Mit dir, fuer immer
Ich will nichts von dir haben."
„Dann bereust du die letzte Nacht also doch?"
„Natürlich nicht", gestand sie ein. „Es war schön, geradezu traumhaft. Aber ich erwarte nicht..."
„Glaubst du, es war eine einmalige Angelegenheit?" Rio legte ihr die Hand in den Nacken und zog Paloma energisch an sich. „Das brauche ich jetzt", sagte er leise, als sie ihn erschrocken ansah, und küsste sie.
4. KAPITEL
Es war Freitagvormittag, als Paloma das Schaufenster des alten Futtermittelladens putzte. Sie war dabei, ihren Teil in Besitz zu nehmen. Papiere und Akten und die antike Registrierkasse waren in einer Ecke des Lagerraums untergebracht. Vom Band erklang Musik von Tschaikowsky, die Palomas aufgewühlter Stimmung entsprach.
Könnte ich die Erinnerungen an Rio doch auch so einfach wegwischen wie den Schmutz von der Fensterscheibe, dachte sie. Dieser Mann hatte ihre Schwächen gesehen, und das konnte sie ihm nicht verzeihen - und auch nicht seine Zärtlichkeit, für die sie viel zu empfänglich war. Nach den Erfahrungen, die sie mit ihrer Mutter gemacht hatte, durfte sie niemandem mehr erlauben, Macht über sie auszuüben.
Vor einer Woche war Rio gegangen und hatte Mai-Ling bei ihr zurückgelassen. Heute Morgen hatte sie die Stute gesattelt und war nach Jasmine geritten, um sich mit den Erinnerungen an Boone und ihren Ängsten auseinander zu setzen.
Pueblo steckte den Kopf durch die Tür. „Ich mag keine Rüschen, und diese Musik gefällt mir auch nicht", erklärte er und zog sich rasch in den Teil zurück, in dem die Säcke mit Tierfutter standen und sich Männer drängten, die Düngemittel und Samen kaufen wollten.
Paloma lächelte wehmütig. Boone hatte gewollt, dass sie die Hälfte des Ladens bekam. Es war das einzige Geschenk des Mannes, der vielleicht ihr Vater gewesen war.
Ein ungefähr zehnjähriges Mädchen in einem Overall und einer rosa Jacke kam herein.
„Ich bin Cindi Blaylock", sagte sie. „Sehen Sie mich nicht so böse an. Meiner Mom und meinem Dad würde das gar nicht gefallen, auch nicht meiner Tante Else. Und sie alle wollen die Frau kennen lerne n, die meinen Onkel Rio so aufgeregt hat. Seit einer Woche ist er ständig gereizt, und er hat Tante Else angerufen und gefragt, wie man Fenster und einen Herd putzt. Um so was hat er sich bisher nie gekümmert. Was machen Sie mit Mai-Ling, seiner Lieblingsstute?"
„Ich habe mir die Stute geliehen und bezahle für sie", antwortete Paloma.
„Als ob ich das glauben würde! Onkel Rio hat sie von klein auf großgezogen. Er verleiht sie ganz bestimmt nicht." Das Mädchen wies auf den Kassettenrekorder. „Das ist aber eine hässliche Musik. Bestimmt kann man dazu nicht tanzen. Ich bin schon mit Onkel Rio auf Mai-Ling geritten. Wahrscheinlich will er das nächste Mal Sie und nicht mich mitnehmen.
Damit bin ich meinen tollen neuen Onkel also wieder los."
„Das reicht, Schatz", sagte eine schwangere Frau in schwarzer Tunika und schwarzer Hose, die soeben mit einer anderen Frau eingetreten war.
Paloma sah sofort, dass die schwangere Frau und das Mädchen die gleiche Kinnpartie und ebenso glatte schwarze Haare hatten wie sie selber. Sind das auch Kinder von Boones? fragte sie sich.
„Ich bin Kallista Blaylock", stellte die schwangere Frau sich vor. „Roman Blaylock ist mein Mann, und das ist Else Murphy, seine Schwester. Sie sind bestimmt Paloma Forbes. Wir haben Ihnen ein kleines Begrüßungsgeschenk mitgebracht. Es ist aus dem Keramikladen hier in der Straße. Er gehört Roman und mir." Sie reichte Paloma einen Karton mit Keramikbechern.
Else richtete ihre schwarzen Augen nachdenklich auf Paloma. Typische Blaylock-Augen, dachte Paloma.
„Besuchen Sie mich, sobald Sie können", sagte Else. „Sie sehen aus, als könnten Sie ein anständiges Essen brauchen. Anmelden müssen Sie sich nicht. Bei uns kommt immer viel auf den Tisch, und wir haben immer Gäste."
„Danke, sehr nett von Ihnen. Tut mir Leid, dass ich Ihnen keinen Platz anbieten kann."
Palomas Hände zitterten. Sie wollte die weit verzweigte Blaylock-Familie nicht besuchen.
Und dann diese merkwürdige Ähnlichkeit zwischen Kallista, Cindi und ihr...
Nervös holte Paloma die Keramikbecher aus dem Karton und stellte sie auf ein Brett. „Die sind sehr schön, danke."
„Roman bringt gleich Putzsachen", verkündete Else. „Wir möchten Ihnen helfen, wenigstens den schlimmsten Schmutz zu beseitigen. Sie werden bald den ganzen Blaylock-Clan kennen lernen. Alle sind schon sehr neugie
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