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Mit einem Fuß im Himmel

Mit einem Fuß im Himmel

Titel: Mit einem Fuß im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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ich muß doch in die gleiche Richtung!«
    Aber Liselotte ließ sich nicht erweichen. »Schönen Dank, ihr beiden, ihr seid zu lieb!« sagte sie und küßte sie nacheinander flüchtig auf die Wange. »Aber ich glaube, ich finde allein besser nach Hause und rascher!« Sie stieg in den Wagen, winkte ihren verlassenen Verehrern noch einmal zu. Dann war sie verschwunden.
    »Ist das der Dank!?« murmelte Oskar Hähnlein unwillig.
    »Darf ich Sie wenigstens in meinem Wagen nach Hause bringen, Herr Hähnlein?« bot sich Hein Grotius als höflicher Mensch an.
    »Vielen Dank für Obst und Südfrüchte!« knurrte Oskar Hähnlein böse und mußte aufstoßen. »Meinen innigsten Dank!«
    Er wandte sich schwerfällig ab, torkelte die Straße entlang und verschwand im Dunkeln. Dabei stimmte er ein Lied an, einen Schlager, den er heute abend von Hein Grotius gehört hatte und dessen Text von einem gebrochenen Herzen berichtete. Sehr laut, sehr falsch, aber tief empfunden grölte er dieses bittere Lied in die laue Frühlingsnacht.
    Hein Grotius sah ihm nach und grinste verständnisvoll.

    Gabriele war in bester Laune ins Bett gestiegen. Sie hatte keineswegs gelogen, als sie Till Torsten erklärte, ihr kleiner Streit habe ihr gar nichts ausgemacht. Sie fand Auseinandersetzungen dieser Art immer sehr erfrischend. Sie hoben das Selbstbewußtsein und erquickten das Gemüt, besonders wenn es, wie in diesem Fall, gelang, den Partner auszuknocken. Daß ihr das mit Till gelungen war, daran zweifelte Gabriele keinen Augenblick. Vielleicht war sie ein wenig zu weit gegangen, das mochte sein, aber dafür würde sie morgen doppelt süß und lieb zu ihm sein.
    Morgen! Morgen war ihr großer Tag! Morgen würde sie beim Rundfunk Vorsingen, und daß es ein großer Triumph für sie werden würde, daran zweifelte sie nicht. Und sie dachte nicht daran, Till Torsten zuliebe auf ihre Karriere zu verzichten. Der Tag würde kommen, wo er stolz und glücklich sein würde, eine so berühmte und erfolgreiche Frau zu besitzen, wo er einsehen würde, daß es reizvoller war, mit einem Star verheiratet zu sein als mit’ einem strümpfestopfenden Aschenputtel.
    Plötzlich erschrak Gabriele. Sie hatte das Wichtigste vergessen, nämlich in ihr Horoskop zu schauen! Und das, obwohl morgen ein so bedeutungsvoller Tag für sie war.
    Sie sprang aus dem Bett, lief zum Kleiderschrank und zog den Ausblick aus ihrer Manteltasche, den sie rasch gekauft hatte, ehe sie mit Till das Tabaris betrat. Rasch schlug sie die Zeitung auf und suchte ihr Horoskop. Ihre Augen wurden groß, ihre zarte Stirn runzelte sich, während sie las: »Der negativste Tag dieser Woche, ungünstig für alle beruflichen Veränderungen, kein Tag, um etwas Neues zu beginnen. Fassen Sie sich in Geduld, auch Ihre Chance wird kommen!«
    Alles andere hatte Gabriele erwartet, nur das nicht. Sie sollte also nicht nach Köln fahren? Sollte sie ihren Termin zum Vorsingen, den sie unter so vielen Schwierigkeiten erreicht hatte, platzen lassen?
    Gabriele las den Text noch einmal, langsam und ängstlich von vorn bis hinten, aber der Text veränderte sich nicht: »Der negativste Tag der Woche!« — Es war nicht zu glauben, vielleicht hatte sie sich in den Daten geirrt, war versehentlich in ein anderes Horoskop hineingerutscht? Auch dies war nicht der Fall.
    Zum erstenmal in ihrem Leben geschah es, daß ein Horoskop sie gewaltig enttäuschte, daß sie die Zeitung am liebsten zerrissen und in den Papierkorb geworfen hätte. Das war der rettende Gedanke! Warum sollte sie nicht auf dieses verrückte Horoskop pfeifen und trotzdem nach Köln fahren?
    Gabriele kämpfte einen kurzen, jedoch harten Kampf mit sich selber. Dann siegte die Gewohnheit. Sie beugte sich vor der Macht der Sterne, an die sie glaubte.
    Seufzend warf sie die Zeitung auf den Tisch, suchte einen Zettel und schrieb mit großen Druckbuchstaben darauf: »Bitte, nicht wecken!« — Das »nicht« unterstrich sie dreimal kräftig. Dann heftete sie den Zettel draußen an die Tür, wo er Fräulein Leisegang sofort ins Augen fallen mußte, und schlüpfte wieder ins Bett.
    Sie knipste das Nachttischlämpchen aus, legte sich auf die Seite und zog die Beine an. Noch im Einschlafen mußte sie lächeln: Till würde allen Grund haben, sich zu freuen, diesmal hatte das Horoskop auf seiner Seite gestanden, die Sterne hatten zu seinen Gunsten entschieden!
    Oskar hatte beträchtliche Mühe, die Haustür aufzuschließen, obwohl sie durch die Beleuchtung eines großen

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