Mit der Zeit
distinguierter Mitinhaber in einer langen Spalte im Briefkopf. Um Casa Editrice Pacioli kümmerte sich ein Mann namens McGuire. Laut Barbara war er die Nummer drei auf der Liste der tätigen Mitinhaber.
Ich stellte fest, daß mich diese Auskunft beruhigte, und fragte mich, warum. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis ich die Antwort wußte. McGuire und seinesgleichen würden nicht für jemanden wie Karlis Zander arbeiten. Mit einem Kraftakt riß ich mich zusammen.
»Haben Sie je mit Pacioli zu tun gehabt?«
»Sicher, durch den Agenten, der uns in Italien vertritt. Gut eingeführter Verlag mit einer blühenden Pädagogikabteilung und einem guten Langzeitprogramm. Sie wurden von einem Mischkonzern übernommen, wenn ich mich recht erinnere, und das könnte ihre Bereitschaft zu einem solchen Angebot erklären.« In ihre Stimme kam eine gekünstelte Ruhe, wie immer, wenn sie von Geld sprach. »Robert, sie bieten ein Pauschalhonorar plus achtzig Prozent aus den Taschenbuchrechten plus vierzig Prozent aus Veröffentlichungen in Fortsetzungen. Das Honorar würde fünfzigtausend betragen – Dollars, nicht Lire –, zahlbar je zur Hälfte bei Vertragsabschluß und bei Ablieferung des Manuskripts. Es kommt aber noch besser: Das Honorar würde nicht – ich wiederhole: nicht – auf die Verfassertantiemen angerechnet. Sie bekommen es einfach für Ihre Arbeit. Die nicht bei Vertragsabschluß fällige Hälfte des Honorars würde hier auf einem Treuhandkonto hinterlegt werden, zusammen mit weiteren fünftausend als Anzahlung auf Ihre Reisespesen. Es ist ein traumhaftes Angebot.«
»Oder ein Traumgebilde.«
»Robert, ob das ein Thema für Sie ist, finden Sie nur heraus, wenn Sie es sich von Mr. McGuire erklären lassen. Ich habe ihm gesagt, ich würde ihn spätestens am Mittwoch zurückrufen.«
»Wozu die Eile? Auf Schnellschüsse mit ihrem ständigen Zeitdruck laß ich mich nicht mehr ein.«
»Guter Freund, ich weiß, daß Alimente abzugsfähig sind, aber erst muß etwas da sein, von dem man sie abziehen kann, und Sie haben zur Zeit keine anderen Eisen im Feuer. Die fünfzigtausend liegen praktisch auf der Straße, Sie brauchen sie nur aufzulesen.« Sie nennt mich immer dann ›guter Freund‹, wenn sie mehr Kooperation von mir erwartet. Wahrscheinlich hatte mein Steuerberater mit ihr geredet. Beim Finanzamt hatten sie meine Einkommensteuererklärungen aus den letzten drei Jahren geprüft, und anscheinend hatte ich mit einer saftigen Nachzahlung zu rechnen.
» Ich werd’s mir überlegen.«
»Guter Freund, überlegen Sie sich’s, während Sie das Williams-Manuskript redigieren, und dann rufen Sie mich am Mittwochvormittag an, damit ich mit Mr. McGuire einen Termin ausmachen kann. In Ordnung?«
»In Ordnung.«
Ich rief sie am Mittwochvormittag nicht an, denn das war der Tag, an dem die Bombe eintraf.
Das Päckchen hatte etwa die Größe und das Gewicht eines durchschnittlichen Buches. Das braune Packpapier war säuberlich mit einem schwarzen Isolierband verklebt worden, wie man es in der Haushaltsabteilung eines Supermarkts kaufen kann. Mein Name und meine Anschrift auf dem Aufklebezettel waren mit der Maschine geschrieben, ebenso die Anschrift des Absenders. Er gab sich die Nummer eines Postfachs in Miami, wo das Päckchen aufgegeben worden war, aber keinen Namen.
Als der Postbote, der es gebracht hatte, gegangen war und ich aufgehört hatte, einfach dazustehen und es einfältig anzuglotzen, als wartete ich nur darauf, von ihm angeredet zu werden, legte ich es sehr behutsam auf den nächsten Tisch. Darauf setzte ich mich hin und stellte überrascht fest, wie kalt und zugleich heiß mir plötzlich geworden war. Die Zugehfrau, die mich versorgt, mußte jeden Augenblick kommen. Ich wartete an der Wohnungstür auf sie, sagte ihr, sie dürfe das Päckchen nicht anrühren, und ging dann zurück in mein Arbeitszimmer.
Der Bedarf nach einem Sprengkommando kann in unserem Teil Pennsylvanias nicht sehr groß sein. Jedenfalls war im Telefonbuch unter diesem Stichwort keine Eintragung zu finden, und so rief ich meine Teilzeitsekretärin an, die sich für Kommunalpolitik interessiert, und fragte sie nach dem Namen des ranghöchsten Mannes in unserer Polizei. Das Päckchen erwähnte ich nicht. Ich sagte ihr, ich wolle im Zusammenhang mit dem Williams-Manuskript einige Aspekte des polizeilichen Ermittlungsverfahrens klären. Da Williams ein freigesprochener Mörder war, war das ein überzeugender Vorwand. Sie sagte, ich solle mit
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