zu ihren Bedingungen zu akzeptieren. Erst wenn wir einen gewissen Grad an Harmonie in uns selbst erreicht haben, reizt es uns auch, ein Gleichgewicht zwischen den menschlichen Bedürfnissen und denen der natürlichen Gemeinschaft herzustellen, von der wir nur ein Teil sind.
    Das Schicksal des Wolfes hängt unweigerlich mit dem der Wildnis zusammen. Die unterschwellige Frage der

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