Mit den scharfen Waffen einer Frau
das Tier und ließ es laufen.
„Ich kann gar nicht glauben, dass Sie das getan haben“, sagte Daisy dankbar, als Jericho sich zu ihr umdrehte.
Er zuckte die Schultern. „Sie hätten es nicht gegessen, also …“
„Danke sehr“, sagte sie einfach und aufrichtig.
Jericho nickte. „Gern geschehen. Dann werde ich mich mal um ein paar Forellen kümmern …“ Er trat einen Schritt vor, blieb aber stehen und sah sie an. „Es sei denn, Sie haben auch Mitleid mit Forellen.“
„Nein. Gebraten, gebacken, gegrillt, mit Soße und sogar als Terrine“, antwortete sie. „Ich mag sie in jeder Form.“
„Gut.“ Er drehte sich wieder um und wollte in Richtung Fluss gehen, da rief Daisy seinen Namen. Erneut blieb Jericho stehen.
„Was ist denn noch?“
Mit wenigen Schritten war sie bei ihm, schlang die Arme um seine Taille und umarmte ihn fest. „Danke. Das ist für das Kaninchen.“
Sie war so nah, so warm, fast vertraut, sodass Jerichos Widerstand zu schmelzen begann. Seit zwei Tagen rang er mit seiner Selbstbeherrschung. Es kostete ihn verdammt viel Mühe, einer Frau, die ein so großes Herz wie sie hatte, mit Härte zu begegnen. Doch er hatte alles getan, um den Abstand zwischen ihnen aufrechtzuerhalten. Um jeden Preis vermied er, in die Tiefen ihrer bernsteinfarbenen Augen zu blicken und ihrem wunderbaren Lächeln zu erliegen.
Doch sie gehörte zu den Frauen, die einen Mann mühelos und gegen seinen Willen um den Finger wickeln konnten. Himmel, seit Stunden schon versuchte er das starke Bedürfnis, sie zu küssen, zu unterdrücken. Ein Bedürfnis, das ihn peinigte, seit er sie zum allerersten Mal auf dem Rasen vor seinem Haus gesehen hatte.
Wie sollte er der Versuchung bloß widerstehen, wenn sie plötzlich so nahe war mit ihren herrlichen Kurven, ihrem köstlichen Mund? Vermutlich hätte jeder bei dieser Begegnung den Kampf gegen die Selbstbeherrschung verloren. Also tat Jericho, was sein Körper ihm diktierte, und befahl seinem Verstand, sich herauszuhalten.
Sanft umfasste er ihr Gesicht und begegnete ihrem erwartungsvollen Blick, bevor sie die Augen langsam schloss. Als sie leise und vorfreudig seufzte, senkte Jericho die Lippen auf ihren Mund und küsste sie.
Ihr Geschmack berauschte ihn, war unglaublich und weckte in ihm die Lust nach mehr. Er spürte, dass sie dem Druck seiner Lippen nachgab, und vertiefte den Kuss. Ein Feuer schien sich in seinem Körper auszubreiten. Voller Verlangen hielt er ihr Gesicht, fuhr mit der Zunge zwischen ihre Lippen und eroberte ihren Mund.
Er hatte das Gefühl, vergehen zu müssen, so sehr quälte ihn sein körperliches Begehren. Als sie sanft aufstöhnte, seufzte er leise und genoss ihre Wonne. Aus Sekunden wurden Minuten, aus Minuten eine kleine Ewigkeit. Er hätte nicht sagen können, wie lange sie so dastanden und einander küssten. Jericho erlag den Empfindungen, die ihn erfüllten und die alles waren, was er jetzt wahrzunehmen imstande war.
Doch sobald es ihm bewusst wurde, verpuffte der Zauber des Moments schlagartig. Jericho kam sich vor wie ein Ertrinkender, der die Wasseroberfläche durchbrach. Sein Atem war heftig, sein Herzschlag wild, und er hörte sein Blut rauschen. Er hatte sich völlig hingegeben, hatte vollkommen die Kontrolle verloren, wie es ihm seit Jahren nicht passiert war. Das machte ihm Angst.
Daisy öffnete die Augen und sah ihn direkt an. Ihr Mund war weich und verführerisch. Jericho wünschte sich nichts mehr, als noch einmal von ihren Lippen zu kosten, mit ihr auf den Waldboden zu sinken und sie zu lieben … Aber genau weil dieses Verlangen so unerträglich stark war, wich er einen Schritt zurück. Was zum Teufel hatte er nur getan?
Wäre er auch nur halbwegs bei Verstand gewesen, hätte er sie auf der Stelle von seinem Berg gejagt. Aber war es nicht die reinste Selbstsabotage, ihr den Job jetzt noch vorzuenthalten? Und das nur weil er befürchtete, in ihrer Nähe nicht mehr derselbe zu sein?
Stellte er sie ein, würde sie seine Selbstbeherrschung ununterbrochen auf die Probe stellen. Aber tat er es nicht, wäre es nicht eine bequeme und feige Entscheidung? Immerhin hatte er Brant Saxon versprochen, seiner Schwester zur Seite zu stehen, wenn sie Hilfe brauchte.
Außerdem bin ich dem Jungen etwas schuldig, führte Jericho sich vor Augen. Im Geiste sah er den ehrgeizigen jungen Mann, der viel zu früh gestorben war, wieder vor sich. Wieder spürte er das quälende Schuldgefühl und die Trauer über den Verlust.
Konnte er wirklich
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