Mit einer Prise Glück und Liebe
ich fürchterliche Rückenschmerzen. Deshalb wirst du mit mir reden müssen, ohne mich sehen zu können.«
»Baby.« Er hob einen Arm. »Bitte.«
Also stand ich auf, weil ich schließlich Miss Supernett bin, und Oscar, mein großer, starker Ehemann, hatte Tränen in den Augen. Ich legte meine Hand in seine. »Es tut mir leid«, sagte er schließlich und drückte meine Hand an seine Lippen. »Es tut mir so unendlich leid.«
Ich küsste seine Finger. »Wir schaffen das, Oscar. Gemeinsam. Okay?«
Er nickte. Ich musste mich wieder hinsetzen, weil mein Rücken nicht länger mitspielte. Und jetzt muss ich irgendjemanden finden, der mir hilft, denn die Schmerzen sind so schlimm, dass ich es nicht länger aushalte. Vielleicht können sie mir ja irgendetwas geben.
Aua!
SIEBENUNDFÜNZIG
Katie
E s gibt einiges an Papierkram zu erledigen, aber das ist Katie egal. Ihr ist speiübel. Mittlerweile weiß sie, dass es die schwachsinnigste Idee war, die sie je hatte, aber ihre Mom steht in dieser Sekunde auf der anderen Seite der Tür, deshalb kann sie jetzt doch keinen Rückzieher machen, oder?
Sie lehnt sich gegen ihren Rucksack und verfolgt die spanische Seifenoper im Fernsehen. Schließlich ertönt ein Summen, und ihre Mutter kommt in den Besucherraum gestürzt. »Katie! Baby!«, ruft sie und läuft auf Katie zu.
Beim Anblick ihrer Mutter, die viel besser und gesünder aussieht, als sie sie beim letzten Mal gesehen hat, macht ihr Herz einen Satz. Sie springt auf. »Mom!«
Sie fallen einander in die Arme und halten sich fest, ganz fest. Lacey riecht nach Zigarettenrauch, nach Shampoo und der süßlichen Seife, die Ramona und Katie ihr geschickt haben. Ihre Arme sind kräftiger, und sie hat ein bisschen zugelegt und sogar Brüste. Allerdings überragt Katie sie um ein ganzes Stück.
»Meine Güte, Mädchen«, sagt Lacey und hält sie auf Armeslänge entfernt, um sie ansehen zu können. »Du bist ja unglaublich gewachsen!«
»Neun Zentimeter«, erwidert Katie lachend. »Ist das zu fassen?«
»Und hübsch siehst du aus. Dein Haar, deine Figur.« Sie hält Katies Hand und mustert sie von Kopf bis Fuß.
»Du auch, Mom.« Und es stimmt. All die offenen und verkrusteten Wunden sind verheilt, ihr Haar ist ordentlich geschnitten und reicht ihr bis auf die Schultern. Katie kann sich nicht erinnern, wann sie es das letzte Mal so kurz getragen hat.
»Bist du so weit? Wir haben nur ’ne Stunde. Aber wir können in den Park um die Ecke gehen.«
»Können wir vielleicht etwas essen gehen? Ich habe Riesenhunger. Ein paar Blocks von hier ist ein Denny’s.«
»Oh, tut mir leid, Schatz, aber ich kann nicht so lange wegbleiben. Willst du vielleicht lieber morgen noch mal vorbeikommen?«
»Nein, schon gut. Ich kann auch später noch etwas essen.«
»Gut, dann lass uns abhauen. Am Fluss ist ein Picknicktisch. Iss echt nett da. Wird dir gefallen.«
Sie gehen über die Straße. Ihre Mom trägt eine Fußfessel. Deshalb darf sie überhaupt nur raus , denkt Katie. Es herrscht ziemlicher Trubel um sie herum. Sie gehen sechs Häuserblocks weit bis zu dem heruntergekommenen Park, wo es praktisch kein Fleckchen Rasen mehr gibt und in dessen Mitte ein von Graffiti übersäter Picknicktisch steht. »Hier ist es?«, fragt Katie.
»Oh, wohl weich geworden, was?«, bemerkt Lacey. Sie zündet sich eine Zigarette an, stößt den Rauch aus, so dass Katie nichts davon abbekommt, und sieht sie eindringlich an. »Sieht schlimmer aus, als es ist. Ich bin gern am Fluss.«
»Okay.«
Im Sitzen ist es eigentlich ganz nett. Es ist schattig, und der Fluss plätschert angenehm leise im Hintergrund. »Wie geht’s deinem Dad?«
Katies Züge verhärten sich. »Ich weiß es nicht. Ich rede nicht mehr mit ihm.«
»Ach, das wird schon, Herzchen.« Lacey raucht eine Zigarette nach der anderen, während ihr Blick unablässig umherschweift, als halte sie nach jemandem Ausschau. Unbehaglich sieht Katie sich um, aber da ist niemand.
»Was glaubst du, wie lange du noch da drin bleiben musst?«
»’ne halbe Ewigkeit, verdammt noch mal. Die wollen, dass ich noch zwei ganze Jahre mit dieser Scheißfußfessel rumlaufe, ist das zu fassen?« Sie zündet sich mit dem Stummel ihrer Zigarette die nächste an. Als sie Katies Blick sieht, sagt sie: »Ja, ja, ich arbeite dran. Aber da drin hat man eben sonst nichts zu tun.«
»Du machst dich gut. Vielleicht könntest du ja nach Colorado kommen, wenn sie dich entlassen. Es ist wirklich schön dort.«
»Echt? Dir
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