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Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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unruhig. Er spannte den Körper an, richtete Ohren und Schwanz auf. Ein kurzes Knurren, dann schoss er nach vorne und bellte die Tür an.
    Ich riss die Hand an die Brust.
    »Boyd«, zischte ich. »Hierher.«
    Boyd ignorierte mich.
    Ich versuchte, ihn zu besänftigen. Der Hund bellte weiter.
    Mit klopfendem Herzen schlich ich zur Tür, drückte mich mit dem Rücken an die Wand und lauschte.
    Eine Hupe. Junikäfer. Zikaden. Nichts Außergewöhnliches.
    Boyds Bellen wurde immer durchdringender. Er hatte die Nackenhaare aufgestellt. Der Körper war steif.
    Wieder versuchte ich, ihn zu besänftigen. Wieder ignorierte er mich.
    Über Boyds Bellen hinweg hörte ich einen dumpfen Schlag, dann leises Kratzen direkt vor der Tür.
    Meine Eingeweide erstarrten zu Eis.
    Da war jemand!
    Ruf 911 an!, befahlen meine Gehirnzellen. Lauf zu den Nachbarn! Flieh durch die Vordertür!
    Vor was fliehen? Der Notrufzentrale was melden? Der Schwarze Mann ist auf meiner Terrasse? Der Sensenmann lauert an meiner Hintertür?
    Ich griff nach Boyds Halsband. Der Hund entwand sich mir und bellte weiter.
    War die Tür verriegelt? Normalerweise achte ich sehr auf Sicherheit, aber manchmal vergesse ich auch etwas. Hatte ich in meiner Eile, Boyd hinauszulassen, einfach nicht abgeschlossen?
    Mit zitternden Fingern tastete ich nach dem Riegel.
    Der kleine längliche Griff stand horizontal. Hieß das verriegelt? Nicht verriegelt? Ich konnte mich nicht mehr erinnern!
    Sollte ich die Klinke drücken?
    Mach kein Geräusch. Zeig ihm nicht, dass du da bist!
    Hatte ich die Alarmanlage eingeschaltet? Normalerweise tat ich das, bevor ich nach oben ins Bett ging. Mein Blick huschte zur Kontrolltafel.
    Kein blinkendes rotes Licht!
    Verdammt!
    Mit immer stärker zitternden Händen hob ich eine Ecke des Vorhangs an.
    Undurchdringliche Schwärze.
    Meine Augen versuchten, sich umzustellen.
    Nichts.
    Ich brachte mein Gesicht dicht ans Glas, drehte die Augen nach links und nach rechts, spähte durch die winzige Öffnung, die ich geschaffen hatte.
    Es brachte nichts.
    Schalt das Außenlicht an, schlug eine rationale Gehirnzelle vor.
    Ich tastete nach dem Schalter.
    Nein! Verrat ihm nicht, dass du zu Hause bist!
    Meine Hand erstarrte.
    In diesem Augenblick flackerte es am Himmel. Zwei Silhouetten tauchten aus der Dunkelheit auf.
    Adrenalin schoss mir durch den Körper.
    Die beiden Silhouetten standen auf meiner Terrasse, kaum einen halben Meter von meinem entsetzten Gesicht entfernt.

32
    Die beiden Gestalten standen starr da, zwei schwarze Scherenschnitte vor einer pechschwarzen Nacht.
    Ich ließ den Vorhang fallen und wich zurück. Das Herz hämmerte mir in der Brust.
    Der Sensenmann? Mit einem Komplizen?
    Kaum atmend, wagte ich noch einen Blick.
    Der Abstand zwischen den Gestalten schien kleiner geworden zu sein.
    Der Abstand zwischen den Gestalten und meiner Tür schien kleiner geworden zu sein.
    Was jetzt?
    Mein entsetztes Hirn brachte dieselben Vorschläge mit minimaler Variation.
    Ruf 911 an! Schalt das Außenlicht an! Schrei durch die Tür!
    Boyd bellte weiter, zwar stetig, aber ohne Angst.
    Der Himmel flackerte, wurde wieder schwarz.
    Bildete ich mir das nur ein, oder kam mir die größere Gestalt wirklich bekannt vor?
    Ich wartete.
    Wieder ein Aufleuchten, länger diesmal. Eine, zwei, drei Sekunden.
    O Gott.
    Sie sah noch fülliger aus als in meiner Erinnerung.
    Meine Hand tastete an der Wand entlang, fand den Schalter. Die Wandleuchte tauchte die Terrasse in bernsteinfarbenes Licht.
    »Psch, Boyd.«
    Ich legte ihm die Hand auf den Kopf. »Bist du das, Geneva?«
    »Hetzense kein’ Hund nich auf uns.«
    Ich streckte die Hand aus und packte Boyd am Halsband. Dann entriegelte und öffnete ich die Tür.
    Geneva hatte einen Arm um eine junge Frau gelegt, in der ich sofort Tamela erkannte, und den anderen hielt sie sich vors Gesicht. Die beiden Schwestern standen da wie erschrockene Rehe, ihre Augen waren geblendet vom unerwarteten Licht.
    »Kommt rein.« Die eine Hand noch immer am Halsband des Chow-Chows, stieß ich das Fliegengitter auf.
    Da ich nun die nächtlichen Besucher identifiziert und akzeptiert hatte, ließ Boyd das Bellen sein und verlegte sich aufs Schwanzwedeln.
    Die Schwestern rührten sich nicht.
    Ich trat in die Küche zurück und zerrte Boyd mit mir.
    Geneva öffnete die Fliegentür, schubste Tamela herein und folgte ihr.
    »Er tut nichts«, sagte ich.
    Die Schwestern schauten argwöhnisch.
    »Wirklich nicht.«
    Ich ließ Boyd los und schaltete das

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