Mit einem Fuß im Himmel
Wohnung?«
»Zu allererst! Aber ihre Wirtin konnte mir auch nichts sagen. Nach Hause war sie noch nicht gekommen, und ich glaube auch nicht, daß sie das tut. Jedenfalls heute abend nicht!«
»Ich verstehe nichts von der ganzen Geschichte«, erklärte Liselotte und sah Till Torsten nachdenklich an. Nein, das war wirklich und wahrhaftig nicht zu begreifen, daß ein Mädchen diesen Till Torsten einfach sitzenließ! Vielleicht ist ihr etwas zugestoßen?«
»Ausgeschlossen! Ich sage Ihnen doch, sie war gesund und munter, hat bei der Schneiderin ihr Brautkleid anprobiert und dann plötzlich...«
»Ihr Brautkleid?« Liselotte mußte schlucken.
»Ja, das ist es doch! Wir wollen heiraten. Ende des Monats, es war alles abgemacht und fest beschlossen...«
»Deshalb kamen Sie eben vom Standesamt!«
»Ja, natürlich! Ich habe das Aufgebot doch zurückziehen müssen. Stellen Sie sich bloß vor, wenn diese Geschichte am Hochzeitstag passiert wäre! Gaby ist alles zuzutrauen!«
»Sie wollen Gaby also nicht mehr heiraten?« forschte Liselotte und mußte sich bemühen, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben.
»Erst muß ich sie ja wiederfinden, und dann müßte ich mit ihr wieder ins reine kommen!«
»Sie hatten sich also gezankt!? Deshalb ist sie so plötzlich verschwunden?«
»Nein, absolut nicht! Das heißt, wir zanken uns eigentlich dauernd, aber es war gerade alles in Butter, ich meine, wir hatten uns wieder vollkommen versöhnt.«
»Diese Gaby muß ein merkwürdiges Mädchen sein«, stellte Liselotte gedankenvoll fest.
»Ja, das ist sie, das kann man wohl sagen. Ein ganz verrücktes Ding!«
»Aber bezaubernd!«
»Woher wissen Sie’s?«
»Ich habe Sie gesehen, gestern abend im Tabaris, da waren Sie mit einer jungen Dame zusammen. Und ich nehme an, es war Gabriele, nicht wahr?«
»Ja, das war sie!« erklärte Till Torsten und seufzte tief.
Wieder kam der Kellner und servierte, aber diesmal trank nur Till Torsten sein Glas in einem Zuge aus, Liselotte nahm nur einen kleinen Schluck, sie hatte das Gefühl, daß es jetzt sehr darauf ankäme, einen klaren Kopf zu behalten. Till Torsten bestellte für sich sofort einen neuen Kognak. Er wollte nicht mehr denken, alles war so entsetzlich verwirrt. Er wollte vergessen, das schien ihm jetzt das richtigste zu sein.
»Bitte, Herr Torsten, halten Sie mich nicht für neugierig oder für zudringlich...« Liselotte stockte.
Er las menschliche Anteilnahme in ihren Augen und sagte rasch: »Aber das tue ich ja gar nicht! Sie sind ein feines Mädchen, Liselotte, wissen Sie das?«
»Erzählen Sie mir doch, bitte, mehr von Ihrer Braut, und von Ihnen, worüber Sie sich immer gezankt haben und das alles! Vielleicht kann ich Ihnen helfen?«
Till Torsten erzählte, er, der auch seinen besten Freunden gegenüber sonst verschlossen wie eine Auster war, redete sich jetzt einmal alles vom Herzen. Er hatte das Gefühl, daß er sonst ersticken müßte. Er erzählte von Gabriele, wie er sie kennengelernt hatte, wie sie ihn sofort mit ihrem reizenden Lächeln und dem kindlichen Ausdruck ihrer großen Augen bezaubert hatte, erzählte von ihrem Horoskoptick und ihrem Ehrgeiz, Sängerin zu werden, und während seines ganzen sprudelnden und etwas verworrenen Berichtes war Liselottes teilnahmsvoller Blick voll tiefen Verständnisses auf ihn gerichtet. Er sprach sich alles von der Seele, und sein Herz wurde immer leichter.
Der Kellner brachte Till Torsten den dritten Kognak, und mit einem Blick auf Liselottes Glas, das inzwischen auch fast leer geworden war, fragte er: »Darf ich dem Fräulein Braut auch noch ein Gläschen bringen?«
Till Torsten schaute von dem Kellner auf Liselotte, von Liselotte auf den Kellner und wieder zurück, plötzlich strahlte er übers ganze Gesicht, und er rief: »Das ist es! Das ist die Lösung! Daß ich nicht selber darauf gekommen bin!«
Der Kellner nahm Liselottes Glas und verschwand damit, Liselotte starrte Till Torsten verständnislos an, einen Augenblick war sie geneigt zu glauben, er sei plötzlich übergeschnappt.
»Hören Sie zu, Fräulein Liselotte«, legte Till Torsten eifrig los, »das Schlimmste an der Sache habe ich Ihnen nämlich noch gar nicht erzählt. Aber Sie können mir helfen, nur Sie! Sie können mir aus der Patsche helfen, wenn Sie nur wollen!«
»Aber wieso denn!? Ich verstehe kein Wort!«
»Passen Sie auf, Sie werden mich gleich verstehen! Die Sache ist nämlich die: für heute abend habe ich meine Freunde und Kollegen eingeladen, um
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