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Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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unchristliche Beschwörungsformel blieb jedoch wirkungslos. Nicht nur, dass der Poltergeist fortfuhr, mit Dingen zu werfen – er stimmte zudem noch ein trauriges Geheul an; obwohl man das, überlegte Fen, möglicherweise auch Mrs. Flitch in extremis zuschreiben könnte.
    » Conjuro te !«, kreischte der Pfarrer. » Conjuro te, Satanas !« Hysterisch sprang er herum, mit einer Puderschicht bedeckt und duftend wie eine ganze Parfümerie.
    Fen hatte den Eindruck, dass die Situation nun außer Kontrolle gerate. Die Ankunft der Gruppe aus dem Gasthaus, die das Bremsen der Autos gehört hatte und nun atemlos angelaufen kam, um zu sehen, was passiert wäre, machte es auch nicht besser. Sie strömten zur Gartenpforte herein, stellten verwirrte und belanglose Fragen und tanzten herum, um den immer noch fliegenden Geschossen des Poltergeistes auszuweichen. Die Lautstärke des Geheuls schwoll abrupt von mezzo-piano auf fortissimo an.
    » In nomine Patris et Filii und so weiter«, bellte der Pfarrer, während er sich krümmte, » conjuro te , hast du mich verstanden, verdammt noch mal?«
    So wird das nichts, dachte Fen; ich muss hineingehen und Humbleby helfen. Aber bevor er sich bewegen konnte, rief jemand: »Seht mal!«, und alle Blicke richteten sich aufs Dach. Der zerzauste und verschwitzte Wolfe kam aus einer Dachluke herausgeklettert. Und aus welchem Grund auch immer – entweder, weil er sein Pulver verschossen hatte oder weil die Beschwörungen des Pfarrers Wirkung zeigten – ließ der Poltergeist in diesem Moment von ihnen ab. Das Heulen und der Regen aus Wurfgeschossen legten sich. Die Menge unten verstummte, vielleicht aus Mitgefühl – bis Humbleby wie eine Kanonenkugel zur Vordertür herausgeschossen kam.
    »Entwischt!«, rief er. Dann bemerkte er, in welche Richtung jedermanns Blick ging, und er kam gelaufen, um ebenfalls zu schauen.
    Das Dach des Pfarrhauses war im pseudogotischem Stil erbaut, eine seltsame Ansammlung von Spitzen und Türmen und Giebeln und verschnörkelten Schornsteinen. Sich darauf zu bewegen, mochte vielleicht gewagt sein, unmöglich war es aber auf keinen Fall. Und da wusste Fen, was Wolfe vorhatte. Wenn man vor dem Pfarrhaus stand, hing zur Linken über die hohe Gartenmauer der stattliche Ast einer alten Eiche herüber, die auf dem benachbarten Grundstück wuchs. Dieser Ast reichte fast bis an die Regenrinne des Pfarrhauses heran. Ein entschlossener Mann, so viel war klar, würde keine Schwierigkeiten haben, vom Dach auf den Ast und auf diese Weise über die Mauer zu gelangen. Und Humbleby brauchte nicht lang, um das zu durchschauen; nach einem einzigen Blick hinauf stellte er eine Gruppe von Freiwilligen zusammen, die er losschickte, den Stamm der Eiche zu bewachen.
    »Kommen Sie runter, Wolfe!«, schrie er. »Sie können nicht entkommen.«
    Aber Wolfe gab keine Antwort. Es war in der Tat so, als habe er nichts gehört. Er war weiterhin dabei, sich vorsichtig einen Weg über die Dachziegel zu suchen, und im Licht der Nachmittagssonne konnten sie erkennen, wie ihm der Schweiß in kleinen Rinnsalen über das glänzende, gerötete Gesicht lief. Mit einem kurzen, ungeduldigen Brummen rief Humbleby den Schutzmann zu sich, und zusammen verschwanden sie im Haus.
    Und nun spielte Nemesis ihre dritte und letzte Karte aus.
    Wolfe bewegte sich langsam am äußersten Rand des Daches, entlang einem schmalen Streifen zwischen den untersten Dachpfannen und der Regenrinne, als plötzlich hinter einem der näheren Schornstein eine bizarre und seltsame Gestalt auftauchte. Sie war mit schwarzen Wildlederschuhen, baumwollenen Unterhosen, einer kanadischen Holzfällerjacke und einer zu kleinen Kricketmütze bekleidet; allem Anschein nach aß sie gerade ein Sandwich, stand mit malmenden Kiefern da und betrachtete Wolfes mühsames Fortkommen mit onkelhaftem Interesse.
    »Er ist es«, sagte jemand neben Fen, und die Menge murmelte zustimmend. Als er sich umdrehte, sah Fen, dass Myra hinter ihm stand. Zu ihren Füßen kauerte, in unverbrüchlicher Treue, das nichtsnutzige Schwein. »Es ist der Irre«, keuchte sie, vor Aufregung ganz atemlos.
    Fen gab ihr Recht.
    »Und stellen Sie sich vor, mein Lieber, er muss da oben auf dem Dach seit seinem Ausbruch kampiert haben. Kein Wunder, dass sie ihn nicht finden konnten.«
    Fen stimmte ihr zu. »Jetzt stellt sich nur noch die Frage«, sagte er, »was er mit Wolfe vorhat.«
    Diese Frage stellte sich allerdings. Wolfe hatte den Verrückten schließlich auch bemerkt, und

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