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Mit den Augen der Fremden

Mit den Augen der Fremden

Titel: Mit den Augen der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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dann veränderte sich ihr Gesicht. Sie schüttelte den Kopf. „Du bist über und über voll Staub“, sagte sie. „Und du wirst gleich umfallen. Jason, warum legst du dich nicht einmal hin? Und nachher, wenn du dich ausgeruht hast, können wir uns darüber unterhalten …“
    „Mele!“ Er beugte sich vor und deutete mit einem staubbedeckten Zeigefinger auf die offene Seite. „Das ist es! Begreifst du denn nicht? Jetzt können wir etwas unternehmen!“
    Sie starrte ihn mit großen braunen Augen an.
    „Was denn?“ fragte sie.
    „Wegen der Ruml – der Ruml und uns!“ Er starrte sie an. „Das, was ich von Anfang an wollte. Eine Brücke zwischen ihren grundlegenden Charakterzügen und den unseren. Hier steht es – in diesem Artikel.“
    „Dieser Artikel?“ Sie sah ihn verständnislos an. „Aber der ist doch …“ Sie drehte das Magazin um, um sein Erscheinungsdatum zu lesen. „Der ist doch vor Jahren geschrieben.“
    „Macht nichts“, sagte Jason. Trotz seiner Müdigkeit grinste er. „Das hier ist ein Stück ehrliche Grundlagenforschung – so etwas, was diese Leute dort drinnen …“ Er deutete mit einer Kopfbewegung auf die Bibliothekstüre. „… was diese Leute dort drinnen nie für nötig gehalten haben. Wen interessiert denn schon, warum Bären wild sind?“ ahmte er sie bösartig nach. „Kannst du sie nicht selber hören? ‚Wer will schon zum Mond?’ ‚Wen interessiert denn schon, ob es etwas Kleineres gibt als Atome – die Atome sind ohnehin so klein, daß wir sie nicht sehen können.’ So reden die ihr ganzes Leben lang. Und ich war genauso. Aber diesmal wird ein Stück Grundlagenforschung ihr Leben retten – allen wird es das Leben retten!“
    „Jason …“ sagte sie mit einer Spur Bedauern in der Stimme.
    „Nein, hör mir zu. Laß dir sagen, was Krott herausgefunden hat. Es gibt immer ein Problem mit Bären – wilden Bären –, wenn sie Menschen angreifen. Nimm den Yellowstone Park. Jedes Jahr werden ein paar Touristen, die die Bären füttern, angegriffen. Andere kriegen überhaupt nichts ab. Nun, Krott hat eine Erklärung dafür gefunden.“
    „Jason …“
    „Nein, höre mir zu.“ Er redete hastig weiter. „Weißt du, ein paar Jahre, ehe dieser Artikel veröffentlicht wurde, fingen ein paar Leute an, sich für etwas zu interessieren, was sie ‚Freßverhalten’ nannten. Ein Barracuda zum Beispiel wird auf ein blitzendes, helles Etwas losgehen, gleichgültig, ob er hungrig ist oder nicht. Und ein Hai, der in Freßwut gerät, wird auf alles losgehen und es zu fressen versuchen – selbst seine eigenen Eingeweide –, wenn die anderen Haie in seiner Umgebung ihn in ihrer blinden Wut angegriffen haben. Er wird zu fressen versuchen – selbst wenn er bereits im Sterben ist.“
    Jason holte Atem. Seine Worte hatten sich förmlich überschlagen.
    „Krott hat bei ein paar Bären, die er fütterte, ein solches typisches Freßverhalten festgestellt. Bären sind Allesfresser. In der Mitte zwischen Fleischfressern und Pflanzenfressern. Pflanzenfresser werden nicht von ihren Eltern gefüttert, wenn sie jung sind. Fleischfresser schon. Aber Pflanzenfresser greifen nicht an, um sich ihre Nahrung zu beschaffen. Bären schon. Der Bär hat das Freßverhalten eines Pflanzenfressers und die Waffen eines Fleischfressers – also greift er jede Nahrung an, die sich bewegt, wenn er sie sieht. Und das ist bei ihm keine bewußte Sache. Es ist ein Reflex, der auch gegen einen Menschen funktioniert, den er mag, falls der Mensch zum Beispiel mit einem Stück Schinken winkt. Wenn er das tut, wird der Bär angreifen – den Schinken nämlich und zufällig auch den Menschen, der ihn hält. Und dieser Angriff hat überhaupt nichts mit den höheren Gefühlen des Bären zu tun.“
    „Na und?“ sagte Mele. „Du sprichst von Bären, nicht von Ruml – oder menschlichen Wesen.“
    „Aber menschliche Wesen haben auch Reflexe!“ sagte Jason verzweifelt. „Keine Futterreflexe, die mit denen der Bären vergleichbar sind – aber ein menschliches Kind, das gehen, sich aber noch nicht verteidigen kann, läuft im Falle einer großen Gefahr auf den nächsten Erwachsenen zu und versucht, an ihm hochzuklettern. In einer größeren Gruppe oder in Menschenmengen wird der Herdeninstinkt zur Flucht – wie zum Beispiel aus einem brennenden Gebäude – oder zum Angriff – wie im Falle von Aufruhr – stärker sein als der intellektuelle Prozeß, der normalerweise solches Verhalten unterdrücken würde.“
    „Oh

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