aufbleiben.«
»Ich weiß. Ich wollte es nur wissen. Findest du, ich sollte mir etwas Hübscheres anziehen?«
»Klar.« Ich lächle trotz meiner Besorgnis. »Zur Feier des Tages.«
»Danke!« Sie stürzt die Treppe hinauf. Wie eine Fee , denke ich – ihre Füße scheinen kaum die Stufen zu berühren.
NEUNUNDZWANZIG
Katie
A ls Katie ihren Account öffnet, findet sie eine Mail von ihrer Mutter im Posteingang. Ihr Herz macht einen Satz. Eilig öffnet sie sie und späht verstohlen über die Schulter, um sicherzugehen, dass ihr niemand unbemerkt die Treppe hinauf gefolgt ist.
An:
[email protected] Von:
[email protected] Betreff: Es geht besser
HEY BABY ICH HAB MICH SO ÜBER DIE MAIL VON DIR GEFEUT . TUT MIR ECHTLEID DAS DEIN DAD VERWUNDET WORDEN ISS , ABER ER ISS STARK UND WIRD BESTIMMT BALD WIEDER GESUND WIRST SCHON SEHEN . MIR GEHT ’S GUT HIER . BIN JETZT SCHON 23 TAGE DABEI UND DAS ISS DAS BESTE WAS ICH SEIT LANGEN GETAN HAB . ICH HAB AUCH NEUE FREUNDE GEFUNDEN . HOFFENTLICH KANNST DU MICH MAL BESUCHEN KOMMEN . BISHER ERLAUBEN DIE MIR JA NOCH KEIN BESUCH ABER WENN DU KOMMST KÖNEN WIR IN DEN PARK UND REDEN UND SO . VERGISS NIE WER DU BIST HERZCHEN VERGIS NICHT DAS MAMA DICH LIEB HAT DICH BRAUCHT UND IMMER AN DICH DENKT ICH TRÄUM SOGAR JEDE NACHT VON DIR . ICH FRAG JA ECHT UNGERN WEIL ICH WEIS DAS DU NICHTS HAST , ABER VIELLEICHT HAT JA SOFIAS MOM EIN BISCHEN WAS . WENN DU MIR EIN BISSCHEN GELD SCHICKEN KÖNNTEST WÄR DAS ECHT KLASSE UND WÜRDE MIR ECHT HELFEN . DIE GEBEN EINEM HIER BLOSS BINDEN UND KEINE TAMONGS WAS ECHT SUPERSCHEISSE IST , WENN DU VERSTEHST , WAS ICH MEINE . ICH LASS MIR GRADE DIE HAARE WACHSEN UND HIER GIBT ’S EIN MÄDCHEN DIE UNS DIE NÄGEL MACHT . MEINE HÄNDE SEHEN SCHON VIEL SCHÖNER AUS UND DU KENNST MICH JA – ICH HABS EBEN GERN WENN ICH GUT AUSSEHE GENAUSO WIE MEIN KLEINER SCHATZ SCHREIB MIR BALD WIEDER SÜ ?E HAB DICH LIEB MOM
Katie starrt auf die Mail. Ein eigenartiges Gefühl beschleicht sie. Plötzlich ist ihr schwindlig und leicht übel. Mit einem flüchtigen Blick über die Schulter drückt sie auf »Drucken«, dann schließt sie das Mailprogramm und nimmt die ausgedruckte Mail mit nach oben in ihr Zimmer. Sie versteckt sie in ihrem Notizbuch und schiebt den Gedanken daran beiseite. Heute Abend will sie einfach nur glücklich sein. Sie will feiern, dass ihr Dad aus dem Koma aufgewacht ist, und die Tanten kennenlernen, von denen sie schon so viel gehört hat.
Doch als sie das grüne Sommerkleid anzieht, das Lily ihr gekauft hat, spürt sie Laceys eisige Finger, die sich wie Tentakel um ihre Knöchel legen.
DREISSIG
Ramona
U m Viertel vor vier wache ich auf und springe kurz unter die Dusche, dann gehe in meine private Küche hinunter, um ein einfaches Abendessen aus vegetarischen Tacos und Erdbeertörtchen aus Mürbteig vorzubereiten. Poppy und Nancy sind beide Vegetarierinnen, und ich bin sehr stolz, dass ich immer wieder ausgezeichnete Rezepte für sie aufstöbere. Dieses hier besteht aus gegrillten milden und scharfen Chilischoten, Zwiebeln, Brokkoli und Kürbis mit Ziegenkäse. Ich frage mich, ob Katie sich dazu durchringen kann, sie zu essen, und überlege mir zur Sicherheit eine Alternative für sie. Ich habe bereits zuvor eine Tomatensalsa angesetzt und in den Kühlschrank gestellt, damit sie durchziehen kann.
Meine Mutter kommt als Erste und bringt frische Tomaten vom Gemüsehändler und einen Bund Schnittlauch aus ihrem Garten mit. Sie trägt sorgfältig gebügelte, limonengelbe Caprihosen mit einem gelb-orange gestreiften Top, Ohrringe in Zitronen- und Orangenform und ein dazu passendes Armband. Ich wünschte, ich hätte ihr Stilbewusstsein geerbt, aber leider ist es nicht so. Ich denke an Steph in ihren Jeans, dem türkisfarbenen Top und Sandalen und an ihren supermodischen Haarschnitt. Sie ist diejenige von uns, die dieses Gen bekommen hat. Als Teenager war sie die Plumpere von uns beiden und versteckte ihre Figur in weiten T-Shirts und Jeans. Ich habe keine Ahnung, wann sie angefangen hat, so auf ihr Äußeres zu achten.
Aber vielleicht bin ich ja tatsächlich so egozentrisch, wie sie sagt, denn an eine Phase der Umstellung kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern.
»Niedlicher Schmuck«, sage ich zu meiner Mutter. Seit dem Tag, als sie mich mit Cat in meiner Küche gesehen hat, haben wir nicht mehr viel miteinander geredet, und in Wahrheit bin ich sauer auf sie, weil sie mich bei Steph verpfiffen hat, aber jetzt ist nicht der