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Mit den Augen eines Kindes

Mit den Augen eines Kindes

Titel: Mit den Augen eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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rechte Hand. Der Handteller hatte sich von dem Schlag ebenso gerötet wie ihre Wange.
«Doch, Konni», widersprach sie. «Man muss nur Notfallpläne haben und schnell umdisponieren können. Das habe ich getan. Wozu soll ich dir noch etwas vormachen, nachdem Alex dir so viel erzählt hat? Du weißt, dass ich auf diese Sache nicht eingerichtet war. Ich will mich nicht rausreden, ich will nicht deine Hilfe, keine Kronzeugenregelung oder sonst was. Ich will nur, dass du verstehst und dir keine unnötigen Sorgen machst oder mit deinem Gewissen nicht klarkommst.»
Als sie weitersprach, schien mir ihr Gesicht ehrlich und ihre Stimme aufrichtig. Doch auf meine Eindrücke wollte ich mich lieber nicht mehr verlassen. Ich fand auch, dass sie sich selbst widersprach. Rex sei im Grunde seines Herzens wirklich kein übler Kerl, behauptete sie. Manchmal vielleicht ein bisschen aufbrausend, aber er habe auch viel Pech gehabt, womit sich manches erklären ließe.
«Als ich ihn kennen lernte, hat er mich umgehauen, Konni, nicht mit den Fäusten. Ich hatte eine tolle Zeit mit ihm, bis diese Kerle auftauchten. Er hatte eine Menge Arbeit und Energie in seinen Club gesteckt, und sie wollten sich das für ein Trinkgeld unter den Nagel reißen. Als er ablehnte, einen Übernahmevertrag zu unterschreiben, wurde er beinahe umgebracht und zur Unterschrift gezwungen. Danach war er nicht mehr der Alte. Kein Elan mehr, kein Geld, stattdessen Angst. Männer verkraften es nicht, wenn sie an ihre Grenzen stoßen. Ich dachte, ich könnte ihn wieder aufrichten. Er müsste nur eine neue Aufgabe bekommen. Und hier war ja eine. Geschäft ist Geschäft, dachte ich, ob man nun Unterhaltung verkauft oder Autos. Aber er lungerte nur herum, holte nach ein paar Wochen den Doktor her, damit er Gesellschaft hatte oder einen, der ihm half, seine Wunden zu lecken. Wenn ich am Wochenende kam, sah es immer aus wie in einem Saustall.»
Sie zuckte mit den Achseln, atmete vernehmlich durch und kam auf die Einladung zum Klassentreffen zu sprechen. «Zuerst wollte ich wirklich nicht kommen. Willibald sagte am Telefon, du seiest nicht dabei. Und ich hatte keine Lust mehr, sonntags die Putzfrau spielen. Aber dann, es muss so eine Art sechster Sinn gewesen sein, der mir sagte, schau wenigstens mal vorbei, vielleicht kommt Konni ja doch. Lass dir von ihm noch einmal zeigen, was ein Mann ist. Und dann wirf die beiden Faulpelze raus. Irgendwann muss die Liebe ein Ende haben. Und da erzählte Rex mir, er habe sich letzte Woche in Köln bereits ein Lokal angeschaut und am Montag einen Termin bei einem privaten Geldgeber. Das habe ich ihm nicht geglaubt, Konni. Ich wollte mich davon überzeugen und konnte nur noch gute Miene zum bösen Spiel machen, als ich sah, was er wirklich vorhatte.»
«Du hättest auch das Angebot von Alex annehmen oder mich anrufen können», sagte ich.
Noch so ein Achselzucken. «Ich habe mich auf deinen Sohn verlassen. Ich dachte, das dauert keine halbe Stunde, dann steht Konni hier vor der Tür. War aber nicht so. Und jetzt stecke ich bis zum Hals drin und kann nur versuchen, das Beste daraus zu machen. Dass ich meine Zelte in Hamburg abbrechen muss, ist mir sehr wohl bewusst. Also brauche ich jetzt Startkapital für einen neuen Anfang irgendwo.»
«Du hast doch genug geerbt», sagte ich.
Sie lächelte. «Daran kann Alex sich schadlos halten. Ich komme bestimmt nicht mehr an meine Konten und nehme an, er will Schadenersatz, wenn seine Frau wieder bei ihm ist. Du siehst, Konni, ich habe an alles gedacht. Ich hatte ja Zeit genug in den letzten Tagen. Von meiner Seite aus können wir beide uns das Vergnügen noch ein paar Mal gönnen. Wenn du nicht mehr willst, weil es sich nicht mit deinem Polizeigewissen vereinbaren lässt, auch gut. Aber heute hat es ja auch funktioniert. Wir reden nicht darüber. Ich will nicht wissen, ob du deine Kollegen eingeweiht hast und womit sie sich beschäftigen. Und du erfährst von mir nichts über meine Pläne.»
Als ich ihr nicht sofort antwortete, fragte sie: «Hat es Sinn, dich noch einmal anzurufen?»
«Probier es einfach.»
«Und du wirst alleine kommen?»
Ich glaube, ich schaffte ein Grinsen. «Bin ich doch heute auch. Mir liegt nichts an Zuschauern. Das warst immer du, die das besonders anregend fand. Meine Kollegen muss ich nicht mitbringen, wenn ich dir die auf den Hals hetzen wollte, hätte ich sie längst zu Alex geschickt.»
Als ich kurz darauf das Hotelzimmer verließ, war ich überzeugt, dass ich meine Sache

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