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Mit einer Prise Glück und Liebe

Mit einer Prise Glück und Liebe

Titel: Mit einer Prise Glück und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B O'Neal
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richtige Zeitpunkt, um damit anzufangen. Ich bin nervös und fahrig. Ich muss die ganze Zeit an Sofia und Oscar denken und frage mich, was sie mir heute Abend erzählen wird. Und nicht zuletzt beschäftigt mich Jonah, der so unvermittelt wieder in mein Leben getreten ist und mich gehörig durcheinanderbringt.
    Was ich geflissentlich für mich behalte.
    »Wo ist Katie?«, fragt meine Mutter und stellt die Einkäufe auf dem Küchentisch ab.
    »Oben.«
    »Gut. Ich wollte mit dir reden.«
    »Mom. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt.«
    Sie stemmt eine Hand in die Hüfte. »Hast du in all den Jahren denn gar nichts über die Männer gelernt, Ramona?«
    Unvermittelt tauchen die Bilder von früher vor meinem geistigen Auge auf: wie sie mich zu Poppy fährt, wie sie in den Plattenladen gestürmt kommt und die vielen anderen Male, als sie automatisch das Schlimmste von mir dachte, ohne mir je die Gelegenheit zu geben, zu erklären, was vorgefallen war. Ich lege das Messer auf die Arbeitsplatte und drehe mich zu ihr um. Erst als ich meine Hand auf der Hüfte spüre, wird mir bewusst, dass ich reflexartig ihre Haltung imitiert habe. »Ist dir jemals in den Sinn gekommen, dass du im Zweifelsfall von meiner Unschuld ausgehen könntest?«
    Sie gibt einen Laut von sich, der bei jedem anderen Menschen als Schnauben bezeichnet werden würde. »Du willst mir also allen Ernstes erzählen, dass du keine Affäre mit Cat Spinuzzi hast? Glaubst du etwa, ich bin blind, Ramona?«
    »Ja, ganz genau das will ich dir allen Ernstes erzählen. Aber soll ich dir etwas sagen, Mom? Ich bin vierzig Jahre alt und Single. Und es gefällt mir nicht, dass du gleich damit zu meiner Schwester laufen und ihr alles brühwarm erzählen musstest, obwohl du nichts Genaues weißt. Mein Privatleben – besser gesagt, der Mangel daran – geht euch alle einen feuchten Kehricht an.«
    »Nun ja, Ramona, in Sachen Männer hast du nicht gerade durch dein gutes Urteilsvermögen geglänzt.«
    »Ach ja? Von welchem sprichst du, Mom? Von dem, der mich gevögelt hat, als ich noch ein halbes Kind war?«
    »Nicht in diesem Ton …«
    »Oder von dem, den ich geheiratet habe? Der, den ihr ja alle so toll fandet und von dem sich am Ende herausgestellt hat, dass er jedem Rock hinterherläuft? Alle waren restlos von ihm begeistert, als ich ihn geheiratet habe.« Sie öffnet den Mund, doch ich bringe sie mit einer Geste zum Schweigen. »Diesen Schuh ziehe ich mir nicht an. Ich bin eine erfolgreiche, unabhängige« – das stimmt vielleicht nicht ganz, aber das spielt im Augenblick keine Rolle –, »geschiedene Geschäftsfrau, die ein wunderbares Kind großgezogen hat.«
    »Mit der Hilfe von außen.«
    »Ja, mit der Hilfe von außen. Das stimmt. Herzlichen Dank.« Ich trete auf sie zu. »Aber ich bin es leid, mich ständig für einen Fehler zu entschuldigen, den ich mit fünfzehn Jahren begangen habe. Ich bin es leid, wie ein Teenager behandelt zu werden. Das ist doch lächerlich«, sage ich leise.
    »Davon rede ich nicht, das weißt du ganz genau. Cat Spinuzzi ist einer der schlimmsten Frauenhelden in der ganzen Stadt. Du willst doch nicht nur eine Kerbe in seinem Stöckchen sein, oder?«
    »Mom, hör auf! Darum geht es dir in Wahrheit doch gar nicht. Dir geht es darum, dass Dad vor Wut schäumen wird, wenn er es erfährt, aber das spielt im Grunde sowieso keine Rolle, da wir ja bestenfalls wie höfliche Fremde miteinander umgehen.«
    »Und wer hat damit angefangen?«
    Ich seufze. »Bestimmt war ich diejenige. Aber das spielt jetzt keine Rolle. Ich bin nicht mit Cat zusammen, auch wenn es so aussieht.« Ich schüttle den Kopf. Es ist sowieso völlig egal, was ich sage. »Er ist mein Mentor, das ist alles.« Ich hebe die Hand. »Das schwöre ich bei allem, was mir heilig ist.«
    »Für mich sah das aber anders aus.«
    Ich wünschte, sie würde endlich den Mund halten und aufhören, sich in meine Angelegenheiten einzumischen. Aber wenn sich an den gewohnten Verhaltensmustern zwischen uns etwas ändern soll, muss einer den Anfang machen. »Mom, hör mir zu. Okay?«
    Sie holt tief Luft und kreuzt die Arme vor der Brust – wenn sie mich schon nicht mental ausschließen kann, muss sie es zumindest physisch tun –, und ich ertappe mich dabei, dass ich etwas tue, das mir noch nie vorher in den Sinn gekommen ist: Ich trete einen Schritt vor und löse behutsam ihre Arme. »Hör mir zu.«
    Die Spannung in ihren Schultern lässt einen Hauch nach.
    »Eine Weile war er mein Geliebter.«

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