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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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»Halliday, ich könnte Sie leicht umbringen. Statt dessen sag ich Ihnen, was Sie tun müssen, um nicht umgebracht zu werden. Aber dafür will ich von Ihnen eine Gegenleistung. Wenn Sie dann erfahren, was es ist, versuchen Sie nicht, sich herauszureden. Tun Sie, was ich von Ihnen verlange, und zwar sofort.«
    Angenommen, die Post brachte mir tatsächlich eine echte Bombe ins Haus – und nicht nur ein mit Isolierband verklebtes Päckchen, in das jemand einen Scherzartikel gesteckt hat, um mich vor der Polizei lächerlich zu machen –, dann mußte ich diese geschwätzige kleine Warnung als ernstgemeinte Drohung verstehen.
    Die Neugier, in die sich auch etwas Sorge mischte, triumphierte prompt über meine Pläne für diesen Arbeitstag, und ich fing an, mit New York zu telefonieren. Es dauerte nicht lange, und ich hatte etwas über Karlis Zander herausgebracht, aber es war – wie er mir prophezeit hatte – nicht viel. Überdies war ich an diese wenigen Informationen nicht ohne Mühe herangekommen. Der Pressedienst-Archivar, den ich am besten kannte, war überraschenderweise zunächst wenig geneigt, einem alten Freund aus längst vergangenen Tagen einen Gefallen zu tun.
    »Bob«, sagte er jammernd, »es geht da um heikle Dinge, wie einige deiner geheimnisvollen Freunde das nennen würden.«
    »Ich hab keine geheimnisvollen Freunde. Soll das heißen, daß sich schon mal jemand in den oberen Etagen eures Hauses für den Fall interessiert hat? Sitzt da einer drauf?«
    »Nein, das soll es nicht heißen. Im Augenblick sitzt auch keiner drauf, aber das heißt noch lange nicht, daß ich einfach alles rauslassen kann. Woher das plötzliche Interesse an Zander? Was steckt denn dahinter?«
    »Er hat mir nur einen Brief mit einer Bombendrohung ins Haus geschickt. Reicht das?«
    »Kannst du nicht ein bißchen deutlicher werden? Wen bedroht er denn? Den Bürgermeister? Den Präsidenten?«
    »Mich.«
    »Dich?« Er lachte krampfhaft. »Und wann war das alles?«
    »Heute morgen. Er sagt, er brauche meine Freundschaft und Mitarbeit.«
    »Bob, da nimmt dich jemand auf den Arm.« Als ich darauf nichts sagte, redete er weiter. »Also gut, vielleicht liest du mir jetzt mal den Brief vor?«
    Ich las ihm den Brief vor, ließ aber die letzten sieben Worte weg und erwähnte auch nichts von der Ansichtskarte. Es folgte ein langes Schweigen, schließlich ein Seufzer. »Glaub mir, Bob, du bist der letzte Mensch auf der ganzen Welt, mit dem dieser Zander etwas zu tun haben möchte.«
    »Ich glaub’s dir ja, aber weshalb?«
    »Also, erst mal ist Zander heute nur noch einer aus einer ganzen Sammlung alter Decknamen.«
    »Er ist tot?«
    »Nein, er ist nicht tot, aber er möchte, daß wir das glauben , da mach ich jede Wette. Früher mal, als gerissener, hinter den Kulissen operierender Drahtzieher für die Sache der Revolution, da war es ihm gleich, ob einer oder ob viele wußten, wie clever er war, wie schlau und fix er agierte. Heutzutage ist das ganz anders. Jetzt tut er alles, um sich hinter einer sicheren Anonymität zu verschanzen.«
    »Und was treibt er heute?«
    »Er tritt als freier Unternehmensberater auf. Wirklich, so steht es hier, und er rät auch seinen Kunden, ihn und seine Dienste so zu bezeichnen, falls mal die Beamten vom Rechnungshof auftauchen. Um es weniger fein auszudrücken, er ist ein Mittelsmann auf höchster Ebene und verwaltet viele Millionen Dollar an Bestechungsgeldern; sein Geschäft betreibt er aus drei Aktentaschen heraus, und in allen größeren Hauptstädten ist ständig eine Suite in einem Luxushotel für ihn reserviert. Du willst den Vertrag zum Bau neuer Hafenanlagen östlich von Suez? Du willst, daß dein Konzern das allerneueste Flugabwehrsystem liefert, ohne das diese nervösen Führer der Dritten Welt nicht auszukommen glauben? Dann ist er dein Mann. Oder vielmehr, dann ist er dein Mittelsmann, einer, der die ganz speziellen Spielregeln und religiösen Vorurteile aller anderen im Kopf hat. Er ist derjenige, der genau weiß, wer geschmiert werden muß, und der auch genau weiß, wie hoch jeder einzelne von ihnen zu veranschlagen ist. Darüber hinaus versteht er es, diese Zahlungen in jedem Fall so über die Bühne zu bringen, daß kein parlamentarischer Untersuchungsausschuß der Welt je den Finger auf dich richten und ›Bestechung!‹ rufen kann. Verstehst du langsam?«
    »Wie nennt er seine Beraterfirma, und wo hat er seinen Stützpunkt?«
    »Bob, er hat so viele verschiedene Firmennamen an so vielen

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