Mit einem Fuß im Himmel
ein Kognak!«
»Unbedingt! Da haben Sie ausnahmsweise recht!« stimmte sie zu.
»Ich wohne hier ganz in der Nähe«, wagte er vorsichtig vorzuschlagen, aber er erntete einen giftigen Seitenblick.
»Das könnte Ihnen so passen«, erklärte Liselotte unverblümt.
»Na schön, dann wollen wir mal sehen, ob wir hier ein Lokal finden!«
Der Wagen hatte bald das Rheinufer gewonnen, und Till Torsten bog nach links, zur Altstadt hin, ab.
»Da! Sehen Sie dort!« rief Liselotte und wies auf ein kleines Lokal, das durch die Inschrift Zum treuen Husar als Wirtshaus gekennzeichnet war.
»Wollen wir da hinein?« fragte er.
»Warum nicht?! Kennen Sie es?«
»Nein! Sie?«
»Ich auch nicht!«
»Na, dann wollen wir uns mal überraschen lassen!«
Till Torsten parkte das Auto in der Nähe des alten Schloßturms und half Liselotte beim Aussteigen. Sie humpelte hinter ihm her über den Platz und Zum treuen Husaren. Es war eine gemütliche, einfache Kneipe, mit blankgescheuerten Holztischen und karierten Vorhängen an den beiden Fenstern zum Rhein hin.
»Zwei Kognak!« bestellte Till Torsten, als sie an einem Ecktischchen Platz genommen hatten.
»Auch ‘n Bierchen?« erkundigte sich der nette alte Kellner.
»Nein«, erwiderte Till Torsten zögernd, »Sie vielleicht?« wandte er sich an Liselotte.
»Danke!« wehrte sie ab. »Aber ein Solei hätte ich gern!«
»Dafür bin ich auch zu haben!« stimmte Till Torsten zu.
»Dat is aber schad!« bedauerte der Kellner. »Die Soleier sind heut’ morgen erst eingelegt! Wenn ich den Herrschaften wat anderes vorschlagen darf?«
Liselotte schüttelte den Kopf, und Till Torsten winkte ab, worauf sich der Kellner watschelnd zurückzog.
»Puh!« sagte Liselotte. »Mit knapper Not dem Tode entronnen! Sagen Sie, fahren Sie eigentlich immer so rücksichtslos?«
»Nein, ganz bestimmt nicht! Bloß heute...« Till Torsten stockte und spielte mit seinem Bierdeckel.
»... nervös, ja?« half Liselotte.
»Wütend!« erklärte er.
»Ärger gehabt?« forschte Liselotte.
»Gar kein Ausdruck!«
»Im Büro?«
»Nein, nein! Das ist eine ganz private Geschichte!«
»Wollen Sie sie mir nicht erzählen?« fragte Lieselotte.
Er schaute sie an. »Ich weiß nicht.«
»Los!« drängte sie. »Erzählen Sie!«
»Ja, es ist, meine Braut... «, begann er zögernd.
»Fräulein Görner?« warf Liselotte ein.
Er schaute sie bestürzt an. »Ah!« rief er plötzlich. »Jetzt weiß ich, wer Sie sind!«
»Hat lange genug gedauert!« Liselotte lachte über seine Verblüffung. »Aber Sie wollten mir doch erzählen!«
»Ja, natürlich — aber erst muß ich mich doch wohl vorstellen! Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, glaube ich, oder?«
»Nein, das haben Sie nicht!«
»Till Torsten«, sagte er und deutete im Sitzen eine kleine Verbeugung an, »Journalist, Redakteur beim Ausblick !«
»Freut mich sehr«, sagte Liselotte und reichte ihm die Hand, »das hätte ich mir auch nicht träumen lassen, daß ich einmal Ihren Namen erfahren sollte, und dazu noch aus Ihrem eigenen Mund! Ich bin Liselotte Klaus. Wo Sie mich hinstecken müssen, wissen Sie ja schon!«
»Natürlich!« Die beiden schüttelten einander die Hände. »Die reizende Verkäuferin aus dem Blumenladen!«
»Daß Sie mich reizend finden, haben Sie aber bisher nie durchblicken lassen!«
»Ich habe es ja auch nicht bemerkt, bis jetzt!«
»Spätzündung sozusagen! Aber nun, bitte, erzählen Sie!«
»Ja, also passen Sie auf...«
Aber wieder wurde Till Torsten in seinem Bericht unterbrochen, noch ehe er ihn richtig angefangen hatte, denn der Kellner brachte den Kognak. Liselotte und Till Torsten stießen an und tranken. »Noch mal dasselbe!« bestellte Till Torsten sofort.
»Weil es so gut war«, fügte Liselotte lächelnd hinzu. »Aber nun los, Herr Torsten, ich platze schon vor Neugier!«
»Also, ich war mit meiner Braut bei ihrer Schneiderin verabredet, und als ich hinkomme — stellen Sie sich vor! Da erzählt mir diese Frau Uhlenhorst, das ist ihre Schneiderin, also, was soll ich Ihnen sagen, Gaby ist durchgebrannt!«
»Durchgebrannt!? «
»Ja! Fort! Weg!«
»Sie wollen behaupten, Sie hätten keine Ahnung, wo sich Ihre Braut befindet?«
»Haargenau das! Nicht den leisesten Schimmer!«
»Aber das ist doch nicht möglich! Ein junges Mädchen kann sich doch nicht plötzlich in Luft auflösen!«
»Natürlich nicht! Aber verschwinden kann sie, sich versteckt halten oder wie Sie es ausdrücken wollen!«
»Waren Sie denn in ihrer
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