Mit einem Fuß im Himmel
voreinander, nicht wahr?«
»Ich verstehe dich nicht!«
»Aber du liebst mich doch noch, nicht wahr! Bitte, sag’ mir, daß du mich liebst!«
»Ja, natürlich, das weißt du doch!«
»Nein, das weiß ich nicht! Du hast es mir seit zwei Tagen nicht mehr gesagt!«
»Nun hör mal, Gaby...«
»Ich will wissen, ob du mich liebst!«
»Ja!« erklärte Till Torsten entschieden. »Genügt dir das jetzt?«
»Überhaupt nicht, Till!«
»Ja, ja, ja! Jetzt zufrieden?“
»Ganz und gar nicht! Das ist doch keine Liebeserklärung!«
»Aber du kannst doch nicht im Ernst verlangen, daß ich hier und am Telefon...«
»Doch, das verlange ich! Bitte sag’ mir jetzt sofort: ich liebe dich, ich liebe dich irrsinnig!«
»Irrsinnig!« sagte Till Torsten. »Hör mal, Gaby...«
»Nein, du liebst mich nicht! Wenn du nicht einmal sagen kannst, daß du mich liebst... wie soll ich es denn da glauben? Ach, Till... jetzt bin ich ganz unglücklich... richtig verzweifelt bin ich!«
»Aber, Gaby, bitte, nimm doch Vernunft an, ich bitte dich wirklich! Ich bin doch hier nicht allein!«
»Das macht doch nichts, Liebling, schließlich sind wir ja verlobt, da kann doch jeder wissen, daß du mich liebst, nicht wahr?«
»Das weiß doch auch jeder!«
»Ich weiß es aber nicht!«
»Gaby, bitte! Liebe Gaby...«
»Aha, jetzt geht mir ein Licht auf! Jetzt sehe ich klar! Du bist nicht allein, hast du gesagt, es ist also eine Dame bei dir. Deine Sekretärin?«
»Ja, natürlich, das kannst du dir doch denken!«
»Ha, und du hast Angst, daß sie eifersüchtig wird, wie?«
»Gaby, ich bitte dich! Niemand hat das Recht...« Till Torsten fing einen Blick von Fräulein Schmitz auf und stockte mitten im Satz. »Hör mal, Gaby«, wich er aus, »ich stecke wirklich schrecklich in der Arbeit!«
»Das hast du mir gerade eben schon gesagt!«
»Es stimmt ja auch, jetzt wie zuvor!«
»Für deine dumme Arbeit hast du immer Zeit, und um mich kümmerst du dich überhaupt nicht! Und da soll ich glauben, daß du mich liebst!«
»Gaby, ja, gut, wenn es denn unbedingt sein muß... ich liebe dich! Ist es jetzt gut? Aber ich flehe dich an, mach Schluß! Alles andere können wir doch wirklich heute abend besprechen und dann...“
»Aber Till! Wie dumm du mal wieder bist! Deswegen rufe ich dich doch nur an!«
»Sei mir nicht böse, Gaby, aber jetzt verstehe ich gar nichts mehr!«
»Du kannst ja auch nichts verstehen, wenn du mich nie aus-rgden läßt!«
»Na gut, dann sprich dich aus!«
»Also, paß auf, Liebling! Ich wollte dich bitten, daß du mich heute abend um acht Uhr von meiner Wohnung abholst, ja?!«
»Warum denn von deiner Wohnung und nicht vom Büro, wie wir ausgemacht hatten? Und warum erst um acht Uhr?«
»Damit du dich vorher umziehen kannst, Liebling! Siehst du, ich denke an alles!«
»Aber ich begreife nicht, warum soll ich mich denn umziehen?«
»Weil ich heute abend ein bißchen mit dir bummeln gehen möchte, Liebling! Das hast du mir doch schon seit langem versprochen!«
»Bummeln?«
»Ja, wir gehen heute abend zusammen ins Tabaris\ Das ist doch eine gute Idee, nicht wahr, Liebling?«
Till Torsten seufzte: »Eine glänzende Idee!«
»Also dann, bis heute abend, Liebling!«
»Bis heute abend!« erwiderte Till Torsten und hängte den Hörer ein.
»Till, ich freue mich schrecklich«, sagte Gaby noch, dann erst stellte sie fest, daß Till Torsten eingehängt hatte, aber sie ließ es sich nicht verdrießen. Munter rutschte sie von der Kommode auf Fräulein Leisegangs Flur, wo der Apparat stand, und trällernd tänzelte sie in ihr Zimmer zurück.
VI
Daß sich Liselotte Klaus für denselben Abend im Tabaris verabredet hatte, war reiner Zufall, oder, wie Gabriele behaupten würde, ihr von den Sternen vorbestimmtes Schicksal, dem sie nicht entgehen konnte. Immerhin hatte in ihrem Tageshoroskop für heute gestanden: »Der Abend ist günstig für Vergnügungen und geselliges Beisammensein«, — aber das hatte Liselotte längst vergessen.
Wie jeden Tag war auch heute Oskar Hähnlein persönlich in seiner Oberkasseler Filiale erschienen, um nach dem Rechten zu sehen. Zugleich brachte er in seinem Lieferwagen eine Ladung frischer Blumen mit und wollte die welk gewordenen abholen, die noch für Grabkränze und dergleichen verwertet werden konnten.
Während der Chauffeur die neuen Blumen herein- und Evi die geknickten oder angewelkten hinausbrachte, trat Oskar Hähnlein zu Liselotte an den Ladentisch, und statt seines sonstigen strahlenden
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