Mit dir, fuer immer
dass sie das Klavier, die Notenblätter und die Kleider seiner Mutter erhielt.
Paloma holte die Noten hervor, setzte sich an das alte Klavier und begann zu spielen.
Sie schloss die Augen und gab sich den Erinnerungen und der Musik hin. Sie liebte Musik.
Als Kind war sie zum Klavierspielen gezwungen worden. Als Erwachsene hatte sie Klavier gespielt, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen und damit ihre Mut ter sie nicht ablehnte.
Jetzt spielte sie, weil sie Musik liebte.
Ein Geräusch lenkte sie ab. Rio saß in dem alten Schaukelstuhl und betrachtete sie besorgt.
Sie spielte außerdem, um ihr Herz zu erleichtern.
Und sie spielte, um Rio mit ihrer Musik zu sagen, wie sehr sie ihn liebte.
Als sie ihr Spiel beendet hatte, stand er auf, trug sie zum Schaukelstuhl, setzte sich mit ihr auf dem Schoß wieder hin und wiegte sie. „Ich liebe dich, Schatz, vergiss das nie."
Um Mitternacht klingelte das Telefon. Rio drückte Paloma fester an sich, während er nach dem Apparat auf dem Nachttis ch angelte und sich schläfrig meldete. „Rio Blaylock."
Im nächsten Moment setzte er sich auf, sah Paloma an und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. „Ich frag sie. Entspann dich, Roman. Kallista ist es die ganze Zeit doch gut gegangen." Er lä chelte knapp. „Schon gut, ganz ruhig. Fall nicht in Ohnmacht. Ja, ich rufe Else an. Cindi ist über Nacht bei ihr? Gut. Else wird die anderen anrufen."
„Das Baby?" fragte Paloma, nachdem Rio aufgelegt hatte.
„Kallista verlangt nach dir. Ihr seht euch so ähnlich und versteht euch so gut, als wärt ihr Schwestern. Vielleicht sieht sie tatsächlich eine Schwester in dir. Sie hat Roman bei sich, und Doc Bennett ist unterwegs. Else wohnt zu weit entfernt. Kallista würde es aber verstehen, wenn du Llewlyn-House nicht betreten willst."
Eine halbe Stunde später stieg Paloma aus dem Pick-up. Rio trat neben sie, als sie an dem weißen Haus mit den Verzierungen hochblickte. Er bemerkte ihren traurigen Blick, zog sie an sich und küsste sie auf die Stirn.
„Sie wohnen im neuen Anbau, Schatz. Du brauchst nicht in das alte Haus zu gehen. Und wenn du nicht bleiben kannst, wird Kallista dafür Verständnis haben."
Paloma straffte sich. „Sie braucht mich doch, oder?" Bisher hatte man nur für Auftritte nach ihr gefragt.
Wenig später saß Paloma an dem großen Bett und hielt Kallistas Hand. Rio stand hinter ihr. Roman hielt besorgt Kallistas andere Hand.
„Sagen Sie ihm, dass er sich keine Sorgen machen muss, Paloma", bat Kallista.
„Wir sollten ins Krankenhaus fahren", sagte Roman rau.
„Nein, ic h bekomme mein Kind auf Llewlyn-Land", entgegnete Kallista. „Paloma, sagen Sie ihm, dass mein Kind hier geboren werden soll. Sie fühlen das genau so wie ich."
„Sie versteht das nicht", flüsterte Roman.
Sobald die nächste Wehe abgeklungen war, erklärte Kallista ernst: „Paloma weiß es. Sie fühlt, dass es richtig ist. Sie ist meine ... Freundin. Sie hatte Angst davor herzukommen, aber sie hat es für mich getan."
„Es ist richtig, dass Sie Ihr Kind hier bekommen", sagte Palo ma. „Ich helfe Ihnen dabei."
Sie strich Kallista übers Haar, obwohl sie keine Erfahrung damit hatte, sich um eine Frau zu kümmern, die kurz vor der Niederkunft stand.
Paloma griff nach der Bürste auf dem Nachttisch, bürstete Kallistas Haar und flöchte einen lockeren Zopf. Jetzt gehörte sie zu einer Familie und wurde gebraucht. Und sie passte zu diesen Menschen. Kallista gab ihr nun die Gelegenheit, Trost und Liebe zu spenden.
„Ein Kind hier auf Boones Land", flüsterte Kallista. „Das hatte ihm gefallen, nicht wahr, Paloma?"
„Ja, sehr."
„Und ich möchte mehr als ein Kind haben."
„Noch mehr Geburten?" murmelte Roman erschöpft.
Doc Bennett, der gerade hereinkam, hörte das. „Hören Sie zu jammern auf, Roman.
Kallista hat mir schon verraten, dass sie das ganze Haus voll mit Kindern haben will. Ich brauche Hilfe", erklärte er, während er Kallista untersuchte. „Ich konnte meine Assistentin nicht wecken, und Else ist nicht hier. Der werdende Vater soll sich zusammenreißen und nicht in Ohnmacht fallen. Ich habe schon etliche Blaylock-Väter umkippen sehen." Er sah Paloma prüfend an. „Sie machen nicht den Eindruck, als würden Sie leicht ohnmächtig werden."
„Bestimmt nicht. Sagen Sie mir, was ich tun soll."
Doc Bennett wandte sich an Rio. „Machen Sie Wasser heiß. Das ist immer die Aufgabe der Männer." Als Rio sich nicht rührte, sondern besorgt zu Paloma
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