Mit einem Kuss find alles an ...
gestehen, wovor er sie immer wieder ausdrücklich warnte? Was, wenn er mit Zorn oder – noch schlimmer – mit Mitleid reagierte?
„Es tut mir sehr leid“, wiederholte sie betroffen.
„Du und deine Mutter wart beide gesund und munter nach der Geburt. Nur aus Egoismus und Boshaftigkeit behielt Ferrazzi den Arzt in seiner Villa. An dem Tag, als ich meine Familie zu Grabe trug, schwor ich, mich zu rächen und ihm alles zu nehmen.“
Lucy schlang die Arme um ihn und versuchte verzweifelt, ihn zu trösten. Denn er war ihr Ehemann, und sie liebte ihn.
Er holte tief Luft. „In drei Tagen werden wir Hochzeit feiern. Er wird im ganzen Dorf davon erfahren – von der ganzen Welt. Und er wird das Ausmaß dessen erkennen, was er damit verliert. Sein Imperium. Sein Vermögen. Seinen Platz in der Gesellschaft. Und seine Enkeltochter.“
Aufgewühlt wich sie zurück. Massimos Stimme klang kalt und böse. Wie war es nur möglich, dass sie sich in einen Mann wie ihn verliebt hatte? Ausgerechnet in einen Mann, der unfähig war zu lieben und sich darüber hinaus so rachsüchtig und grausam gab?
„Schlaf jetzt“, sagte er und drehte sich auf die Seite. „Wir brechen morgen sehr früh auf.“
Sie starrte auf seine dunkle Silhouette und dachte: Es stimmt gar nicht; er ist nicht so gefühllos, nicht so skrupellos.
Immer wieder entdeckte sie zu viel Gutes in ihm, um zu glauben, dass er durch und durch ein schlechter Mensch war. Vielmehr hatten Zorn, Schuldgefühle und der schmerzliche Verlust seiner Angehörigen seine Seele vergiftet und ihn nach außen hin so hart gemacht.
Lucy dachte an den schluchzenden alten Mann auf der Straße.
Bestimmt wollte er Massimos Familie nicht schaden, sondern nur seine eigene schützen. Deshalb hat er den Arzt bei seiner Schwiegertochter und seinem neugeborenen Enkelkind behalten.
Sie musste die Fehde beenden.
Wenn es ihr gelang, Massimos Wunden zu heilen, öffnete er ihr vielleicht sein Herz. Womöglich sah er sogar ein, wie sehr sie und Chloe ihn brauchten, und beschloss, eine richtige Familie zu gründen.
Träum weiter! Ein wahrer Playboy wie er kommt niemals zur Ruhe. Er wird sich nie in dich verlieben.
Trotzdem, auch wenn sie die drei kleinen Worte nicht aussprechen durfte, konnte sie ihm ihre Liebe zeigen, indem sie seinen Kummer und seinen Hass auf seinen ärgsten Feind vertrieb. Dann blieb ihr nach der Scheidung, selbst wenn er ihre Existenz vergaß, zumindest die Gewissheit, dass sie etwas unternommen hatte, um ihn ein wenig glücklicher zu machen.
Sie legte sich die Hände unter den Kopf, starrte an die Decke und lauschte den gleichmäßigen Atemzügen, die davon kündeten, dass Massimo eingeschlafen war.
Wie sollte sie die beiden Männer dazu bringen, sich auszusprechen? Wann und wo?
Gibt es einen besseren Anlass als ein Freudenfest, das dazu ge dacht ist, zwei Familien in Liebe miteinander zu verbinden?
„Für dich, Massimo“, flüsterte sie lautlos, wie ein stummes Gebet, in die Dunkelheit. „Weil ich dich liebe.“
15. KAPITEL
Fieberhafte Hochzeitsvorbereitungen beherrschten die Villa Uccello und hielten auch am vierten Tag unvermindert an.
„Lass mich rein!“, rief Massimo und hämmerte an die Schlafzimmertür.
„Nein!“ Lucy stemmte sich gegen das Türblatt und spürte die Erschütterung, die seine Fausthiebe auslösten. „Es bringt Pech, wenn du mich vor der Hochzeit siehst!“
„Sei doch vernünftig! Die Trauung findet erst am Abend statt. Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich dich den ganzen Tag nicht zu Gesicht bekomme! Das ist reine Folter.“
Sie schmunzelte. Es wunderte sie gar nicht, dass er sie so dringend sehen wollte. Seit der Rückkehr nach Aquilina waren beide sehr beschäftigt – er mit dem Abschluss der Firmenübernahme und sie mit der Ausrichtung ihrer Traumhochzeit, zusammen mit der britischen Hochzeitsplanerin.
Drei anstrengende Tage lagen hinter ihr, von frühmorgens bis spätabends ausgefüllt mit Kleideranproben, Tortenverkostung und Interviews mit Reportern aus der ganzen Welt. Dazu kamen Maniküre und Pediküre, Massagen und Bäder, Haarstyling und Gesichtspflege, denn Massimo hatte das komplette Team des Schönheitssalons aus Mailand in die Villa Uccello bestellt, damit es Lucy nach Bedarf ständig zur Verfügung stand.
Es waren drei Tage der hektischen Betriebsamkeit, aber auch voller Luxus und Hochgenuss und dem Gefühl, eine echte Braut, ja ein Star zu sein.
Und drei Nächte der ungehemmten Liebesspiele.
Jede Nacht
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