Mit einer Prise Glück und Liebe
Katie geredet, und seitdem schlafen alle wesentlich besser.
Am Donnerstagnachmittag, als der Touristenstrom endlich abgeflaut ist, setze ich mich mit einer Tasse Tee und einem Sandwich auf die Veranda, um ein bisschen Büroarbeit zu erledigen, während meine Mitarbeiterin der Tagschicht die Backstube sauber macht und alles für morgen vorbereitet. Katie hat sich wie üblich irgendwo verkrochen und liest. Es freut mich sehr, dass sie so eine Büchernärrin ist. Beim letzten Mal habe ich sie in die Bibliothek begleitet, um etwas zum Ablenken für mich zu suchen. Inzwischen lese ich wieder abends vor dem Einschlafen – eine Gewohnheit, die ich im Lauf der Jahre aufgegeben hatte.
Ich setze mich mit einer Tasse Limonentee und einem Tomaten-Käse-Sandwich – der letzten Scheibe eines Laibs Sonnenblumenbrot, das wir heute im Angebot hatten – auf die breite Veranda. Es herrscht die typische Stille, wie sie nur unmittelbar vor dem Gewitter vorkommt – die Vögel sind verstummt, der Verkehr brummt gedämpft in der Ferne. Die Wolken türmen sich bedrohlich am Himmel und verdecken das klare Blaue des Himmels, für den Colorado so berühmt ist. Ich bewundere das Farbenspiel – Schiefergrau, Blassblau und Aubergine mit vereinzelten weiß-goldenen Sprenkeln. Die Wolken erinnern mich an Elefanten oder Nashörner, die über eine Steppe donnern.
Ein greller Blitz zuckt durch das Tal, gerade als Jonah um die Ecke biegt, als wäre er einer Lücke in der Atmosphäre entstiegen. Es ist das erste Mal, dass ich ihn seit unserem gemeinsamen Abendessen sehe. Ich habe mehrmals überlegt, ihn anzurufen oder ihm einen spontanen Besuch abzustatten, die Idee jedoch jedes Mal aus einer Vielzahl komplizierter Gründe wieder verworfen.
Besser gesagt – aus einem ganz konkreten: Ich will nicht diejenige sein, die ihm hinterherläuft. Diesmal nicht.
Und nun steht er vor mir, in Jeans und einem elfenbeinfarbenen Henley-Shirt. Er hat nicht einmal den Ansatz eines Bauches und bewegt sich mit einer Lässigkeit, die ich unglaublich attraktiv finde. Er bleibt für einen Moment am Gartentor stehen, um die Blumen zu bewundern, die in den letzten Tagen förmlich explodiert sind, wo vor einigen Wochen noch gähnende Leere herrschte, dann hebt er den Kopf und entdeckt mich.
Seine Züge erhellen sich. Mein Magen beginnt zu flattern – ich gefalle ihm, ich gefalle ihm! –, ehe mir wieder einfällt, dass in meinem Leben kein Platz für ein flüchtiges Abenteuer oder sonst etwas ist, das alles nur durcheinanderbringt.
»Hallo«, sagt er und bleibt am Fuß der Verandatreppe stehen. »Darf ich mich zu dir setzen?«
Ich sehe ihn an. Zucke mit den Achseln, als wäre mir beides recht – ob er es tut oder nicht. »Klar.«
Er kommt die Treppe herauf und setzt sich auf den Stuhl auf der anderen Seite des Tisches. »Wie geht es dir, Ramona?«
Sein Duft steigt mir in die Nase und bahnt sich augenblicklich den Weg in mein Lustzentrum. Limbisches Erinnerungsvermögen , sage ich mir, während ich spüre, wie die Begierde prickelnd zwischen meinen Schulterblättern zum Leben erwacht. »Mir geht es gut. Viel zu tun. Aber was ist mit dir?«
»Ich gewöhne mich allmählich in mein neues Leben ein.«
»Hmm.« Ich warte. In der Ferne grollt ein Donner.
Inzwischen sieht er mir direkt ins Gesicht. Sein Blick wandert über meinen Hals, mein Haar. »Dieses Licht steht dir ausgezeichnet. Es lässt dein Haar so schön schimmern.«
»Danke.«
Er hält inne, als denke er angestrengt nach. »Am Sonntag spielt im Park ein Streichquartett. Ich wollte fragen, ob du gern hingehen würdest. Mit mir.«
Ich lege den Kopf schief. »Ich bin nicht sicher. Ehrlich gesagt, empfange ich gerade etwas widersprüchliche Signale von dir. Und es fühlt sich nicht besonders gut an.«
»Du hast Recht.« Er nickt und holt tief Luft. »Wenn du mitkommst, werde ich dir alles erklären.«
»Wenn du gerade mitten in einer Beziehung oder dem Ende steckst, möchte ich nicht gern zwischen die Fronten geraten.«
Er lächelt wehmütig. »Es ist nichts Derartiges, so viel kann ich dir sagen.«
»Gut. Dann komme ich gern mit.«
»Gut«, erwidert er, sichtlich erleichtert. »Ich bringe einen Picknickkorb mit. Ich hole dich gegen fünf ab, und wir gehen zu Fuß hin. Wie klingt das?«
»Wunderbar.« Ich lächle, als er aufsteht, und ertappe mich dabei, dass ich den Kopf schief lege, so dass sich mein Haar über meinen Arm ergießt. Es entgeht ihm nicht.
Während der Tage, als er sich nicht
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