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Mit einem Bein im Modelbusiness

Mit einem Bein im Modelbusiness

Titel: Mit einem Bein im Modelbusiness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Mario und Amend Galla
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Schneekönigin.
    » Ach, wie schön. Weißt du noch, als du unbedingt diese eine Jacke haben wolltest?«
    Ich konnte ihr strahlendes Gesicht direkt vor meinen Augen sehen, während sie ins Telefon sprach.
    » Klar, weiß ich das noch«, grinste ich zurück.
    » Die war doch von HUGO BOSS , soweit ich mich erinnere, oder?«
    » Ja, war sie. Du, ich muss jetzt weitermachen. Grüß schön, ’ne?«
    » Das mach ich. Das muss ich gleich André erzählen. Ach, wir sind ja so stolz auf dich.«
    Ich legte auf und dachte an die Situation, die meine Mutter eben angesprochen hatte. Ich war damals fünfzehn und wollte unbedingt diese eine College-Jacke von HUGO BOSS haben. Monatelang schlich ich im Kaufhaus um sie herum, probierte sie an, posierte lässig vor dem Spiegel und hing sie jedes Mal wehmütig zurück. Sie war einfach nicht zu bezahlen. Der Winterschlussverkauf kam, und ich fiel aus allen Wolken, als ich das neu ausgezeichnete Preisschild unter der Jacke entdeckte: 149,- Euro. Meine Mutter hatte ein Einsehen und opferte am nächsten Tag ihre Mittagspause, um mir endlich meinen lang ersehnten Wunsch zu erfüllen. Wir standen an der Kasse, und ich stellte mir schon vor, wie ich damit angeberisch über den Schulhof stolzieren würde, als die Kassiererin sagte: » Entschuldigung, aber der Preis gilt für den Pulli unter der Jacke. Die ist aber auch im Sale. Sie kostet – kleinen Augenblick, ich schau mal nach … jetzt nur noch 599,– Euro.«
    Ich blickte drein, als hätte ich gerade erfahren, dass der Weihnachtsmann doch nur eine Erfindung der Werbeindustrie war.
    » Entschuldige, Mutti«, gab ich mit hängenden Schultern von mir. » Hab ich nicht gesehen. Komm, lass uns gehen.«
    Vor meiner Modelkarriere hatte ich mich nie besonders für Designermode interessiert. Ich kannte auch all die Marken gar nicht. HUGO BOSS allerdings war mir sehr wohl ein Begriff. Nicht nur wegen der Jacke, auf die ich so scharf war, sondern weil das eine dieser deutschen Firmen war, die man eben kannte: Mercedes, Siemens, Bayern München, Hugo Boss. Für mich war das alles eine Liga.
    Eine knappe Stunde später klingelte mein Handy erneut. Ich wollte erst gar nicht drangehen, so aufgeregt wie ich war.
    » Mario, es sieht ganz gut aus«, sagte Christian.
    » Hammer!«
    » Wahrscheinlich buchen sie dich, aber sie brauchen noch ein Video von dir. Sie möchten sehen, wie du läufst. Das muss jetzt alles ganz schnell gehen. Wenn sie dich wirklich nehmen, müsstest du heute noch fliegen!«
    » Sie möchten sehen, wie ich laufe?«, murmelte ich leise, und ich sah meinen Traum schon in weite Ferne rücken. Wenn die meinen Walk sehen, nehmen die mich nie im Leben, dachte ich. Dann hat es sich ausgeträumt. Und ein Video von mir gab es auch nicht. So ein Mist!
    » Mario, bist du noch dran?«
    » Ja«, begann ich ratlos. » Was machen wir denn jetzt?«
    » Ist Peter noch da?«
    » Klar!«
    » Gib ihn mir!«
    Die beiden redeten. Peter lief dabei unruhig durchs Studio. Mir kam es so vor, als bedeutete ihm dieses Engagement viel mehr als mir selbst.
    Wieso machte es ihn nur so glücklich, wenn er mir helfen konnte? Ich musste wieder an den Krieger denken, den er angeblich in mir sah. Ich schaute in den riesigen goldenen Spiegel, der schräg an der Wand lehnte, und konnte noch immer keinen Krieger darin erkennen.
    In der Villa des Agenturchefs
    » Okay, Mario. Let’s go!«, hörte ich plötzlich Peters Stimme neben mir. » Wir müssen jetzt sofort zum Chef fahren. Auf der Stelle!«
    » Zum Chef?«
    » Yeah, die Kamera liegt bei Matthias zu Hause.«
    Matthias ist der Besitzer der Agentur.
    » Wir müssen noch ein Video von dir drehen. Wir haben Glück, und er ist übers Wochenende nicht weggefahren.«
    Dann drehte sich Peter um und widmete sich dem anderen Model.
    » Sorry, Darling, du hast ja mitbekommen, was hier los ist. Wir müssen die Session abbrechen, aber wir holen das nach, okay?«
    Der Typ war richtig cool, hat überhaupt nicht gemeckert oder die Modelzicke raushängen lassen, sondern mir sogar dabei geholfen, meinen Kram zusammenzupacken. Und als Peter und ich unten vor meinem Auto standen, rief er mir, während er die Straße überquerte, noch » Ich wünsch dir Glück!« hinterher. Echt cool!
    Mit meinem kornblumenblauen Golf 4, den ich von meiner Tante geerbt hatte, heizten wir mit vollem Karacho durch halb Hamburg, denn als Chef einer Modelagentur wohnt man selbstredend nicht in der Innenstadt, sondern schön gediegen in Winterhude, direkt

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