Mit einem Fuß im Himmel
Till Torsten, er bekam einen heißen Kopf und versuchte sich einzureden, daß das von der Anstrengung des Knotens herrührte. »So, fertig!« murmelte er endlich.
»Danke!« sagte sie lächelnd. »Das haben Sie gut gemacht.«
Sie ging zum Küchentisch, nahm das geschnittene Brot aus dem Papier und begann, Scheibe um Scheibe mit einer reichlichen Schicht Butter zu versehen.
Till Torsten konnte sich nicht von ihr losreißen, fasziniert starrte er auf ihre schlanken braunen Hände, die so geschickt hantierten. »Liselotte...«
»Ja? Ach, Till, Sie sollten hier wirklich nicht herumstehen, sondern lieber die Gläser bereitstellen und so weiter,.«
»Liselotte... ich... wir müssen uns aber gleich duzen. Wenn die anderen kommen, meine ich! Sonst wirkt es nicht echt!«
»Natürlich, das werden wir tun.«
»Aber, ich meine, das geht doch nicht so einfach!«
»Nein?«
»Da gehört doch etwas dazu, ein Bruderkuß, nicht wahr? So macht man das doch!«
»Aber wozu denn? Sie empfinden für mich doch sowieso wie... für eine Schwester... oder?«
»Ja, natürlich, aber, hm, ich meine... ich denke mir einfach, es wirkt dann natürlicher!«
»Nein, Till, ich glaube, diese Formalitäten sind in unserem Fall wirklich nicht nötig! Sie... das heißt du wirst sehen, wie natürlich das bei uns wirkt!«
»Liselotte...!« Er trat auf sie zu, aber sie hob warnend das Messer, und unwillkürlich wich er zurück.
»Mach’, daß du rauskommst, Till, und halt’ mich nicht auf, verstanden?«
»Ja, Liselotte, ich... hm... ich dachte doch nur...«
»Du sollst nicht denken, sondern handeln!«
Wer weiß, wie lange Till Torsten noch gebraucht hätte, um sich aus der Küche und von Liselotte loszureißen, wenn jetzt nicht die Klingel angeschlagen und die Ankunft seiner Gäste verkündet hätte.
»Nimm den Schnaps mit, Till!« rief Liselotte rasch, drückte ihm die Flasche in die Hand und schob ihn aus der Tür. »Und bereite alles vor, seelisch, meine ich!«
Sie drückte die Küchentür ins Schloß und beschäftigte sich weiter mit ihren Broten, ihre Phantasie aber baute währenddessen sehr hübsche und wohnliche Luftschlösser. Gelächter und Worte von Männerstimmen schallten in die Küche, anscheinend waren Tills Gäste alle auf einmal gekommen, und es fiel ihr ein, daß sie sich hätte sagen lassen müssen, wer heute abend da sein würde. Sie hörte, wie die Herren in das Wohnzimmer hinübergingen, jetzt klangen die Stimmen nur noch ganz gedämpft. Liselotte nahm an, daß Till Torsten nun versuchte, seinen Freunden schonend beizubringen, die Hochzeit müsse aus familiären Gründen, wie sie abgesprochen hatten, verschoben werden.
Liselotte hätte keine Eile, sich in das Vergnügen zu stürzen, sie ließ sich Zeit beim Brotebelegen, früh genug würde sie der recht fragwürdigen Situation einer Braut für einen Abend ausgesetzt sein.
Plötzlich hörte sie, wie die Küchentür vorsichtig geöffnet wurde. »Till!« rief sie. »Fehlt etwas?«
»Ja, die Braut!« bekam sie zur Antwort, aber es war nicht Till Torsten, der hereingekommen war, sondern Dr. Speelmann. Er stellte sich lächelnd und mit einer kleinen Verbeugung vor. Liselotte fand ihn sofort nett.
»Sie Ärmste«, sagte er, »das nenne ich ein schweres Schicksal, arbeiten zu müssen, während andere feiern!«
»Ich trage es mit Fassung!« lachte Liselotte. »So lange es nicht schlimmer wird!«
»Wird es aber, und zwar sofort! Ich bin nämlich gekommen, um Ihnen zu helfen, und glauben Sie nicht, daß Sie mich aus der Küche treiben können wie den guten Till!«
»Ihr Männer seid doch ein schwatzhaftes Geschlecht!« erklärte Liselotte. »Hat er schon aus der Schule geplaudert?«
»Wem das Herz voll ist, Sie wissen ja! Aber, bitte, wenn ich Ihnen schon helfen will, haben Sie nicht irgendwo eine Schürze für mich?«
»So etwas gibt es hier nicht! Aber vielleicht finden Sie ein Handtuch, dort hat Till für mich eines geholt!«
»Aha!« Dr. Speelmann zog die Schranktür auf, die Liselotte ihm gewiesen hatte. »Da haben wir es schon! Handtücher in Massen, die reinste Aussteuer!«
»Wie gut! Da haben Sie gleich den Grund, warum ich Till heiraten möchte.«
»So sehen Sie aus! Eine Materialistin reinsten Wassers! Darf ich mir die Jacke ausziehen oder stört Sie das?«
»Keine Spur! Machen Sie es sich nur gemütlich!«
»Sie verstehen mich falsch! Ich will es mir nicht gemütlich machen, sondern lediglich Bewegungsfreiheit haben, um meine Arbeitsleistung steigern zu
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