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Mit geschlossenen Augen

Mit geschlossenen Augen

Titel: Mit geschlossenen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Panarello
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hier bloß gelandet?, dachte ich. Das ist ja das reinste Sex-Museum ... wem diese Wohnung wohl gehört?
Roberto kam mit einem schwarzen Tuch in der Hand herein. Er drehte mich um, verband mir damit die Augen, drehte mich wieder zu sich und sagte lachend: »Jetzt siehst du aus wie die Göttin Fortuna.«
Ich hörte den Lichtschalter klicken. Ab da konnte ich nichts mehr sehen, aber ich hörte Schritte und leises Flüstern.
Zwei Hände zogen mir Jeans, Rollkragenpullover und BH aus. Danach stand ich in String-Tanga, halterlosen Strümpfen und hochhackigen Stiefeln da. Ich sah mich im Geiste nackt und mit verbundenen Augen, von meinem Gesicht sah ich nur die roten Lippen, die in Kürze etwas von diesen Typen zu schmecken bekommen würden.
Plötzlich wurden aus den zwei Händen vier. Es war leicht, sie zu unterscheiden, denn zwei betatschten oben meinen Busen und zwei streichelten meinen Po und berührten durch den String hindurch meine Scheide. Pinos Alkoholfahne konnte ich nicht riechen, vielleicht hatte er sich im Bad die Zähne geputzt. Während ich mich immer mehr als Spielball in ihren Händen fühlte und langsam erregt wurde, berührte mich hinten jemand mit einem eiskalten Gegenstand, einem Glas. Die Hände fummelten weiter an mir herum, aber das Glas wurde jetzt so fest auf meine Haut gedrückt, dass es mir wehtat. »Verdammt noch mal, wer ist das?«, fragte ich erschrocken.
Ein Kichern im Hintergrund, dann eine unbekannte Stimme: »Dein Barmann, Baby. Don't worry, ich hab dir nur einen Drink gebracht.«
Ich bekam ein Glas an die Lippen gesetzt und schlürfte langsam Whisky-Creme. Als ich mir die Lippen ableckte, begann ein anderer Mund mich leidenschaftlich zu küssen, während die Hände nicht aufhörten, mich zu streicheln, und der Barmann mir immer wieder etwas zu trinken einflößte. Ein vierter Mann küsste mich.
»Was für einen hübschen Po du hast ...«, sagte die unbekannte Stimme. »Weich, weiß, knackig. Darf ich mal reinbeißen?«
Ich musste über dieses komische Ansinnen lachen. »Frag nicht, tu's einfach«, sagte ich. »Aber eins will ich wissen: Wie viele seid ihr?«
»Keine Sorge, amore«, sagte eine andere Stimme hinter meinem Rücken. Dann spürte ich, wie eine Zunge meine Rückenwirbel ableckte. Jetzt war das Bild, das ich von mir selbst hatte, verführerischer: mit verbundenen Augen, halb nackt und fünf Männer, die mich leckten, streichelten und meinen Körper begehrten. Ich stand im Zentrum der Aufmerksamkeit, und sie machten mit mir, was in der Zelle der Lust erlaubt war. Kein Wort, nur Keuchen und Hände, die mich berührten.
Als sich ein Finger langsam in mein Allerheiligstes bohrte, wurde mir plötzlich sehr heiß, und ich merkte, dass die Vernunft drauf und dran war, mich zu verlassen. Ich war völlig ihren Händen hingegeben und hätte zu gerne gewusst, wer sie waren, wie sie aussahen. Was, wenn ich meinen Genuss einem hässlichen, schleimigen Typen zu verdanken gehabt hätte? In diesem Moment war mir alles egal. Jetzt schäme ich mich dafür, Tagebuch, aber es bringt ja nichts, die Dinge hinterher zu bereuen.
»Gut«, sagte Roberto irgendwann, »kommen wir zum letzten Akt.«
»Und der wäre?«, fragte ich.
»Keine Angst. Du kannst die Binde abnehmen, jetzt spielen wir ein anderes Spiel.«
Ich zögerte einen Augenblick, aber dann streifte ich mir die Augenbinde langsam ab und sah, dass Roberto und ich allein im Raum waren.
»Wo sind die andern?«, fragte ich ihn verwundert.
»Sie erwarten uns im Nebenzimmer.«
»Das wie heißt?«, fragte ich belustigt.
»Hm ... Kiffersalon. Wir ziehen uns einen Joint rein.«
Abgekühlt durch die Unterbrechung, blickte ich nun der nackten Realität ins Auge. Alles in mir schrie danach abzuhauen und die fünf einfach sitzen zu lassen. Aber ich konnte nicht, ich hatte die Sache angefangen, also musste ich sie auch zu Ende bringen. Ich habe es für sie getan.
In dem dunklen Zimmer, das nur von ein paar auf dem Boden stehenden Kerzen erhellt wurde, erahnte ich sie. Ihren Umrissen nach zu schließen, waren es wenigstens keine widerlichen Typen, was mich etwas tröstete.
Der eitle Engel setzte sich zu den andern an einen runden Tisch.
»Rauchst du mit?«, fragte Pino mich.
»Nein, danke, ich rauche nie.«
»Das gilt nicht ... ab heute Abend rauchst du auch«, sagte der Barmann, der sehr gut aussah, wie ich jetzt erkennen konnte ‒ groß, schlank, muskulös, gebräunte Haut und schulterlanges, gekräuseltes Haar.
»Tut mir Leid, dich enttäuschen zu

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