Mit der Liebe spielt man nicht
Dutzends gelber Rosen.
Von diesem Mittagessen war Mr. Hawk in einer äußerst merkwürdigen Verfassung zurückgekehrt. Und jetzt die Rosen. Das kann ja interessant werden, dachte Mrs. Kingsley und griff zum Telefonhörer.
Die erste Rose fand Ariana, als sie am nächsten Morgen ihre Wohnungstür öffnete. Nach einer nahezu schlaflosen Nacht war sie etwas spät dran - und mit sich und der Welt unzufrieden. Und als sie aus der Tür gehen wollte, war da diese Rose. Ariana war überrascht und verblüfft.
Die Blume lag nicht auf der Matte, sondern schien in Augenhöhe in der Luft zu schweben.
Ariana wusste, dass nur ein Mensch auf die Idee kommen würde, ihr auf diese Art Rosen zu schicken. Nachdem sie sich von der ersten Überraschung erholt hatte, löste sie die Blume von dem unsichtbaren Nylonfaden, der am Türrahmen befestigt war. Am Stil der Rose hing ein Zettel.
Der Gedanke, dass Lucian hier gewesen war, vor ihrer Wohnungstür, hob sofort Arianas trübe Stimmung. Er war während der Nacht ganz in ihrer Nähe gewesen, und sie hatte sich schlaflos im Bett herumgewälzt. Was hätte sie getan, wenn er nun geklingelt hätte?
Hastig faltete sie den Zettel auseinander. Da stand nur ein Satz: „Ich werde Galen für dich entlarven.“ Unterschrieben war die Nachricht mit einem schwungvollen „J“.
Arianas Finger zitterten, während sie den Satz wieder und wieder las. So enttäuscht sie über den etwas geschäftsmäßigen Ton war, so erleichtert schien sie doch darüber, dass Lucian offenbar vorhatte, seinen „Auftrag“ auszuführen.
Das bedeutete aber auch, dass sie sich Wiedersehen würden.
Mit klopfendem Herzen ging Ariana zu ihrem Porsche, der am Straßenrand parkte, und steckte den Schlüssel ins Schloss. Da erst sah sie die gelbe Rose, die am Armaturenbrett befestigt war.
Diesmal fand sie keine Nachricht dabei. Fassungslos schüttelte Ariana den Kopf. Wie hatte er es nur geschafft, in den Wagen zu kommen? Der Porsche war während der ganzen Nacht verschlossen gewesen, und es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass jemand mit Gewalt versucht hätte, ihn zu öffnen.
Doch als Ariana auch auf ihrem Bürosessel eine Rose fand, musste sie Lucian heimlich bewundern. Das Gebäude, in dem sich ihre Büroräume befanden, wurde während der ganzen Nacht scharf bewacht. Also hatte er sich an den Wachmännern vorbeischleichen müssen, um dann vor mindestens zwei fest verschlossenen Türen zu stehen. Diese musste er mit irgendeinem Trick geöffnet haben, denn sonst hätte sich automatisch die Alarmanlage eingeschaltet. Es sei denn, er ist durch die Wand gegangen wie dieser Houdini, dachte Ariana und musste bei dem Gedanken lächeln.
Die vierte Rose wurde ihr von ihrer Sekretärin auf einem Stapel von Briefen hereingebracht, die sie unterschreiben sollte.
„Fragen Sie mich nicht, wie die Blume dahingekommen ist“, sagte Beth und lächelte verschmitzt. „Plötzlich lag sie da, wie aus dem Nichts gezaubert.“ Ariana unterließ es, Fragen zu stellen.
Und als Ariana am Abend das Büro verließ, fand sie wieder eine Rose in ihrem Auto, diesmal auf dem Fahrersitz.
Die sechste Rose lag auf ihrem Kopfkissen. Ariana hatte die Bettdecke zurückgeschlagen, während sie verblüfft auf die Blume starrte, schlug ihr das Herz bis zum Hals.
Lucian war hier gewesen, direkt neben ihrem Bett!
An diesem Abend dauerte es lange, bis sie endlich einschlief. Sie hatte das Gefühl, gerade erst die Augen geschlossen zu haben, als sie gegen Morgen plötzlich erwachte. Wenn nun Lucian sich wirklich in sie verliebt hatte, würde er dann auch wissen, wie er ihre Liebe gewinnen könnte? Oder würde er mit all den Zaubertricks, die ihm zur Verfügung standen, versuchen, ihre Liebe zu erzwingen?
Ohne eine Antwort auf ihre Frage gefunden zu haben, fiel Ariana wieder in einen unruhigen Schlaf.
Am nächsten Vormittag um zehn Uhr meldete Beth ihrer Chefin, dass Richard Dearborn am Telefon sei. Während Ariana sich das Gespräch durchstellen ließ, musste sie sich eingestehen, dass ihr ein Anruf von Lucian lieber gewesen wäre.
„Ich fliege morgen früh nach New York“, begann Richard. Er hatte eine sehr angenehme Stimme. „Eine Geschäftsreise. Wollen wir heute Abend noch schön zusammen essen gehen?“
Sofort fiel Ariana Lucians Warnung ein, wie gefährlich es wäre, einen Magier zu erzürnen. Glaubte Lucian vielleicht, sie gehöre ihm? Dann hatte er sich gründlich getäuscht. Sie würde ihm beweisen, dass er keinerlei Recht auf sie hatte.
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