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Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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grasbewachsenen Straßenrand geriet, wurde seine Aufmerksamkeit von jeglicher Antwort, die er zu seiner Verteidigung hätte vorbringen können, abgelenkt. Fen lehnte sich resigniert zurück und dachte über seine Sünden nach.
    Nemesis hatte drei Szenarien parat, die endgültig über Wolfes Schicksal entscheiden sollten, und jetzt begegnete ihm das erste davon. Der ominöse Shooter, dessen umgekippter Baum die Straße zum Bahnhof zur Hälfte blockierte, hatte sich den heutigen Nachmittag ausgesucht, um das Hindernis zu entfernen. Pferde standen herum, die die Wurzeln aus dem Boden ziehen sollten. Ein Anhänger stand herum, auf dem der Baum endgültig fortgeschafft werden sollte. Shooter und seine Söhne standen herum und diskutierten ausgiebig über Mittel und Wege. In dem Augenblick, als Wolfes Auto die Stelle erreichte, hatten ihre vereinten Anstrengungen dahin geführt, dass der Baum die Straße nicht zur Hälfte, sondern komplett blockierte. Es gab kein Vorbeikommen.
    Doch aufgrund eines trügerischen und zeitweiligen Anflugs von Glück entdeckte Wolfe ein Weidetor, vor dem er seinen Wagen wenden konnte. Er drehte und fuhr, weil ihm kein anderer Weg blieb, in die Richtung zurück, aus der er gekommen war. Humbleby und Fen hörten ihn herannahen, aber da sie noch nicht in Sichtweite von Shooter und seiner Barrikade waren, kam es ihnen nicht für einen Augenblick in den Sinn, dass es sich um Wolfe handeln könnte. Humbleby lenkte den Wagen an den Straßenrand. Fen fuhr in seinem Sitz hoch und schickte ein Stoßgebet zum heiligen Sankt Christophorus. Wolfes Auto tauchte in der vor ihnen liegenden Kurve auf und schoss mit einem Abstand von wenigen Zentimetern an ihnen vorbei.
    »In die gottverdammte Hölle mit ihm«, fluchte Humbleby.
    Irgendwie schaffte er es schließlich zu wenden, wenn auch nicht so schnell und geschickt wie Wolfe. Die Jagd wurde in die entgegengesetzte Richtung fortgesetzt, und die aufgeregt schwatzende Gruppe vor dem »Fish Inn« – die sich inzwischen um einige Dorfbewohner vermehrt hatte – stand plötzlich wie vom Donner gerührt da, als die beiden Autos in Sicht kamen. Während sie vorbeirasten, erhaschte Fen einen flüchtigen Blick auf ihre verdutzten Gesichter. Als er wieder auf die Fahrbahn vor sich schaute, sah er, wie Wolfe in jene Straße einbog, die am Pfarrhaus vorbei ins zwanzig Kilometer entfernte Wythendale führte.
    An dieser Stelle erwartete sie das zweite Szenario der Nemesis. Das nichtsnutzige Schwein trottete den Weg entlang, genau in der Mitte. Sein Kopf war bandagiert, aber sein Drang, nach Hause zu finden, war ungebrochen, und entschlossen lief es auf das »Fish Inn« zu. Wolfe erblickte es, und unerwartet triumphierte lebenslanges Training über den verzweifelten Willen zur Selbsterhaltung – er machte einen Schlenker, um auszuweichen. Während dieses Schlenkers blieb er mit einem der Vorderräder auf dem grasbewachsenen Seitenstreifen stecken und würgte den Motor ab. Der Anlasser heulte lang und widerwillig und ergebnislos auf. Als Fen und Humbleby neben ihm zum Stehen kamen, kletterte Wolfe aus seinem Wagen, blickte sich erschreckt um und rannte dann durch das Gartentor des Pfarrhauses.
    Sie folgten ihm. Der Pfarrer, der gerade auf dem Weg zur Sonntagsschule friedlich seine Blumenbeete inspiziert hatte, fand sich unversehens zu Boden geschleudert. In Panik spurtete Wolfe zum Vordereingang, rannte hinein und schlug die Tür hinter sich zu. Einen Augenblick später war Humbleby ihm durch ein offenes Fenster im Erdgeschoss gefolgt.
    Fen blieb stehen, um dem Pfarrer auf die Füße zu helfen und ihm in wenigen Worten mitzuteilen, was vor sich ging. Aus dem Inneren des Hauses drang lautes Trampeln und ein plötzlicher, verzweifelter Wutschrei von Mrs. Flitch zu ihnen heraus. Um zur allgemeinen Verwirrung beizutragen, trat der Poltergeist des Pfarrhauses, durch die unvorhergesehenen Ereignisse aus seinem Tagschlaf aufgeschreckt, in Aktion. Aus einem der Fenster im Obergeschoss regnete es Gegenstände – Kieselsteine, einen Kamm, eine Dose Nuits d’extase , Bücher, Seife, eine Reproduktion der Sixtinischen Madonna, ein Kissen, der abgeschraubte Sitz eines kleinen Betschemels, eine Blumenvase, ein Elefant aus Jade und ein Paar weiße, wollene Bettsocken. Die Puderdose sprang mitten in der Luft auf und verstreute ihren Inhalt über dem Pfarrer.
    »Aufhören!«, schrie der Pfarrer in einem plötzlichen Wutanfall. »Aufhören, du verdammter Poltergeist !« Diese

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