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Mit den Augen der Fremden

Mit den Augen der Fremden

Titel: Mit den Augen der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Zusammenhang das Wort Schlüssel enthielt.
    Sein Finger fuhr die lange Reihe unter dem Buchstaben S herunter.
    Ein Titel sprang ihm entgegen.
    Er fuhr herum, wühlte in den alten Magazinen – und fand die Ausgabe, die er suchte. Und im gleichen Augenblick, da er das Deckblatt sah, erinnerte er sich daran, wo er das Magazin gelesen hatte. Es war noch auf der Oberschule gewesen, vor jenem Sommer, in dem er in den Rockies die schwarzen Bären beobachtet hatte.
    „Ein Schlüssel zur Wildheit von Bären“ von Peter Krott, und es befand sich im Natural History Magazine der Januarausgabe von 1962. Jetzt konnte er sich ganz deutlich und ohne Schwierigkeiten daran erinnern, daß die Ausgabe vom fünfzehnten Januar in Newsweek sich ebenfalls mit dem Krott-Artikel befaßt hatte.
    Mit zitternden Fingern blätterte Jason in dem Heft. Es war gerade, als hätte er die Arbeit erst vor ein oder zwei Tagen gelesen. Krott hatte mit seiner Frau und zwei Kindern ein paar Jahre in den italienischen Alpen verbracht. Dort hatte er zwei junge Bären großgezogen und sie beobachtet. Und dabei war ihm aufgefallen, daß die jungen Bären in ihrem Spiel mit seinen eigenen Kindern sanft, ja geradezu scheu oder furchtsam waren und daß sie überhaupt nicht oft spielten, einfach deshalb, weil sie mit ihrer Nahrungssuche zu beschäftigt waren – eine Aktivität, die den größten Teil ihrer Zeit beanspruchte, da die Krotts sie nicht fütterten, sondern sie selbst auf Nahrungssuche gehen ließen.
    Nur einmal wurde diese so völlig freundliche Partnerschaft durchbrochen, als Mrs. Krott ein paar Reagenzgläser mit Alkohol in der Tasche einer Lederjacke trug. Einer der Bären griff sie an, riß ihr das Jackett herunter, fetzte die Tasche auf, zog die Korken aus den Reagenzgläsern und verschluckte den Alkohol.
    Das machte Peter Krott, einen bekannten finnischen Zoologen, nachdenklich. Nach weiterer eingehender Beobachtung derselben zwei Bären und nachdem er diesen Zwischenfall mit anderen Berichten von Leuten, die mit Bären zusammengelebt hatten, in Zusammenhang gebracht hatte, kam er zu folgendem Schluß, der am Ende des Artikels stand.
    „… ich fasse also zusammen“, las er. „Ein Pflanzenfresser kann gefüttert werden, weil sein Körper in keiner Weise geeignet ist, die zum Erfassen von Beute nötigen Bewegungen zu vollbringen. Andererseits eignen sich viele Fleischfresser infolge elterlicher Aufmerksamkeit die Fähigkeit an, sich füttern zu lassen …“ Jason hielt inne, suchte sein eigenes Gedächtnis ab. Wie hieß das Buch – o ja, In Freiheit geboren. Von einer Löwin namens Elsa, die eine Frau und ihr Mann unter ähnlichen Bedingungen im afrikanischen Busch großgezogen hatten … wie hieß nur die Autorin? Jason fiel der Name im Augenblick nicht ein. Aber das bestätigte nur, was hier stand. Er wandte sich wieder Krotts Zusammenfassung zu.
     
    „… Dem Bären fehlt diese Fähigkeit, und er ist offenbar auch nicht imstande, sie zu erwerben. Darin liegt, glaube ich, die entscheidende Ursache für die Gefährlichkeit von Bären, die in Kontakt mit Menschen leben. Der Weg zum Herzen des Bären führt nicht durch seinen Magen; das ist es, was für uns so schwer zu verstehen ist, da wir selbst neben einigen anderen Raubtieren in der Lage sind, gefüttert zu werden …“
     
    Jason preßte das Magazin an sich, rappelte sich mühsam hoch und arbeitete sich zwischen den Bücherstapeln zu der Tür von Meles kleinem Büro durch.
    Er und Mele hatten seit jenem Tag, an dem Swenson, Coth und die übrigen das Projekt an sich gerissen hatten, kein privates Wort mehr miteinander gesprochen.
    Sie saß an ihrem Schreibtisch und schrieb von einem Tonbandgerät ab. Das Klappern ihrer Finger auf den Typen hörte auf, als er zur Tür hereinplatzte. In dem Schweigen, das jetzt herrschte, hörte er hinter der anderen Türe die Stimmen von Swenson und den anderen, ein Geräusch, das durch die Dicke der Tür unverständlich gemacht wurde.
    „Mele!“ schrie er. „Ich hab’s gefunden.“
    Er merkte, daß ihm plötzlich die Knie den Dienst versagten. Er fand keinen Stuhl. Und so kippte er einfach rücksichtslos den Paierkorb hinter Mele um, stellte ihn auf den Kopf und setzte sich darauf. Das aufgeschlagene Magazin warf er auf ihre Schreibmaschine. „Schau …“ sagte er eifrig.
    „Jason …“ sie wollte das Magazin wegschieben. „Ich habe eine Menge zu tun.“
    „Hör mir zur!“ fuhr er sie an. „Du mußt mir zuhören!“
    Sie sah ihn an, und

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