Mit einem Fuß im Himmel
fest!«
»Das glaube ich auch! Eine merkwürdige Einladung, passiert Ihnen das öfters?«
»Wollen Sie mich etwa auch ärgern?«
»Nein, nein, ganz gewiß nicht!« versicherte Gabriele rasch mit erprobtem Augenaufschlag. »Ich wundere mich bloß. Das ist alles!«
»Noch nie im Leben ist mir so etwas vorgekommen«, erklärte Hein Grotius böse. »Man sollte es doch nicht für möglich halten!«
»Schimpfen hilft nichts! Was sollen wir jetzt tun?«
»Ja, ich glaube, ich fahre jetzt schon ins Tabaris und werde mir da etwas genehmigen. Wollen Sie nicht einfach mitkommen?«
»Ins Tabaris ? Ausgeschlossen!« entgegnete Gabriele entsetzt.
»Sagen Sie mal, Gaby, was ist eigentlich los mit Ihnen? Erst kommen Sie in meine Wohnung geschneit, als ob Ihnen die Verfolger auf den Fersen wären, und nun sind Sie schon wieder so komisch!«
»Ich wußte es ja«, erwiderte Gabriele, und ihre schönen braunen Augen begannen sich prompt mit Tränen zu füllen, »so geht es einem, wenn man allein auf der Welt steht, wenn man einmal in eine schwierige Situation geraten ist. Niemand liebt einen, niemand will einem helfen!«
»Aber Gaby, so war das doch nicht gemeint!« versicherte Hein Grotius bestürzt. »Natürlich liebe ich Sie, das habe ich Ihnen doch immer wieder gesagt, und natürlich will ich Ihnen helfen! Ich möchte nur gerne wissen, was eigentlich mit Ihnen los ist!«
»Das ist eine lange und traurige Geschichte, Hein!« erklärte Gabriele und versuchte, mit scheinbarer Tapferkeit gegen die auf steigenden Tränen anzukämpfen. »Das kann ich Ihnen doch nicht erzählen, hier auf der Straße!«
»Gaby, Süßes, bitte, weinen Sie doch nicht! Bitte verzeihen Sie mir, ich wollte Sie doch nicht kränken!« erklärte Hein Grotius von neuem. Nun war er wirklich erschüttert.
»Ich... ich hätte Ihnen ja alles erzählt«, schluchzte Gabriele los, »vorhin in Ihrer Wohnung! Ich wollte Sie nur nicht auch noch belasten, mit diesen schrecklichen Dingen!«
»Oh, Gott, Gaby, hören Sie doch auf zu weinen! Ich will ja alles für Sie tun, alles, womit ich Ihnen helfen kann!« versprach Hein Grotius und zog sie gerührt und zärtlich in die Arme, er kam sich selber wie ein abscheulicher und roher Barbar vor, weil dieses zarte und bezaubernde Mädchen nun seinetwegen Tränen vergoß.
»Wirklich?« schluchzte Gabriele. »Wollen Sie das?«
»Ja, ja! Ich habe es Ihnen doch versprochen! Wo darf ich Sie hinbringen?«
»Das ist es ja! Ich weiß nicht wohin. Ich habe kein Dach über dem Kopf... und keinen Pfennig im Portemonnaie!«
»Ja, was machen wir denn da?« Hein Grotius war ganz ratlos und verwirrt.
»Denken Sie doch nach! Sie sind doch ein Mann. Ihnen muß doch etwas einfallen!« erklärte Gabriele, machte sich von Hein Grotius los und putzte sich die Nase. »Ich stelle gewiß keine Ansprüche, ich brauche ja nichts weiter als ein winzig kleines, Fleckchen, wo ich diese Nacht überstehen kann!«
»Sie könnten natürlich bei mir auf der Couch schlafen«, schlug Hein Grotius zögernd vor und blickte sie ängstlich an, ob sie diesen Vorschlag nicht am Ende falsch auffassen und in neue Tränenströme ausbrechen würde.
Aber nichts dergleichen geschah, im Gegenteil, Gabriele strahlte erleichtert auf. »Oh, Hein! Wirklich! Geht das?! Sie sind wunderbar!«
»Na klar!« rief er vergnügt und erleichtert. »Warum sollte das denn nicht gehen?!«
»Ich danke Ihnen, Hein. Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll!«
»Keine Ursache!« winkte Hein Grotius großzügig ab. »Ehrensache, daß ich ein so bezauberndes Wesen wie Sie nicht im Stich lasse!«
Till Torstens Wohnung lag im Dachgeschoß eines neuen Hauses, sie bestand aus zwei kleinen Zimmern mit schrägen Wänden, einer winzigen Küche und einem Badezimmer.
Die beiden kleinen Fenster des Wohnraumes gestatteten einen erfreulichen Ausblick auf die grünen Bäume des Hofgartens, und die niedrige Decke und die abgeschrägten Wände verliehen ihm Behagen und Gemütlichkeit. Vom Boden bis zur Decke waren Regale gezogen, die bis zum letzten Winkel mit Büchern vollgestopft waren, ein Schreibtisch, auf dem Manuskripte gestapelt waren, stand vor einem der Fenster, in einer Ecke träumte ein altes Klavier, der Teppich war reichlich abgetreten, und die Klubsessel um den Rauchtisch schäbig und fast schon zerfetzt. Aber Liselotte gefiel dieses Zimmer gerade so, wie es war, sie fühlte sich sogleich zu Hause, als sei sie schon oft hier gewesen. Sie konnte sich gut vorstellen, wie Till
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