Mit der Liebe spielt man nicht
Reichtum aus dem Zylinder zu zaubern, und schon würde sie zu ihm ziehen. Was für ein Idiot war ich doch, dachte er wütend und schüttelte fassungslos den Kopf.
Die Geldfrage war nur eine Seite der Medaille gewesen. Ihre erste Forderung, wie Ariana es genannt hatte. Und auf die hatte sie seinetwegen verzichtet. Aber bei der zweiten Forderung hatte er kläglich versagt. Und so wie es aussah, konnte er nichts von dem ungeschehen machen, was Ariana so verbitterte. Warum hatte er nur nicht gemerkt, dass er sich selber eine Falle stellte, als er Ariana aus einer unerklärlichen Neugierde heraus seinen wahren Beruf verschwieg?
Lucian musste den Tatsachen ins Gesicht sehen. Er hatte sich selbst hereingelegt. Aber wenn es etwas gab, das er während der letzten neununddreißig Jahre gelernt hatte, dann war es die Fähigkeit zu kämpfen. Er würde um diese Frau kämpfen, und zwar mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen.
Zuerst einmal musste er einen kühlen Kopf bewahren und die Situation logisch betrachten. Ariana war jetzt wütend und verletzt. Aber das schien ein Strohhalm, an den er sich klammern konnte. Besser, sie war aufgebracht über sein Verhalten, als dass es sie völlig kalt ließ. Wenn sie ihn ohne jede Gefühlsregung aus ihrem Leben gestrichen hätte, wäre die Lage hoffnungslos gewesen.
Bei einer so leidenschaftlichen, temperamentvollen Frau wie Ariana war zu erwarten, dass sie etwas Unüberlegtes täte, etwas, das ihn verletzen sollte. Und sicher spürte sie instinktiv, dass ihre stärkste Waffe ein anderer Mann sein würde. Bei dem Gedanken an Richard Dearborn in seinem Dreihundert-Dollar-Trenchcoat verspannte sich Lucian. Ihn meinte er, als er Ariana davor gewarnt hatte, nichts zu tun, was sie später einmal bereuen würde.
Er hatte ihr nicht drohen wollen. Warum nur konnte er seine Eifersucht nicht besser unter Kontrolle haben? Warum hatte er sie nicht einfach in den Arm genommen und geküsst?
Aber es war sinnlos, weiterhin darüber nachzugrübeln. Was Lucian jetzt brauchte, war ein Plan. Er musste sich überlegen, was für Möglichkeiten ihm noch blieben, das Desaster wiedergutzumachen.
Entschlossen drückte er auf den Knopf seiner Sprechanlage. „Mrs. Kingsley, setzen Sie sich bitte mit dem Privatdetektiv in Verbindung, den wir letzten Sommer bei dem Fall Morrison eingesetzt haben. Bestellen Sie ihm, dass ich ihn heute Nachmittag in meinem Büro erwarte.“
„Ja, Mr. Hawk. Soll ich ihm auch sagen, worum es sich handelt?“
„Um einen Trickbetrüger namens Fletcher Galen.“
Lucian schaltete das Gerät aus und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er betrachtete den Briefbeschwerer aus Glas, als ob es sich dabei um eine magische Kristallkugel handelte. Der beste Trumpf, den er in der Tasche hatte, war die Zusammenarbeit im Fall Fletcher Galen, auf die Ariana und er sich am Anfang geeinigt hatten. Für sie war diese „Partnerschaft“ wahrscheinlich mit dem gestrigen Eklat beendet. Doch er schwor sich, alles zu tun, was in seiner Macht stand, um Fletcher Galen zu entlarven. Er würde ihr dabei helfen, ihre Tante aus den Fängen dieses Scharlatans zu befreien. Er würde ihr zeigen, dass für ihn ihre Beziehung noch lange nicht zu Ende war.
Wieder schaltete er seine Sprechanlage ein.
„Ja, Mr. Hawk?“
„Mrs. Kingsley, wenn Sie die Sache mit dem Detektivbüro erledigt haben, rufen Sie dann bitte bei einer Blumenhandlung an und bestellen sechs gelbe Rosen? Man möge sie mir heute Nachmittag ins Büro schicken.“
„Ist gut, Mr. Hawk.“
Mrs. Kingsley arbeitete nun schon seit über fünf Jahren für diesen Mann, der sowohl ein erfolgreicher Unternehmer als auch ein ziemlich bekannter Magier war. Sie hatte sich inzwischen daran gewöhnt, dass ihr Chef so ganz anders war, als man das von einem normalen Geschäftsmann erwartete. Der dienstliche Ton, mit dem sie seine ungewöhnliche Bitte entgegennahm, verriet mit keiner Spur, was sie im Stillen dachte.
Lucian konnte nicht sehen, dass seine Sekretärin zufrieden lächelte, während sie die Anlage abschaltete. Es war höchste Zeit, dass ihr Chef endlich eine Frau fand, die ihm wichtig genug war, um ihr während der Geschäftszeit Rosen zu bestellen. Elvira Kingsley wusste zwar, dass Lucian Hawk natürlich ein Privatleben hatte, doch hatte er es bisher strikt aus den Bürostunden verbannt. Und an diesem Tag hatte sie bereits zwei Aufträge privater Natur erhalten: die Bestellung eines Mittagessens für zwei Personen und eines halben
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