Mit einem Kuss find alles an ...
trösten?
„Hab keine Angst, mia nipotina .“ Giuseppes wässrige Augen funkelten wild. „Wir werden Rache nehmen.“
Ihre Mutter, die eigentlich nicht ihre Mutter war, hatte sie nicht zu Hartherzigkeit erzogen. „Nein, das ist es nicht, was ich will.“
„Du wirst auf mich hören. Ich bin dein Großvater. Du wirst tun, was ich dir sage!“
„Nein.“ Abrupt stand sie auf. „Ich werde tun, was ich für das Beste halte.“
Sie wollte keine Rache. Sie wollte Gerechtigkeit.
Unwillkürlich dachte sie zurück an den Tag ihrer Ankunft in Aquilina und Amelias Bitte, Massimo nicht vor den Dorfbewohnern zu demütigen, sondern ihre Streitereien vertraulich zu behandeln. Gerade die Vertraulichkeit war ihr Verderben. Er hatte ihren Argwohn und ihre Ängste zerstreut mit der Kraft seines Charmes, seiner Sinnlichkeit und seiner unerwarteten Großzügigkeit.
Il Principe – der hübsche Märchenprinz, der ihr zu Hilfe geeilt war. Der sie gerettet hatte. Der sich unablässig um sie und ihr Kind kümmerte. Der sie dazu brachte, wieder zu fühlen, mutig zu sein und ihr verletztes Herz noch einmal zu öffnen.
Sie wusste von Anfang an, dass es zu schön war, um wahr zu sein.
Sie schloss die Augen und seufzte schwer. Und mit diesem tiefen Atemzug schienen sich all ihre Hoffnungen und Träume in Luft aufzulösen und Platz zu schaffen für die einzige Sache, die noch von Wichtigkeit war: die Wahrheit.
Lucy reckte das Kinn vor. „Ich werde Massimo zwingen zu gestehen“, versprach sie. „Heute Abend, bei der Hochzeit, wird er alles zugeben.“
16. KAPITEL
Lucys Anblick verschlug Massimo den Atem.
Seine Prinzessin stand am Eingang des kleinen alten Gotteshauses, das sehr idyllisch direkt am Seeufer lag. Ihr Haar war von einem Schleier verhüllt, auf dem ein kostbares diamantbesetztes Diadem thronte, das ein Ensemble mit dem Collier um ihren Hals bildete. Sie trug ein bodenlanges weißes Gewand mit langen Ärmeln, engem Korsettoberteil und duftigem weiten Rock. Roter Lippenstift betonte ihren sinnlichen Mund und passte vom Farbton her genau zu dem Brautstrauß aus langstieligen Rosen in ihren Händen.
Geschlossen erhoben sich die Gäste mit staunenden Gesichtern. Die private kleine Kapelle war gesteckt voll mit den Reichen und Berühmten dieser Welt. Doch selbst die abgeklärtesten Filmstars und Models, Fürsten und Komtessen, Politiker und Multimillionäre zeigten sich beeindruckt.
In dem antiken Gewölbe, geschmückt mit Rosen so rot wie Blut, im Schein Hunderter flackernder Kerzen, die den kalten Winterabend erwärmten, wirkte die Braut wie eine göttliche Erscheinung.
Göttin des Winters, dachte Massimo mit einem Kloß in der Kehle. Sie war so wunderschön, dass ihr Anblick ihn beinahe schmerzte, und er konnte die Augen nicht abwenden.
Was hatte er in seinem Leben geleistet, um sie als Ehefrau zu verdienen?
Das Schicksal hat mir verziehen .
Dafür brauchte er keinen weiteren Beweis. Ihm war nie eine Frau wie Lucy begegnet. So schön, so liebevoll, so unschuldig im Herzen. Sie zeigte ihm, wie prachtvoll die Welt war. Sie war seine Gefährtin und ihm in jeder Hinsicht gleichgestellt.
Aber nein, sie war ihm nicht nur ebenbürtig. Sie war viel mehr.
Sie war sein Herzblatt.
Ich liebe sie …
Diese plötzliche Erkenntnis wirkte erschreckend. Er wollte nicht nur jede Nacht mit ihr schlafen. Für den Rest seines Lebens wollte er jeden Morgen neben ihr aufwachen. Er wollte sie für immer besitzen.
Und darüber hinaus wollte er ihr gehören.
Dio santo!
Er hatte nie zuvor so empfunden, nie geahnt, dass er überhaupt dazu fähig war.
Meine Braut. Meine Prinzessin.
Eindringlich starrte er sie an in der Hoffnung, dass sie seinem Blick begegnete, um in seinen Augen die Liebe zu lesen, die sein Herz erfüllte.
Lucy, ti amo.
Er hatte sie geheiratet, um das Ferrazzi-Imperium einzunehmen und Rache an dem alten Mann zu üben. Um eine alte Schuld zu begleichen und Lucy die Geborgenheit zu geben, die ihr als Baby genommen worden war.
Doch es war ein Wunder geschehen, und nun liebte er sie.
Er, der sich nie von einer Frau einfangen lassen wollte, der kein Interesse an tieferen Gefühlen hatte, war völlig gefesselt von seiner Ehefrau.
Ti amo, Lucy .
Noch immer starrte er sie beschwörend an, doch sie mied seinen Blick. Und je länger er sie ansah, desto mehr fiel ihm auf, dass etwas nicht stimmte.
Es kann nichts Ernstes sein, redete er sich ein, bestimmt liegt es nur am Schleier oder an den flackernden Kerzen, die
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