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Mit den scharfen Waffen einer Frau

Mit den scharfen Waffen einer Frau

Titel: Mit den scharfen Waffen einer Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAUREEN CHILD
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abhängig machte, wollte sie gewappnet sein.
    „Was die Seilbrücke betrifft“, setzte sie an. „Ich weiß, ich war nicht sehr schnell. Trotzdem habe ich es geschafft.“
    „Ja.“
    „Ich glaube, wenn ich etwas mehr Zeit gehabt hätte …“ Zum Beispiel eine Million Jahre, fügte sie gedanklich hinzu. „… dann hätte ich wahrscheinlich auch die Kletterwand allein überwunden.“
    „Du warst besser als manch anderer.“
    Also durchschnittlich, dachte sie. Nicht gut, aber besser als andere. Sie empfand Mitleid mit denen, die noch schlechter waren als sie, wenn sie an ihre jämmerliche Kletterei dachte.
    „Alles in allem hast du deine Sache gut gemacht“, sagte Jericho, während Daisy ihn nachdenklich ansah. Er zuckte die Schultern. „Wenn ich ehrlich sein soll, dann muss ich sagen, dass ich das nicht gedacht hätte.“
    „Oh. Überraschung.“ Sie lächelte ihn aufmunternd an, damit er fortfuhr. Wenn er nur Gutes zu sagen hatte, hörte sie es sich gern an.
    „Genau. Gut.“ Durch den Schein des Feuers, der sanfte Schatten auf sein Gesicht warf, fiel es ihr noch schwerer, seine Miene zu deuten. „Also, wie gesagt, du hast Rückgrat bewiesen. Und das ist wichtig. Vielleicht sogar noch wichtiger, als allein eine Wand hinaufzuklettern.“
    „Also bekomme ich keinen Punktabzug, weil ich Hilfe gebraucht habe?“
    „Nein. Außerdem hast du mich nicht um Hilfe gebeten.“
    „Auch wieder wahr“, stellte sie stolz fest. „Und das hätte ich auch nicht.“
    „Ich weiß.“
    „Eben hast du gesagt, dass du noch überlegst, ob du mir den Job geben sollst.“ Daisy holte noch einmal tief Luft und platzte mit ihrer Frage heraus: „Ist die Entscheidung gefallen? Denn wenn du dir noch nicht sicher bist, können wir gern noch einmal zur Wand zurückgehen. Ich könnte es noch mal versuchen. Ich bin sicher, wenn ich mehr Zeit …“
    Er lachte leise. „Du weißt wirklich nicht, was es heißt, aufzugeben, oder?“
    „Nicht, wenn ich etwas unbedingt will.“
    „Ja, ich glaube, das habe ich verstanden. Und wir müssen nicht zurück zur Wand.“
    „Das heißt, du hast dich entschieden?“
    „Ja.“ Er nickte. „Wenn du den Job immer noch möchtest, dann hast du ihn.“
    „Wirklich?“ Sie hätte vor Freude Luftsprünge machen können. Komisch, dachte sie jetzt, ich habe gar nicht gemerkt, was für eine Zerreißprobe das Ganze für mich gewesen ist.
    Denn für den Fall, dass er ihr den Job nicht angeboten hätte, hatte sie sich keinen Plan B zurechtgelegt. Keine Strategie, um ihn doch noch zu überzeugen, sie einzustellen. Und damit auch keine Strategie, um ihn ins Bett zu kriegen und schwanger zu werden. Aber die brauchte sie jetzt auch nicht mehr. Denn sie würde hierbleiben, bei ihm, auf seinem Berg, und zwar jeden Tag. Und jede Nacht.
    Schon bald würde sie ein Baby haben. Sie musste nur noch Ja sagen.
    „Also gut, abgemacht.“
    Wirklich glücklich wirkte Jericho allerdings nicht. „Darf ich dich etwas fragen?“
    „Bitte.“
    „Warum bist du eigentlich so nett zu mir?“ Vielleicht sollte sie nicht so vorwitzig sein und sein Angebot einfach annehmen. Aber Daisy musste wissen, warum er zu ihren Gunsten entschieden hatte. „Wir wissen beide, dass ich die Tests ohne Hilfe nicht bestanden hätte. Also warum hast du mir geholfen?“
    Er fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht und atmete aus. Dann wandte er den Blick von Daisy ab und starrte in die tanzenden Flammen. „Wie ich bereits gesagt habe: Ich bin mit dir hierhergekommen, um dabei zuzusehen, wie du durchfällst.“
    Streng genommen war sie es ja auch. „Und …“
    „Aber das bist du nicht.“ Jetzt sah er sie direkt an. „Du hast nicht abgebrochen, nicht aufgegeben und nicht gejammert. Du hast dich immer wieder zusammengerissen.“
    Daisy war stolz und lächelte bis über beide Ohren. „Also vergibst du schon für reine Sturheit Punkte?“
    Seine Mundwinkel zuckten. „Kann man so sagen.“
    „Ein dreifaches Hurra auf mich.“
    „Abwarten.“
    „Was denn?“
    „Wie es dir hier gefallen wird. Du hast zwar den Job. Aber das heißt noch lange nicht, dass du auch bleiben willst.“
    „Ich werde bestimmt nicht das Handtuch werfen.“ Jedenfalls nicht, bevor sie hatte, weswegen sie hergekommen war. Also frühestens, wenn sie schwanger war.
    Gedankenverloren ließ sie den Blick zu seinen klaren und weichen Lippen schweifen. Dabei durchfuhr ein Prickeln ihren Körper, als wäre sie nach einem langen Schlaf plötzlich erwacht. Als Jericho

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