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Mit einem Fuß im Himmel

Mit einem Fuß im Himmel

Titel: Mit einem Fuß im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Torstens Freunden gegenübertreten mußte, lauter völlig unbekannten Herren — hoffentlich waren sie ihr unbekannt, denn sonst würde die? ganze Komödie auffliegen — sie sorgte sich auch nicht, weil sie sich allein in der fremden Wohnung eines eigentlich doch wildfremden Menschen befand, nein, das alles machte ihr nichts aus. Etwas ganz anderes bereitete ihr Kopfschmerzen oder, besser gesagt, Herzweh — daß sie Till Torsten liebte. Sie wußte es jetzt, nachdem sie ihn endlich persönlich kennengelernt, mit ihm gesprochen hatte, ganz klar und deutlich, daß ihre Zuneigung zu ihm, dem unbekannten Kunden, der sie nie eines Blickes oder eines Wortes gewürdigt hatte, keine bloße Einbildung, keine bloße Schwärmerei gewesen war, sondern wirklich und wahrhaftig Liebe. Und das war schlimm. Mochte er sich auch noch so sehr mit seiner Braut gezankt haben, mochten sie auch noch so wenig zueinander passen, sie waren und blieben Verlobte, und Liselotte hatte in Till Torstens Leben nicht die geringste Bedeutung. Bestenfalls würde sie eine freundliche Erinnerung für ihn bleiben.
    Plötzlich bereute Liselotte heftig und von ganzem Herzen, daß sie sich auf dieses Abenteuer eingelassen hatte. Was kommen mußte, sah sie klar voraus — den Abschied, den unvermeidlichen Verzicht und die doppelt große Einsamkeit, in die sie zurückgestoßen sein würde, nachdem sie ihm für einen Abend so nahe hatte sein dürfen. Sie hätte nicht auf seinen Vorschlag eingehen sollen. Aber jetzt war es zu spät, zu beidem zu spät. Zur Flucht und zum Happy-End. Sie konnte ihn nicht noch einmal jener Situation ausliefern, in die ihn seine Braut gestürzt hatte, konnte ihn nicht, wenn er heimkehrte, eine leere Wohnung vorfinden lassen. Das durfte sie nicht, und sie hätte es auch gar nicht über sich gebracht. Auf keinen Fall aber durfte sie ihn etwas von ihren wahren Gefühlen merken lassen, das würde sicher zu einer Katastrophe führen, peinlich für ihn, dem sie gleichgültig war, und peinlicher noch für sie selber, die sich ohne jeden Zweifel dabei nur eine Abfuhr holen würde.
    Warum war sie zu ihm gekommen? Weil sie seine Bitte nicht hatte abschlagen können? Weil sie ihm, wenigstens für einen Abend, nahe sein wollte? Oder weil sie eine Chance gewittert hatte? Ja, das war es. Liselotte war ehrlich genug, sich selber einzugestehen, daß sie wider alle Vernunft doch die stille und sehr zage Hoffnung hatte, ihn vielleicht doch noch für sich gewinnen zu können. Aber wie? Gaby gegenüber empfand sie nicht das geringste Schuldbewußtsein. Diese hatte sich selbst so unmöglich benommen. Liselotte war völlig davon überzeugt, daß keine andere Frau ihn so lieben könne wie sie selber, keine ihn so glücklich machen würde. Für sie bestand nur die Frage, wie sie ihn dahin bringen konnte, das einzusehen, und darauf fand sie, trotz angestrengtesten Grübelns, keine Antwort.
    Sie war genauso klug wie zuvor, als Till Torsten, beladen wie drei Weihnachtsmänner, von seinen Einkäufen zurückkehrte. »Ich habe auch gleich noch etwas zu rauchen mitgebracht«, verkündete er stolz, »das hatte ich auch ganz vergessen!«
    »Dann packen Sie mal Ihre Herrlichkeiten aus!« Liselotte rutschte vom Fensterbrett und folgte Till Torsten in die Küche. »So«, erklärte sie, als er alles abgeladen hatte, »nun zeigen Sie mir, wo ich Schüsseln und Gefäße finden kann... aha, hier im Schrank, das hätte ich mir eigentlich selber sagen können. Und nun lassen Sie mich allein, und machen Sie sich stark, Ihre lieben Gäste zu empfangen! Ich muß mich jetzt in die Arbeit stürzen!«
    »Kann ich Ihnen nicht helfen?«
    »Sehr lieb von Ihnen, aber ich fürchte, Sie würden mich höchstens stören, und ich möchte doch rasch fertig werden!«
    »Ja, bitte, beeilen Sie sich! Die Knaben müssen jeden Moment kommen!«
    »Nur keine Bange, es wird schon schiefgehen! Seien Sie doch so nett und geben Sie mir noch ein möglichst großes Handtuch zum Umbinden, denn Schürzen haben Sie wohl nicht.«
    »Nein, leider nicht. So etwas habe ich noch nie gebraucht«, antwortete er und fand nach einigem Suchen das gewünschte Handtuch. »Genügt das?«
    »Reichlich!« Sie nahm ihm das Tuch aus der Hand, packte sich darin ein und bemühte sich, es zu verknoten.
    »Darf ich das machen?« bat er. »Das kann ich nämlich. Seemannsknoten sind meine Spezialität!«
    »Da bin ich gespannt!« Sie überließ ihm die Zipfel.
    Liselottes Nähe wirkte auf eine merkwürdige Weise verwirrend auf

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