Mit den scharfen Waffen einer Frau
nicht nur sein ganzes Haus in Beschlag, sie erlaubte seinen Mitarbeitern sogar, sich einen Abend freizunehmen.
„Wissen Sie, ich habe gar nicht gewusst, dass es hier in der Nähe ein kleines Städtchen gibt. Stellen Sie sich mal vor, ich irre stundenlang herum und fahre einfach an dieser Stadt vorbei!“ Lächelnd schüttelte sie den Kopf. „Es muss um einiges leichter sein, dort die Besorgungen zu erledigen, als sich quer durch die Berge zu schlagen.“
Schweigend starrte er sie an. Diese Frau redet wie ein Wasserfall.
„Ich dachte, da ich den Job ja sowieso bald …“
Mit zusammengekniffenen Augen sah er sie scharf an. „Das ist noch nicht entschieden.“
„Oh, ich weiß. Aber ich glaube an die Kraft der positiven Gedanken.“
„So, so.“
Sie lächelte wieder. „Ja, auch wenn ich mir vorstellen kann, was Sie davon halten. Aber wenn man sich Mut zuspricht, verändert es das Leben. Man ist, was man über sich denkt.“
„Bitte?“
Als sie daraufhin lachte, wirkte der warme und raue Klang ihres Lachens wohltuend auf ihn. „Ich meine damit, dass man sich dem Universum öffnen und auf den Wunsch konzentrieren muss, den man gerade hat. In der Regel wird er sich dann erfüllen.“
„Dem Universum.“
„Genau. Wenn man ständig negativ denkt, ist es auch kein Wunder, dass man ständig negative Erfahrungen macht, oder? Genauso funktioniert es mit den positiven Dingen im Leben. Wenn Sie Ihre Gedanken auf das Schöne und Gute im Leben richten, wird das Universum dafür sorgen, dass Ihnen Gutes widerfährt.“
Er schüttelte den Kopf. „Dann hilft das Universum Ihnen also dabei, den Survival-Test in den Bergen zu bestehen?“
„Worauf Sie wetten können!“ Sie rührte in einem Topf, der auf dem Herd stand. Sofort zogen noch mehr köstliche Aromen durch den Raum. „Ich werde die Situation erfolgreich meistern und Ihre Glückwünsche in Dankbarkeit annehmen.“
Jetzt musste er einfach lächeln. Sie schien sich ihrer Sache so sicher zu sein.
Was sollst du bloß mit einer Frau anstellen, die glaubt, dass sie ihr Leben mit der Kraft ihrer Gedanken steuern kann?
Der verführerische Duft des Essens, das sie gerade zubereitete, stieg ihm in die Nase. Doch obwohl sein Magen schon zu knurren begann, wollte er nicht schon bei einem Topf Suppe schwach werden. „Na, dann machen Sie mal weiter und denken Sie an was Schönes. Ich habe noch zu tun. Ich mache mir nur kurz ein Sandwich und bin schon wieder weg.“
„Sandwich?“, wiederholte sie entsetzt. „Das ist doch keine Mahlzeit für einen Mann wie Sie. Ich hätte da etwas Besseres. Warum setzen Sie sich nicht hin, und ich bereite Ihnen einen Snack zu?“
Er wollte ablehnen. Denn er wollte nicht noch mehr Zeit als nötig in ihrer Nähe verbringen. Außerdem befürchtete er, dass sie noch mehr von ihrem esoterischen Gerede zum Besten geben würde. Allerdings merkte sie dann vielleicht, dass er sie bewusst mied, und das wollte er auf keinen Fall.
Seufzend ging Jericho zum Tresen in der Mitte des Raums und setzte sich auf einen der hohen Stühle. Er sah Daisy zu, als sie die Ofentür öffnete, mit einem Handschuh hineingriff und ein Kuchenblech mit goldbraunen Pasteten hinauszog.
„Die Küche ist ein Traum“, sagte sie. „Diese Warmhalteschublade zum Beispiel. Das Essen bleibt heiß, verkocht aber nicht. Und, oh Mann, die integrierte Kühllade hier …“ Sie schüttelte den Kopf, griff sich ans Herz und seufzte. Dann lachte sie leise und seufzte noch einmal theatralisch. „Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, ich habe einen Orgasmus bekommen, als ich die Gefriertruhe entdeckt habe.“ Verschämt grinste sie ihn an und sagte leise: „Habe ich das gerade etwa laut gesagt?“
„Haben Sie“, entgegnete er und wünschte, er hätte sie nicht verstanden. Denn auf das Wort Orgasmus hatte sein Körper in höchster Alarmbereitschaft reagiert. Am liebsten hätte er diese Frau gepackt und ihr demonstriert, was ein echter Orgasmus war. Zumindest hätte sie sich dann nicht mehr fragen müssen, ob sie einen bekommen hatte.
„Entschuldigung“, erwiderte sie und nahm einen Teller aus einem Schrank. „Bei Küchen gerate ich schnell ins Schwärmen, und diese hier ist eine ganz besondere Schönheit!“
„Hm-hm.“ Es kümmerte ihn nicht. Bis er Kevin eingestellt hatte, hatte eine Küche für ihn, Sam und die anderen aus einer Mikrowelle, einem Kühlschrank für Bier und Lebensmittel und einer Spüle bestanden. Jericho erinnerte sich daran, wie er
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