Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)
reife Studentin unter all den jungen Leuten vor und schnaubte verächtlich. Nun ja, die Möglichkeit jedenfalls war gegeben.
Ob sie sich einen neuen Job suchen sollte, war ebenfalls noch nicht entschieden. Sie hatte mittlerweile seit acht Monaten nicht mehr gearbeitet. Warum also nicht ein Jahr aussetzen? Sie konnte neue Hobbys entdecken. Vermutlich war es an der Zeit, das Fallschirmspringen für eine Weile ruhen zu lassen. Sie hatte das Gefühl, dort oben in luftiger Höhe fürs Erste gefunden zu haben, wonach sie gesucht hatte. Es war, als sei die alte Evelyn immer da gewesen, hatte nur darauf gewartet, wiederentdeckt zu werden. Als habe sie nur darauf gewartet, ihren Sohn zu umarmen. Darauf gewartet, ihren Job zu kündigen.
Trotzdem musste sie in den nächsten Tagen hinaus zum Hangar von SkyChallenge fahren. Bazza hatte gesagt, er habe ihr etwas Wichtiges zu sagen.
»Ist es wichtiger als die Tatsache, dass Sie im selben Apartmentblock wohnen wie die Exverlobte meines Sohnes oder dass Belinda mit meinen Enkeln schwanger gewesen ist?«, hatte sie amüsiert gekontert.
»Sehr lustig, McGavin«, hatte er entgegnet. Und es machte sie auch weiterhin glücklich, dass er sie so nannte.
Während sie ihren alten Bürokomplex hinter sich ließ und die frische, kühle Nachmittagsluft ihre Haut streichelte, stellte sie sich vor, Carl würde an ihrer Seite gehen. »Das hast du gut gemacht, Ev«, würde er sagen. »Die Welt liegt dir zu Füßen, Babe. Mach draus, was du willst!« Sie lächelte bei dem Gedanken an diesen dummen Spruch, den sie so oft von ihm gehört hatte.
»Ich nehme das Leben, wie es kommt, danke, mein Lieber«, antwortete sie laut.
Sie hätte schwören können, sein Lachen zu hören – aber sicher sein konnte sie sich im dröhnenden Verkehrslärm nicht.
Belinda erstarrte, als das Baby zu weinen begann. Sie hatte sich gerade wieder ins Bett gelegt, nachdem sie den einen Zwilling die letzte Stunde gestillt hatte. Welches Mädchen weinte jetzt? Sie war verwirrt.
»Wollen die mich auf den Arm nehmen?«, rief Stacey aus dem Wohnzimmer. »Die hören ja nie auf.«
»Ich weiß!«, antwortete Belinda. Und in diesem Moment hob eine zweite Stimme zum Geschrei an. Nein, nein, nein! Nicht beide gleichzeitig! Jede nahm ein Kind aus dem Bettchen und wiegte es beruhigend hin und her.
»Welche von beiden muss jetzt gefüttert werden?«, erkundigte sich Stacey, sah von einem Baby zum anderen und versuchte sich blinzelnd zu erinnern, wer als Letztes an der Reihe gewesen war.
»Du meine Güte, ich hab den Überblick verloren.« Belinda war denTränen nahe. Sie war erschöpft und ratlos. Stacey war ebenfalls derVerzweiflung nahe. »Wir brauchen Hilfe«, erklärte sie und fühlte, wie der Stresspegel mit jedem lauter werdenden Schrei der Babys weiter nach oben ausschlug.
»Verdammter Mist!«, fluchte Stacey, was bei ihr selten vorkam. Meine Güte, wenn Stacey schon die Nerven verliert, dachte Belinda. Was soll ich dann erst sagen?
»Okay, bin gleich wieder da.« Belinda rannte mit einem (aber welchem?) Zwilling im Arm zurTür. Die beiden mochten sich zwar nicht besonders ähnlich sehen, aber um zwei Uhr morgens und bei akutem Schlafmangel war sie zu keinem vernünftigen Gedanken mehr fähig.
»Belinda! Wo willst du hin? Es ist mitten in der Nacht!«
»Ich hole Hilfe!«
Bazza schreckte durch ein pochendes Geräusch auf. Er saß aufrecht im Bett und sah sich einen Moment verwirrt im Zimmer um, bevor er registrierte, dass jemand an seine Wohnungstür hämmerte.
Er zog Jeans über seine Boxershorts und stolperte ins Wohnzimmer. Als er sich der Tür näherte, hörte er ein Baby weinen. Dieses Geräusch wurde nur ab und zu durch Klopfen unterbrochen.
Versuchte jemand die Tür einzutreten?
Er riss die Tür auf. Vor ihm stand Belinda im Schlafanzug, ein schreiendes Baby in den Armen. Sie machte den Mund auf, um etwas zu sagen, brachte jedoch nur ein Schluchzen heraus. Brauche. Hilfe , war alles, was er zwischen Tränen verstand.
»Kein Problem«, sagte er ohne Zögern. »Darf ich?« Damit streckte er die Arme nach dem Baby aus.
»Machst du Witze?«, jammerte Belinda und gab ihm das Baby. »Natürlich darfst du. Du kannst sie behalten, wenn du willst.«
Bazza wollte schon laut lachen, verstummte jedoch, als er ihren Gesichtsausdruck sah. Humor war jetzt vermutlich nicht angebracht. »Komm! Gehen wir rauf zu deiner Wohnung.« Er griff sich seine Wohnungsschlüssel. In diesem Moment ging eine andere Tür auf, und er
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