Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)
gespielt.«
Evelyn war nahe daran, James in aller Öffentlichkeit überschwänglich zu umarmen. Stattdessen nahm sie das Kartenspiel aus der Tasche, das sie tatsächlich immer bei sich trug, und legte es auf den Tisch.
»Du gibst!«, sagte sie mit einem Lächeln. »Also, was hattest du mit Belinda so Geheimnisvolles zu besprechen?«, wollte sie wissen, als er die Karten austeilte.
James seufzte. »Nichts Besonderes. Ich wollte nur wissen, wie es ihr geht.« Er starrte in seine Karten.
Evelyn musterte ihren Sohn stirnrunzelnd. Normalerweise wusste sie Gefühle oft nicht genau zu deuten.Aber in diesem Moment hatte sie eine Idee. »Bist du in sie verliebt?«, platzte sie heraus.
James blinzelte überrascht. Nach der ersten Schrecksekunde schüttelte er den Kopf. »Nein«, antwortete er. »Ich glaube, ich habe mir das beinahe eingebildet. Jedenfalls war ich ziemlich durcheinander. Ich dachte, dass ich mich statt Andy um sie kümmern muss. Aber sie hat mir einen Korb gegeben. Sie ist nicht interessiert. Und eigentlich ist das gut so. Weniger kompliziert, jedenfalls. Jetzt bin ich einfach nur der Onkel fürs Grobe und für den Spaß.«
Diesmal konnte Evelyn sich nicht beherrschen. Sie stand auf, ging um den Tisch herum, schlang die Arme um James und umarmte ihn, wie sie lange niemanden mehr umarmt hatte. Als sie sich schließlich wieder setzte, musterte James sie mit hochgezogenen Augenbrauen. »Womit habe ich das denn verdient? Du bist doch sonst nicht gerade die Kuschelfee.«
»Man kann sich ändern, oder?«, entgegnete sie. »Erinnerst du dich an die Umarmungen deines Vaters? Er hat uns dabei immer fast die Rippen gebrochen, wenn er nach Hause kam. Egal wie lange oder kurz er fort gewesen war.«
»Ja, daran erinnere ich mich sehr gut. Ob man wollte oder nicht, man wurde in den Schwitzkasten genommen.«
»Tja, weißt du was? Ich vermisse das. Nach seinem Tod konnte ich meine Gefühle nicht mehr offen zeigen. Das war nicht fair. Weder mir noch euch Jungs gegenüber.« Evelyn griff über den Tisch nach James’ Hand. »Sorry, James.«
»Keine Sorge, Mum. Ist schon okay. Du bist dran! Nimm eine Karte.«
19
In der Woche nach der Geburt der Zwillinge kämpfte Bazza mit sich, ob er Belinda in ihrem Apartment besuchen sollte. Allerdings wusste er nicht einmal, ob sie schon aus der Klinik entlassen und nach Hause gekommen war. Wieder einmal war alles in der Schwebe. Er hatte weder eine Ahnung, welche Gefühle sie ihm gegenüber hegte, noch war er sich im Klaren darüber, wie er sich verhalten sollte. Hatte er sich nur eingebildet, dass da etwas zwischen ihnen war?
Die Frage nach ihrer Heimkehr erledigte sich am darauffolgenden Tag. Als er im Parterre in den Lift stieg, stand sie dort, in der Hand einen Blumenstrauß und mehrere Luftballons mit der Aufschrift »Es ist ein Mädchen!«. Sie sah blass und müde aus und hatte das dunkle Haar zu einem kurzen Pferdeschwanz im Nacken zusammengebunden. Und doch war sie so schön wie eh und je.
»Hallo!«, grüßte er sie und verstummte sofort verlegen. Er kam sich ziemlich dämlich vor. Du benimmst dich wie ein Idiot. Reiß dich zusammen.
»Komme gerade aus der Klinik«, sagte sie und deutete mit dem Kinn auf die Ballons. »Die sind vom Klinikpersonal … sieht man, was?«
»Klar doch«, antwortete er. Jetzt sag doch was Intelligentes! »Und wo sind die Zwillinge?«, erkundigte er sich und war froh, einen Anknüpfungspunkt für eine Unterhaltung gefunden zu haben.
»Die sind schon oben. Mit Stacey. Offenbar ist es meiner Genesung zuträglich, zwischen Wohnung und Parkhaus hin und her zu gehen, um alles auszuladen, während sie sich um die Babys kümmert.« Belinda lächelte trocken.
»Brauchst du Hilfe?«, erkundigte er sich hoffnungsvoll.
»Nein danke. Das war die letzte Tour.«
Die Lifttür öffnete sich im zweiten Stock, und Bazza zögerte auszusteigen. »Hat mich gefreut, dich zu sehen«, brachte er schließlich heraus.
»Ja, mich auch«, erwiderte sie mit einem schwachen Lächeln.
Die Tür begann sich hinter ihm wieder zu schließen, als er sich herumdrehte und den Arm ausstreckte, um sie aufzuhalten. »Belinda, hör mal! Sag mir bitte Bescheid, wenn ich etwas für dich tun kann, ja? Jederzeit … auch mitten in der Nacht … wenn die Babys sich nicht beruhigen lassen oder so. Ich bin immer für dich da. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?« Er hoffte, dass sie merkte, wie ehrlich das gemeint war.
»Ja, ist angekommen«, erwiderte sie.
Die Lifttür
Weitere Kostenlose Bücher