Mit geschlossenen Augen
bejahte, obwohl das gelogen ist. Als die letzten Floskeln ausgetauscht waren, sagte ich ihm das Gleiche wie damals, an dem Morgen in seinem Garten, also dass ich Lust hätte, mit ihm zu schlafen. Ich bin in all diesen Monaten vor Lust fast vergangen, habe mich bis zum Exzess berührt und tausende von Orgasmen erlebt. Manchmal überfiel mich das Verlangen sogar während des Unterrichts in der Schule, und dann presste ich mein Allerheiligstes ans Eisengestänge der Bank, sicher, dass keiner es merkt.
Erstaunlicherweise hat er mich gestern nicht ausgelacht, als ich ihm meine Lust gestand, im Gegenteil, er hörte ganz still zu, und dann sagte er, es sei völlig normal, gewisse Sehnsüchte zu haben, da sei überhaupt nichts dabei.
»Ich könnte dir sogar helfen, sie zu verwirklichen«, sagte er, »schließlich sind wir alte Bekannte.«
Ich schüttelte seufzend den Kopf: »Lieber Daniele, ein kleines Mädchen kann sich in acht Monaten total verändern und plötzlich Dinge begreifen, die es vorher nicht begriffen hat. Sag lieber, dass du im Moment keine andere Fotze zur Verfügung hast«, platzte ich heraus, »und dich deswegen plötzlich« (und endlich!, dachte ich) »wieder an mich erinnerst.«
»Du hast sie wohl nicht mehr alle!«, gab er zurück. »Ich sehe schon, mit dir kann man sich nicht unterhalten, ich lege besser auf...«
Aus Angst, noch mal die Tür vor der Nase zugeknallt zu bekommen, habe ich mich zu einem flehenden »Nein!« hinreißen lassen. Und dann: »Okay, okay. Entschuldige.«
»So ist es schon besser ... Pass auf, ich mach dir einen Vorschlag«, sagte er.
Ich war wahnsinnig gespannt, was jetzt kommen würde, und drängelte ihn wie ein Kind zum Sprechen, worauf er mir gnädig mitteilte, dass er bereit wäre, mit mir zu schlafen, allerdings unter einer Bedingung: Unsere Story musste eine reine Sex-Story bleiben, und wir würden uns nur treffen, wenn wir dazu Lust hätten. Ich überlegte mir, dass sich auch eine Sex-Geschichte im Lauf der Zeit in eine Liebesgeschichte verwandeln kann, weil sich die Zuneigung oft erst mit der Gewohnheit einstellt. Letzten Endes habe ich mich seinem Willen gebeugt, um eine Laune zu befriedigen: Ich werde also seine kleine Geliebte auf Zeit werden, und wenn er mich satt hat, wird er mich sitzen lassen, ohne lange herumzufackeln. So gesehen wäre mein erstes Mal ein regelrechtes Abkommen, wenn auch ohne schriftliche Beglaubigung, ein Vertrag zwischen einem ganz Schlauen und einer ganz Neugierigen, die ihre Lust nicht im Zaum halten kann und sich gesenkten Hauptes und mit einem Herz, das beinahe platzt, auf den Pakt einlässt.
Trotzdem hoffe ich auf ein gutes Gelingen, denn die Erinnerung daran möchte ich für immer bewahren, und es soll eine schöne Erinnerung sein, strahlend und poetisch.
15 Uhr 18
Mein Körper fühlt sich kaputt und schwer an, unglaublich schwer. Als wäre etwas Riesengroßes auf mich gestürzt und hätte mich zerquetscht. Ich meine gar nicht den körperlichen Schmerz, sondern eine andere Art von Schmerz, innen drin. Körperlich hat es nicht wehgetan, obwohl ... als ich oben lag ...
Heute Morgen holte ich mein Mofa aus der Garage und fuhr zu ihm, in seine Stadtwohnung. Es war sehr früh, die halbe Stadt schlief noch, und auf den Straßen war kaum Verkehr; ab und zu hupte ein Lastwagenfahrer und rief mir irgendein Kompliment zu, und ich musste dann immer ein bisschen lächeln, weil ich dachte, dass man mir meine Freude ansieht, sie macht mein Gesicht schöner und lässt es strahlen.
Vor seinem Haus angekommen, schaute ich auf die Uhr und merkte, dass ich wie immer viel zu früh dran war. Also blieb ich auf dem Mofa sitzen und zog mein Griechischbuch aus der Schultasche, um noch einmal die Lektion durchzugehen, über die ich heute im Unterricht abgefragt worden wäre (wenn meine Lehrer wüssten, dass ich die Schule schwänze, um mit einem Jungen zu schlafen!). Ich war aber viel zu nervös und blätterte nur lustlos darin herum, ohne mich auf ein einziges Wort konzentrieren zu können: Ich hatte Herzklopfen, und mein Blut raste nur so durch meine Adern, ich spürte förmlich, wie es unter der Haut dahinschoss. Später steckte ich das Buch wieder weg und betrachtete mich im Rückspiegel des Mofas. Ich war mir sicher, dass meine tropfenförmige rosa Brille ihm gefallen würde, und den schwarzen Poncho fand er bestimmt total cool; grinsend biss ich mir auf die Lippen, ich war richtig stolz auf mich. Um fünf vor neun dachte ich: Wird schon kein Drama sein,
Weitere Kostenlose Bücher