Mit den scharfen Waffen einer Frau
die Berge aufbrechen.“
Nikki fest an ihre Brust gepresst, stand Daisy auf. Die erste Hürde hatte sie genommen. Sie war immer noch hier. Jericho ahnte ja nicht, dass sie ihre Position mit Zähnen und Klauen verteidigen würde, sobald sie etwas Halt hatte. Sie wusste ganz genau, wie sie auf ihn wirkte – wie ein hilfloses Weibchen. Sieht ganz so aus, als könnte es funktionieren, dachte sie insgeheim. Seit Jahren schon war sie auf sich gestellt. Brant hatte sie praktisch allein großgezogen, was weiß Gott nicht einfach gewesen war. Aber es war ihr gelungen. Und was immer Jericho sich für sie ausgedacht hatte, sie würde es auch überstehen. Außerdem hatte sie ein Recht darauf, hier zu sein. Denn dieser Mann sollte ihr helfen, wieder eine Familie zu bekommen.
Sie hob den Kopf und schenkte ihm ein glückliches Lächeln. „Danke.“
„Danken Sie mir nicht zu früh“, erwiderte er und ging in Richtung Tür. „Schon bald werden Sie den Tag verfluchen, an dem Sie hier aufgekreuzt sind.“
Aber nur, wenn ich bis dahin noch nicht schwanger bin, dachte sie.
Es ist schon verrückt, dass ein Mann um sein eigenes Haus schleicht, dachte Jericho.
Er war nie ein Feigling gewesen. Seine ehemaligen Kameraden würden schwören, dass es nichts auf dieser Welt gab, was einem Jericho King Angst einjagte. Und jetzt? Jetzt versuchte er, einer aparten Frau aus dem Weg zu gehen, als wäre sie hochgradig ansteckend und er der letzte Mensch auf diesem Planeten.
Obwohl sie gerade erst eingezogen war, erschien es, als lebte sie schon seit Jahren auf diesem Berg. Ihr idiotischer Hund rannte permanent die Treppen hoch und runter. Dabei machte er mit seinen kleinen Pfoten auf dem Holzboden Geräusche, dass es klang, als wäre ein Schwarm Grillen ins Haus eingefallen.
Sogar die Luft ist anders, dachte er. Mit jedem Atemzug stieg ihm ihr blumiger Duft in die Nase, egal, wo er sich gerade befand.
Jericho war am Rande seiner Selbstbeherrschung angelangt, und das gefiel ihm ganz und gar nicht. Er hatte sein Leben verdammt noch mal so organisiert, dass er nur mit Leuten zu tun hatte, die er um sich haben wollte. Nach Jahren beim Militär ging ihm sein Privatleben mittlerweile über alles. Genau wie die Tatsache, dass seine Gäste kamen und gingen, ohne ihn in seiner Unabhängigkeit einzuschränken. Seine Mitarbeiter wussten genau, wann sie sich zurückziehen und ihn in Ruhe lassen mussten. Hatte er Lust auf eine Frau, dann ging er los und suchte sich eine.
Nur ein paar anregende Nächte mit gutem Sex und zwanglosen Unterhaltungen. Das genügte. Mehr wollte er nicht. Und mehr brauchte er nicht.
Aber mit einem Mal hatte sich alles verändert. Innerhalb von wenigen Stunden hatte Daisy Saxon seine Welt gehörig auf den Kopf gestellt. Und der Einzige, den er dafür verantwortlich machen konnte, war er selbst. Genauso gut hätte er sie mit ihrem hübschen kleinen Po vor die Tür setzen können. Das wäre verdammt noch mal das Beste gewesen.
Nur gekonnt hätte ich es nicht, gestand er sich ein. Denn die Schuld, die er sich am Tod ihres Bruders gab, lastete schwer auf ihm. Hätte Daisy die Wahrheit gekannt, wäre sie niemals hergekommen. Er hatte keine andere Möglichkeit gehabt, als nachzugeben und es auf den Survival-Test ankommen zu lassen. Zum Glück würde sie sowieso nicht bestehen und dann wieder gehen.
Auf der Suche nach etwas Essbarem ging er die Treppe hinunter. Er hatte keine Lust, höflich am Tisch sitzen und dort essen zu müssen. Außerdem stapelten sich Berge von Unterlagen auf seinem Schreibtisch, die er noch abarbeiten musste. Papierkram zu erledigen gehörte nicht unbedingt zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Aber er würde sich mit einem Sandwich in sein Büro zurückziehen. Er würde in Ruhe arbeiten und eine Begegnung mit Daisy bis zum nächsten Tag hinauszögern.
Nachdem er die Tür aufgestoßen hatte, trat er in die Küche und erschrak. Verflixt.
„Hi“, begrüßte sie ihn vom Herd aus, wo sie gerade mit Töpfen und Pfannen hantierte.
Sie trug ein Paar enge Jeans, ein gelbes langärmliges T-Shirt und eine riesige Schürze, die sie sich dreimal um die schmale Taille gewickelt hatte. Nicht nur, dass sie hier stand und kochte, auch was sie kochte, duftete großartig.
„Was tun Sie hier?“ Er trat einen Schritt vor und sah sich um. „Wo ist Kevin?“
„Oh, ich habe ihm gesagt, dass ich heute Abend das Dinner zubereite. Er trifft sich mit seiner Freundin in der Stadt.“
Jericho blickte finster drein. Sie nahm
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