Mit dir an meiner Seite
große Männer. Auch das blonde Mädchen im Bikini auf der anderen Seite des Spielfelds konnte den Blick nicht von ihm nehmen. Sie und ihre Freundin waren Ronnie sofort aufgefallen: dünn und hübsch, mit blitzend weißen Zähnen und sichtlich daran gewöhnt, im Mittelpunkt zu stehen und von allen Jungs angehimmelt zu werden. Sie standen eher am Rand und jubelten nur ganz verhalten. Wahrscheinlich wollten sie ihre Frisuren nicht durcheinanderbringen. Ronnie fand die beiden blöd, auch wenn sie noch gar nicht mit ihnen geredet hatte.
Sie wandte sich lieber dem Spiel zu. Genau in dem Moment machten die beiden attraktiven Jungs einen Punkt. Und noch einen. Ronnie kannte zwar den Spielstand nicht, aber die zwei waren eindeutig das bessere Team. Trotzdem beschloss sie, lieber für das andere zu sein. Nicht nur, weil sie grundsätzlich eher für die Außenseiter war, sondern weil die beiden Gewinner sie an die verwöhnten Privatschüler erinnerten, denen sie gelegentlich in den Clubs begegnete. Diese Knaben von der Upper East Side, die sich für etwas Besseres hielten, nur weil ihre Väter Investmentbanker waren. Sie kannte einige von den privilegierten Jugendlichen und merkte deshalb gleich, wer in diese Kategorie gehörte und wer nicht. Und unter Garantie waren die beiden gut aussehenden Sportler hier in der Gegend sehr populär. Ihre Vermutung bestätigte sich nach dem nächsten Punkt, als der Partner des braunhaarigen Jungen vor dem Aufschlag der Freundin des blonden Mädchens zuzwinkerte. Diese Freundin war perfekt gebräunt und sah aus wie eine Barbiepuppe. Bestimmt kannten sich die reichen und schönen Menschen in dieser Stadt alle gegenseitig.
Was nicht weiter überraschend war, oder?
Das Spiel schien plötzlich weniger interessant. Ronnie wollte gehen und hatte sich schon abgewandt, als wieder ein Aufschlag übers Netz geschmettert wurde. Das gegnerische Team gab den Ball zurück, jemand rief irgendetwas, und auf einmal fingen die Leute um sie herum an, sich gegenseitig zu schubsen. Ronnie verlor einen Moment lang das Gleichgewicht. Das genügte.
Sie sah gerade noch, wie einer der Spieler in ihre Richtung gerannt kam, den Kopf im Nacken, damit er den Ball erwischte. Sie konnte ihm nicht mehr ausweichen, er packte sie an den Schultern - einerseits wollte er dadurch seinen Schwung bremsen, aber andererseits wollte er auch verhindern, dass sie hinfiel. Bei dem Aufprall zuckte ihr Arm unkontrolliert, der Deckel ihres Styroporbechers löste sich, der Limostrahl schoss durch die Luft und landete auf ihrem Gesicht und ihrem T-Shirt - sie konnte es nicht mehr verhindern.
Der braunhaarige Junge starrte sie mit erschrocken aufgerissenen Augen an.
»Ist alles okay?«, keuchte er.
Die Flüssigkeit lief ihr übers Gesicht und drang durch den Stoff ihres T-Shirts. Wie aus weiter Ferne hörte sie, dass jemand im Publikum anfing zu lachen. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Was für ein großartiger Tag.
»Ja, klar - alles okay«, fauchte sie giftig.
»Ehrlich?« Der junge Mann schien ernsthaft besorgt zu sein. »Ich bin ja richtig in dich reingeknallt.«
»Lass mich einfach los«, zischte sie zwischen den Zähnen hervor.
Er schien gar nicht gemerkt zu haben, dass er sie immer noch an den Schultern festhielt. Sofort nahm er seine Hände weg, wich einen Schritt zurück und fasste automatisch nach seinem Armband. »Tut mir schrecklich leid. Ich habe nur auf den Ball geachtet und -«
»Das ist mir klar«, unterbrach Ronnie ihn. »Ich hab's überlebt, okay?«
Mit diesen Worten drehte sie sich um. Nichts wie weg! Hinter ihr rief jemand: »Komm schon, Will! Wir spielen weiter.« Aber während sie sich einen Weg durch die Zuschauermenge bahnte, spürte sie, dass sein Blick ihr folgte.
Ihr T-Shirt war zwar nicht ruiniert, aber ihre Laune hatte dieser Zusammenprall nicht gerade verbessert. Im Gegenteil. Sie mochte dieses Shirt, es war eine Erinnerung an ein Konzert von Fall Out Boy, in das sie sich letztes Jahr mit Rick geschmuggelt hatte. Ihre Mom war fast durchgedreht deswegen. Nicht nur, weil Rick am Hals ein Spinnweb-Tattoo hatte und mehr Piercings im Ohr als Kayla. Nein, sie war sauer, weil Ronnie gelogen hatte - sie wollte ihrer Mutter nicht sagen, wo sie hinging, und kam erst am folgenden Nachmittag heim, nachdem sie mit Rick bei seinem Bruder in Philadelphia übernachtet hatte. Mom untersagte ihr daraufhin jeden Kontakt mit Rick. Sie durfte nicht einmal mehr mit ihm sprechen. Aber schon am nächsten Tag verstieß
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