Mit einem Fuß im Himmel
seine Frau, nur spärlich bekleidet...«
»Ich will nicht als Nackttänzerin auftreten«, unterbrach Gabriele, »verwechsle das doch bitte nicht dauernd!«
»Gaby, hör mich an! Ich frage dich jetzt zum letzten Male! Willst du meine Frau werden oder Sängerin?«
»Beides!« entgegnete Gabriele prompt.
»Beides geht nicht!« gab Till Torsten erschöpft zurück.
»Sehe ich gar nicht ein«, behauptete Gabriele.
Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her.
»Soll ich dich zu Fuß nach Hause bringen, Gaby?« fragte Till Torsten dann mit veränderter Stimme. »Oder sollen wir lieber ein Taxi nehmen?«
»Taxi ist besser!« erklärte Gabriele. »Du weißt doch, wie gerne ich Taxi fahre! Aber du brauchst nicht mitzukommen, es ist spät genug, und du mußt ja morgen arbeiten!«
»Bist du mir böse?«
»Warum sollte ich?«
»Na, weil wir uns doch den ganzen Abend gestritten haben!«
»Ach wo! Liebling, was glaubst du denn! Mir macht so ein kleiner Streit gar nichts aus... ich liebe dich doch!«
»Wirklich?«
»Ganz wirklich! Mit Leuten, die ich nicht liebe, streite ich mich doch erst gar nicht!«
»Du bist schon ein verrücktes Ding, Gaby.«
»Kann ich eigentlich nicht finden, wirklich nicht... vielleicht bin ich einfach zu ehrlich! Ich hätte dir von all dem nichts erzählen sollen. Nichts von dem Horoskop und nichts von dem Vorsingen, dann hätten wir uns auch gar nicht gestritten, nicht wahr?«
»Kann schon sein. Aber weißt du, es ist mir doch lieber, wenn du mir alles erzählst!«
»Na, siehst du! Dann darfst du mir jetzt keine Vorwürfe machen!«
»Nein, Gaby, das tue ich auch nicht... nie wieder!«
»Jetzt bist du vernünftig, Liebling. So gefällst du mir!«
Till Torsten und Gabriele waren beim Taxistand am Corneliusplatz angekommen, und Gabriele wollte schon einsteigen, als er sie noch einmal zurückhielt.
»Gaby, wenn ich dich nun bitte, sehr, sehr und von ganzem Herzen bitte: geh’ nicht zum Vorsingen, geh’ bitte nicht! Würdest du mir dann diesen Wunsch erfüllen?«
Gabriele sah ihn zögernd an. »Ich weiß es nicht. Aber eines will ich dir versprechen. Ich werde mir die Sache noch einmal durch den Kopf gehen lassen, wenn dir soviel daran liegt!«
»Alles!«
»Ich will es überschlafen!« entschied Gabriele und lächelte ihn dabei so reizend an, daß neue Hoffnung in ihm erwachte.
»Und die blöden Horoskope, die liest du von jetzt ab auch nicht mehr, bitte ja?«
Gabriele gab ihrem Bräutigam einen Kuß auf die Näse und lachte sorglos und vergnügt. »Von jetzt an werde ich mich nur noch nach deinen Befehlen richten!« erwiderte sie munter und stieg in den wartenden Wagen. »Nein, wirklich, du brauchst mich nicht heimzubringen!« sagte sie und schlug Till die Türe vor der Nase zu. Lächelnd warf sie ihm noch ein Kußhändchen zu, dann fuhr das Taxi ab.
Till Torsten sah ihm nach, dann machte er sich auf den Heimweg. Sonderbar, wie leicht sich alle Probleme theoretisch auf dem Papier lösen ließen und wie schwer es war, im wirklichen Leben damit fertig zu werden! Gabriele war ein reizendes Geschöpf, und er liebte sie sehr, und dennoch konnte er mit ihr nicht zu Rande kommen, mit ihrem Starrsinn nicht und nicht mit ihrem Aberglauben. Tante Hedwig würde einem Bräutigam in seiner Lage klipp und klar schreiben: »Erklären Sie Ihrer Braut einmal gründlich und in aller Ruhe die Unvernunft ihrer Handlungsweise, machen Sie Ihren Standpunkt ein für allemal klar, und wenn es Ihnen trotzdem nicht gelingen sollte, sie zur Einsicht zu bringen, dann muß ich Ihnen leider raten, die Verlobung zu lösen.«
Aber wie leicht war das gesagt und geschrieben und wie anders war alles, wenn es um die eigene Braut und die eigene Liebe ging. Schluß damit! Gewiß hatte es keinen Sinn, sich mit unnötigen Sorgen und Gedanken zu belasten, alles würde sich von selber einspielen, wenn sie erst einmal verheiratet waren. Wäre es doch erst soweit!
Auch Liselotte Klaus, Oskar Hähnlein und Hein Grotius hatten inzwischen das Tabaris verlassen und standen zusammen auf der Königsallee, die zu dieser späten Stunde noch erstaunlich belebt war.
»Darf ich Sie nach Hause bringen, Kläuschen, mein Mäuschen?« fragte Oskar Hähnlein mit schwerer Zunge.
»Nein, danke!« erklärte Liselotte. »Ich nehme mir ein Taxi!« Sie winkte einem langsam vorbeifahrenden Auto, das sofort an den Bordstein gefahren kam. Es war ein Taxi.
»Aber, Liselottchen«, meinte Hein Grotius, »ich habe doch meinen Wagen da, und
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