Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
von Myra und Jacqueline sowie der Schankraum intakt geblieben. Und nun schien es, als solle der Schankraum, das Herzstück des Gasthofes, untergehen.
»Wir müssen den Balken dort von der Decke holen«, sagte Mr. Beaver. »Das wird ein hartes Stück Arbeit.«
»Wissen Sie«, wagte Fen sich vor, »ich glaube, das könnte unter Umständen gefährlich werden. Vermutlich gehört der Balken zur tragenden Struktur des Hauses.«
»Das geht schon in Ordnung«, gab Mr. Beaver äußerst verdrießlich zurück. Myra hatte mit ihrem wenig schmeichelnden Urteil über sein Durchhaltevermögen augenscheinlich richtig gelegen.
Die nächsten vierundzwanzig Stunden verbrachte Fen damit, hieb- und stichfeste Beweise dafür zusammenzutragen, dass Myra und Jacqueline am vorangegangenen Montag zwischen elf und eins ununterbrochen getanzt hatten. Diese Gründlichkeit lag ihm normalerweise fern, in diesem Fall jedoch war er der Ansicht, dass sie sich lohnte. Schließlich besuchte er am Sonntag zur Mittagszeit das Krankenhaus, um sich von einer Reihe von Ärzten und Krankenschwestern bestätigen zu lassen, dass Jane Persimmons nach dem Unfall ihr Bewusstsein auf gar keinen Fall vor Donnerstagnachmittag wiedererlangt haben konnte. Die Vermutung, sie könne ihre Ohnmacht nur gespielt haben, wies man mißbilligend und entschieden zurück. Wie er erfuhr, ging es Jane schon viel besser. Diana und Lord Sanford hatten bereits dreimal versucht, zu ihr zu gelangen, aber für den Augenblick war es das Beste für sie, nicht zu sprechen. Sie hatte gute Aussichten darauf, schnell und vollständig zu genesen.
So viel also dazu, dachte Fen.
Er fuhr zum Rathaus, um sich über das Wahlergebnis zu informieren.
Während des vorangegangenen Tages hatten die Bewohner der Gegend nach und nach die Wahlurnen aufgesucht. Um sechs hatte man die Wahllokale geschlossen und mit der Auszählung begonnen. Um neun hatte man ein zweites Mal nachgezählt, um elf ein drittes Mal. Diese Gewissenhaftigkeit ließ sich mit dem Wahlergebnis begründen, welches folgendermaßen lautete:
Gervase Fen (Unabhängiger): 1207.
Bertram Strode (Konservative): 1206.
Aloysius Wither (Labour): 1206.
Unabhängige Mehrheit: 1.
» Verdammt «, sagte Fen.
Mit unverhohlenem Neid schüttelten Strode und Wither ihm die Hand. Er hielt vor der kleinen Menge, die sich eingefunden hatte, um die Bekanntgabe des Ergebnisses zu verfolgen, eine kurze, matte Rede. Obwohl man ihr höflich aupplaudierte, war man doch von ihrer Durchschnittlichkeit klar enttäuscht.
»Gratuliere, alter Junge, und möge Ihr Schatten niemals schrumpfen«, sagt Captain Watkyn. »Ich habe Ihnen stets gesagt, dass Ihre letzte Ansprache Ihnen jede Menge Stimmen einbringen würde, und so ist es gekommen. Der Vorsprung ist vielleicht nicht gerade groß, aber meiner Ansicht nach liegt es nur daran, dass wir diesen verdammten Lautsprecherwagen nicht mehr flott gekriegt haben … Ich sage Ihnen was, darauf müssen wir einen trinken.«
Fen blickte auf seine Armbanduhr. Es war halb eins. »Zuerst muss ich noch etwas erledigen«, sagte er. »Ich treffe Sie in etwa einer Stunde im ›Fish Inn‹.«
»Okay«, meinte Captain Watkyn zufrieden.
Fen ging zur Polizeiwache. Wie man ihm jedoch sagte, war der Superintendent nach Sanford Angelorum gefahren. Inspektor Humbleby halte sich möglicherweise im »White Lion« auf.
Inspektor Humbleby hielt sich im »White Lion« auf. Er saß allein an der Bar, rauchte einen Zigarillo und trank ein abscheuliches Gemisch aus Sherry und Bier. Fen wischte Humblebys Glückwünsche eilig beiseite und unterbreitete ihm seine Ermittlungsergebnisse. Und während er sprach, wurden Humblebys sonst so freundliche Gesichtszüge hart und unerbittlich.
»Selbstverständlich haben Sie vollkommen Recht«, sagte er schließlich. »Und ich hätte selbst darauf kommen können.«
»Sie hatten nicht die Gelegenheit«, berichtigte ihn Fen, »mit Jane Persimmons zu sprechen.«
»Nein, aber ich wusste alles über sie, und das hätte ausreichen müssen.«
»Können Sie jetzt handeln?«
»Oh, natürlich. Die Beweislage ist eindeutig.«
»Wie sieht es mit einem Haftbefehl aus?«
»Den kann ich sofort besorgen.«
Genau um halb zwei fuhren sie zum »Fish Inn« hinüber. Der Schankraum war bereits eine Ruine, der riesige Deckenbalken war herausgerissen und lehnte gefährlich an einer Außenwand des Gasthofes. Immerhin stand eine kleine Gruppe von Gästen mit ihren Getränken auf dem Rasen. Mr. Judd war dort, der
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