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Mit einem Bein im Modelbusiness

Mit einem Bein im Modelbusiness

Titel: Mit einem Bein im Modelbusiness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Mario und Amend Galla
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eigenartigerweise und wurde tatsächlich zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch eingeladen.
    Das darfst du jetzt nicht versauen, bläute ich mir immer wieder ein und bereitete mich akribisch auf alle möglichen Szenarien vor. Ich recherchierte über die Historie des Norddeutschen Rundfunks und lernte irgendwelchen Quatsch auswendig, aber am Ende kam alles ganz anders.
    » Herr Galla, was glauben Sie, zeichnet Sie aus, dass wir Sie unbedingt einstellen sollten?«, lautete die erste Frage, die mich direkt zu Beginn des Gesprächs völlig aus dem Konzept brachte.
    Es war ja mein erstes Bewerbungsgespräch überhaupt, und ich hatte null Plan, wie ich auf diese Frage reagieren sollte. Heute weiß ich, wie das funktioniert: Man muss einfach in den höchsten Tönen über sich sprechen. Selbst wenn du etwas nicht kannst, behauptest du es einfach. In der Prüfungssituation können sie dir ohnehin nicht nachweisen, ob du lügst oder nicht. Selbstredend kannst du in einer Krisensituation aus einem Kaugummi, einem Stück Draht und der Tinte eines Kugelschreibers eine flugfähige Rakete bauen. Was für eine Frage! Das ist deine leichteste Übung! Mach es einfach wie die Politiker in den Talkshows, und du bist aus dem Schneider.
    Tja, ganz so clever war ich damals noch nicht, denn meine Version klang in etwa so: » Ja … ähh … ich bin, glaube ich, einfach … hmm … ein netter Typ so … ähh … vom Ding her … und … der Pförtner hat mir sofort den Weg gezeigt, also wo ich hinmuss, in welchen Raum und so … wirklich schön haben Sie’s hier … ah ja, genau, einer Ihrer Mitarbeiter hat mich sogar bis hierher begleitet, der war sehr freundlich, und ich hab mich auch kurz mit ihm unterhalten … yo … und … äh … ich glaube, ich bin auch echt ein netter Typ … so generell, und deswegen, finde ich, passe ich hier auch gut rein.«
    Ohne Witz! Diesen Schwachsinn habe ich wirklich vor den Ohren des Ausbildungschefs des NDR von mir gegeben. Vor mir saß ein Gremium aus fünf Leuten, die sich permanent Notizen machten und die ganze Zeit kritisch dreinblickten. Auf einmal hob eine Frau ihren Kopf, schaute mich an und sagte kurz und knapp: » War’s das?«
    Ich saß da wie ein begossener Pudel. Ich hatte auch kein Hemd an wie die anderen Bewerber, sondern einen schlichten Esprit -Pullover mit Kragen.
    » Ja, ich glaube, das war’s«, antwortete ich. » Ich finde mich einfach nett, und ich finde die Atmosphäre hier auch supernett.«
    Die Dame senkte unbeeindruckt ihren Kopf und schrieb etwas auf ihren Block. Ich hatte es vermasselt. Ich hatte es dermaßen krass vermasselt. Wo blieb nur die Frage, wo ich mich in zehn Jahren sehe?, ärgerte ich mich. Das hatte ich so schön vorbereitet. Ich finde mich einfach nett? Alter, hörst du dich manchmal selbst reden? Ich verließ das Gebäude, pflanzte mich auf die nächstgelegene Parkbank und zündete mir erst mal eine riesige Lunte an, um wieder runterzukommen. Das hatte ich total in den Sand gesetzt.
    Sie nahmen mich trotzdem.
    Die Ausbildung startete im September 2006. Achtzehn Monate hatte ich nun bereits absolviert, ein knappes Jahr lag noch vor mir. Ich sah die Sache als entspannte Möglichkeit an, Geld zu verdienen, aber, wie bereits erwähnt, mein Herz schlug nicht dafür. Wirkliche Erfüllung brachte mir diese Bürotätigkeit nicht.
    Träume vom Erfolg
    Direkt nach dem ersten Shooting im Matsch der Lüneburger Heide begann ich, mich in die Materie einzufuchsen, und besorgte mir jede Woche am Kiosk internationale Modemagazine. Jetzt achtete ich jedoch nicht mehr wie früher auf die Artikel, sondern nur noch auf die Werbeanzeigen.
    » Du wirst jetzt aber nicht schwul, oder?«, scherzte Lea gerne, wenn ich minutenlang irgendeinen Typen in Boxershorts anstarrte. Insgeheim freute sie sich aber wie eine kleine Prinzessin darüber, dass sie beim Frühstück nicht mehr durch die Zeitung von gestern, sondern durch die neuesten Ausgaben von Vogue, GQ , Numéro oder L’Officiel Hommes blättern konnte.
    Bei jeder Kampagne, die wir uns gegenseitig zeigten, glaubte ich, diese Models würden Millionen über Millionen verdienen. Ich begann zu träumen – von New York und Mailand, den berühmten Designern, den großen Prêt-à-porter-Shows in Paris und wie es wohl wäre, mein Gesicht auf dem Cover all dieser Magazine zu sehen. Das Leben als Topmodel stellte ich mir wie in einem kitschigen Hollywood-Film vor, und ich fühlte mich bereit dafür. Ich weiß, das mag vielleicht

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