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Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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normale Individuen dreiundzwanzig Chromosomenpaare, wobei je eine Hälfte eines Paares von je einem Elternteil kommt. Zweiundzwanzig Paare nennt man die Autosome, das letzte Paar besteht aus den Geschlechtschromosomen.«
    »Bei XX wird man in Rosa gesteckt, bei XY in Hellblau.«
    »Du bist ein Genie, Ryan. Gelegentlich geht bei der Bildung eines Eis oder eines Spermiums etwas schief, und das Individuum wird dann mit einem Chromosom zu viel oder einem zu wenig geboren.«
    »Down-Syndrom.«
    »Genau. Leute mit Mongolismus oder Down-Syndrom haben im einundzwanzigsten Autosomenpaar ein Chromosom zu viel. Den Zustand nennt man auch Trisomie 21.«
    »Ich glaube, jetzt kommen wir zu Mr. Klinefelter.«
    »Manchmal besteht die Anomalie in einem fehlenden oder überschüssigen Geschlechtschromosom. X0-Frauen leiden am so genannten Turner-Syndrom. XXY-Männer haben das Klinefelter-Syndrom.«
    »Was ist mit Y0-Männern?«
    »Nicht möglich. Ohne X kein Überleben.«
    »Erzähl mir vom Klinefelter-Syndrom.«
    »Da im Genom ein Y-Chromosom vorkommt, sind XXY-Individuen, also die mit Klinefelter-Syndrom, männlich. Aber sie haben kleine Hoden und leiden an Testosteronmangel und Unfruchtbarkeit.«
    »Sind sie auch äußerlich anders?«
    »KS-Männer sind eher groß, mit unproportional langen Beinen und wenig Körper- und Gesichtsbehaarung. Einige sind birnenförmig. Andere zeigen verstärkte Brustentwicklung.«
    »Wie häufig kommt die Krankheit vor?«
    »Die Zahlen, die ich gelesen habe, reichen von einer in fünfhundert bis einer in achthundert männlichen Befruchtungen.
    Das heißt, KS ist die häufigste Anomalie der Geschlechtschromosomen.«
    »Gibt es auch Auswirkungen aufs Verhalten?«
    »Bei KS-Individuen treten oft Lernschwächen auf, manchmal verminderte verbale Intelligenz, im Normalfall sind sie jedoch durchschnittlich intelligent. Einige Studien berichten von erhöhter Aggressivität und antisozialem Verhalten.«
    »Ich kann mir vorstellen, dass diese Jungs sich beim Heranwachsen nicht besonders gut fühlen.«
    »Wohl eher nicht«, stimmte ich zu.
    »Warum interessieren wir uns für das Klinefelter-Syndrom?«
    Ich erzählte ihm von Brian Aiker und berichtete von meinen Unterhaltungen mit Springer und Zamzow. Dann verriet ich ihm meine schubladenfreie Idee.
    »Du glaubst also, dass der Schädel aus dem Klo zum Skelett aus Lancaster gehört und dass die betreffende Person Charlotte Grant Cobb sein könnte?«
    »Ja.« Ich erklärte ihm, warum. »Es ist ein Schuss ins Blaue.«
    »Zamzow hat dir gesagt, dass Cobb nicht so sonderlich groß war.«
    »Er sagte, sie war nicht gerade eine Amazone. Falls die Beinknochen unproportional lang waren, hätte das die Größenschätzung verfälschen können.«
    »Was hast du vor?«
    »Cobbs Familie aufspüren und ein paar Fragen stellen.«
    »Kann nicht schaden«, sagte Ryan.
    Ich berichtete ihm, was ich von Slidell und Woolsey erfahren hatte.
    »Kurioser und noch kurioser.« Ryan mochte diesen Spruch.
    Ich zögerte.
    Zum Teufel.
    »Sieht man sich?«, fragte ich.
    »Früher, als du denkst«, sagte er. Ja!
    Nachdem ich mir im Internet eine Straßenkarte angeschaut hatte, kroch ich ins Bett.
    Kann nicht schaden, dachte ich, Ryan zitierend. Wie falsch wir doch beide lagen.

33
    Am nächsten Morgen war ich um halb acht wach. Stille im Arbeitszimmer deutete darauf hin, dass Geneva und Tamela noch immer fest schliefen. Nachdem ich mit Boyd einmal um den Block gelaufen war, füllte ich Näpfe mit Wasser, stellte Corn Flakes und Raisin Bran auf den Küchentisch, schrieb eine kurze Nachricht auf und sprang ins Auto.
    Clover liegt kurz hinter der Grenze zwischen North und South Carolina, auf halbem Weg zwischen dem aufgestauten Abschnitt des Catawba River, das man Lake Wylie nennt, und dem King’s Mountain National Park, dem Schauplatz von Ryans und Boyds Exkursion in den Bürgerkrieg. Meine Freundin Anne nennt die Stadt Clo-vay, um dem Namen ein wenig Flair einzuhauchen.
    Außerhalb der Stoßzeiten dauert die Fahrt nach Clo-vay weniger als eine halbe Stunde. Doch leider waren an diesem Morgen alle Fahrer aus beiden Carolinas auf der Straße. Andere waren aus Tennessee und Georgia dazugekommen. Und aus Oklahoma. Und aus Guam. Abwechselnd an meinem Starbucks nippend und aufs Lenkrad klopfend, kroch ich die I-77 entlang.
    Clover wurde 1887 als Eisenbahnstation gegründet und erlebte dann Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts eine Blüte als Textilstadt. Wasser, das aus den Eisenbahntanks sickerte,

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