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Mit geschlossenen Augen

Mit geschlossenen Augen

Titel: Mit geschlossenen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Panarello
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verblasste. Die Leidenschaft war dabei, alles andere zu verdrängen.
Ich kletterte aus dem Bett, der Steinfußboden fühlte sich glatt und eiskalt an; ich wartete darauf, dass er mich packen und mit mir machen würde, was er wollte.
»Blas mir einen, du Sau«, flüsterte er.
Meine Scham verdrängend, tat ich, was er von mir verlangte. Ich spürte, wie sein Glied in meinem Mund groß und hart wurde, dann griff er mir unter die Achseln und zog mich aufs Bett. Er warf sich auf mich, als wäre ich eine leblose Puppe, und zielte mit seinem langen Prügel auf mein Geschlecht, das noch ziemlich trocken und kaum geöffnet war.
»Ich will dir wehtun. Komm, schrei, lass mich hören, dass ich dir wehtue.«
Er tat mir tatsächlich weh, meine Scheidenwände brannten und weiteten sich nur wider Willen.
Ich schrie, während sich das dunkle Zimmer um mich drehte.
Meine Scham war völlig dem Wunsch gewichen, ihn zu erobern. Wenn ich schreie, dachte ich, mache ich ihn glücklich; er wollte ja, dass ich schreie. Ich werde alles tun, was er von mir verlangt.
Also habe ich geschrien und gelitten, von Lust nicht die geringste Spur. Er dagegen explodierte förmlich, seine Stimme überschlug sich, und er brüllte vulgäre, obszöne Worte, die mich trafen wie Wurfgeschosse und die noch viel brutaler in mich eindrangen als sein Glied.
Danach war wieder alles wie vorher. Er nahm seine Brille vom Nachttisch, fasste das Präservativ mit einem Taschentuch an und warf es weg, zog sich in aller Ruhe an und streichelte mir den Kopf. Im Auto redeten wir über Bush und Bin Laden, als wäre nichts geschehen ...
25. Oktober 2001
    Roberto ruft mich häufig an, er sagt, meine Stimme heitere ihn auf und er bekomme dann immer Lust, Liebe zu machen. Letzteres sagt er ganz leise, er will dabei nicht gehört werden, und außerdem geniert er sich ein bisschen, es zuzugeben. Ich sage ihm, dass es mir genauso geht und ich mich oft anfasse und dabei an ihn denke. Aber das stimmt nicht, Tagebuch, das sage ich nur, um ihm zu schmeicheln; er ist sehr von sich überzeugt und sagt immer: »Ich weiß, dass ich ein super Liebhaber bin und den Frauen gefalle.«
    Er ist ein eitler Engel, dem man nicht widerstehen kann. Sein Bild verfolgt mich den ganzen Tag, aber ich denke dabei mehr an den höflichen Studenten als an den leidenschaftlichen Liebhaber. Und wenn er sich verwandelt, muss ich lächeln; er versteht es sehr gut, die Balance zu halten und je nach Situation ein anderer Mensch zu sein, ganz im Gegensatz zu mir. Ich bin immer dieselbe, leidenschaftlich und maliziös. Ich ändere mich nie.
1. Dezember 2001
    Ich habe ihm erzählt, dass übermorgen mein Geburtstag ist. »Prima, das müssen wir gebührend feiern«, meinte er begeistert. Ich lächelte und sagte: »Aber Roby, wir haben doch gestern erst
    gefeiert. Hast du denn nie genug?«
»Nein ... ich wollte sagen, an deinem Geburtstag müssen wir etwas
ganz Besonderes organisieren. Du kennst doch Pino, oder?« »Ja, sicher«, sagte ich.
»Und, gefällt er dir?«
Ängstlich, etwas zu sagen, das ihn verprellen könnte, zögerte ich ein
wenig, rückte dann aber mit der Wahrheit raus: »Ja, ziemlich gut.« »Super. Dann hole ich dich übermorgen ab.«
»Okay ...«, sagte ich und legte auf. Ich bin gespannt, was er im Schilde
führt. Aber was auch immer, ich vertraue ihm.
3. Dezember 2001 4 Uhr 30
    Mein sechzehnter Geburtstag. Ich möchte auf der Stelle verharren und keinen Schritt weiter gehen. Mit sechzehn bin ich Herrin über meine Taten, aber sehr leicht auch Opfer des Zufalls und des Unvorhersehbaren.
    Als ich aus dem Haus trat, merkte ich, dass Roberto nicht allein in seinem gelben Auto saß. In der Dunkelheit erkannte ich eine schwarze Zigarrillo und wusste Bescheid.
    »Wenigstens an deinem Geburtstag hättest du zu Hause bleiben können«, hatte meine Mutter zu mir gesagt, aber ich ging nicht darauf ein, zog leise die Wohnungstür hinter mir zu und verdrückte mich wortlos.
    Der eitle Engel strahlte mich an; ich stellte mich ahnungslos und stieg ein.
»Na, was ist? Sagst du nichts?«, meinte Roberto und deutete mit dem Kopf nach hinten.
Ich drehte mich um und sah Pino auf dem Rücksitz liegen oder besser hängen; er hatte rote Augen und geweitete Pupillen. Ich grinste ihn an und sagte: »Hast du gekifft?«
Er nickte.
»Und eine Flasche Schnaps hat er auch intus«, meinte Roberto.
»Na, prosit«, sagte ich, »dann muss er ja gut drauf sein.«
Die Lichter der Stadt spiegelten sich in den Fensterscheiben des Autos,

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