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Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Küchenlicht an. Der Hund hüpfte auf die beiden zu und beschnupperte Tamelas Beine, wobei sein Schwanz im Eiltempo wedelte.
    Geneva erstarrte.
    Tamela streckte die Hand aus und strich Boyd vorsichtig über den Kopf. Der Hund drehte den Kopf und leckte ihr die Finger. Sie sahen so zart aus wie die eines zehnjährigen Mädchens. Bis auf die blutroten Nägel.
    Boyd wandte sich Geneva zu. Sie starrte ihn an. Boyd drehte sich wieder zu Tamela. Sie kauerte sich hin, stützte ein Knie auf den Boden und kraulte ihm das Fell.
    »Eine Menge Leute haben nach euch gesucht«, sagte ich und schaute von einer Schwester zur anderen. Ich versuchte, meine Überraschung zu verbergen. Nach dieser ganzen Zeit stand Tamela nun tatsächlich in meiner Küche.
    »Wir sind okay.« Geneva.
    »Euer Vater?«
    »Daddy geht’s gut.«
    »Wie habt ihr mich gefunden?«
    »Sie haben uns Ihre Karte gegeben.«
    Anscheinend merkte man mir meine Überraschung an.
    »Daddy wusste, wie man Sie findet.«
    Ich ließ das durchgehen, weil ich annahm, dass Gideon Banks meine Privatadresse von irgendeiner Quelle an der Uni erhalten hatte.
    »Ich bin sehr froh, dass ihr in Sicherheit seid. Kann ich euch eine Tasse Tee anbieten?«
    »Coke?«, fragte Tamela und erhob sich.
    »Ich habe nur Diet Coke.«
    »Okay.« Enttäuscht.
    Ich deutete zum Tisch. Sie setzten sich. Boyd folgte und legte Pamela die Schnauze aufs Knie.
    Ich wollte keine Coke, riss aber drei Dosen auf, um nicht unhöflich zu wirken. Dann kehrte ich zum Tisch zurück, stellte zwei Dosen vor die beiden Schwestern hin und nahm mir einen Stuhl.
    Geneva trug einen Pulli mit V-Ausschnitt mit dem Emblem der UNCC Forty-Niners und dieselben Shorts, die sie getragen hatte, als Slidell und ich ihren Vater besucht hatten. Glieder und Bauch sahen aufgeschwemmt aus, die Haut an Ellbogen und Knien war aufgesprungen und runzlig.
    Tamela trug ein rückenfreies, an Hals und Rücken von Kordeln gehaltenes Top, einen orangeroten Polyesterrock und pinkfarbene Flip-Flops mit Strass auf den Plastikriemen. Ihre Arme und Beine waren lang und knochig.
    Der Gegensatz war verblüffend. Geneva war ein Flusspferd, Tamela eine Gazelle.
    Ich wartete.
    Geneva sah sich in der Küche um.
    Tamela kaute Kaugummi und kraulte nervös Boyds Schnauze. Sie wirkte fahrig, als könne sie keine Sekunde still sitzen.
    Ich wartete.
    Der Kühlschrank summte.
    Ich ließ ein wenig Zeit verstreichen, damit Geneva ihre Gedanken ordnen konnte. Und damit Tamela ihre Nerven beruhigen konnte.
    Genug Zeit für alle fünf Sätze von Schuberts
    Forellenquintett.
    Schließlich brach Geneva das Schweigen, die Augen jetzt auf die Coke gerichtet.
    »Darryl is eingebuchtet?«
    »Ja.«
    »Warum is er im Knast?« Wetterleuchten pulsierte im Fenster hinter ihr.
    »Es gibt Beweise, dass Darryl mit Drogen gedealt hat.«
    »Wird er verknackt?«
    »Ich bin kein Anwalt, Geneva. Aber ich würde mal vermuten, dass er verurteilt wird.«
    »Sie vermuten.« Aus irgendeinem Grund richtete Tamela diese Bemerkung an Geneva.
    »Ja.«
    »Aber wissen Sie es?« Tamela legte den Kopf schief, wie Boyd, wenn er etwas Interessantes sieht.
    »Ich weiß es nicht sicher.«
    Wieder Schweigen. Dann: »Darryl hat mein Baby nich umgebracht.«
    »Erzähl mir, was passiert ist.«
    »Es war nich Darryls Baby. Ich war mit ihm zusammen, aber es war nich Darryls Baby.«
    »Wer ist der Vater?«
    »Ein weißer Junge namens Buck Harald. Aber das ist unwichtig. Was ich sagen will, is, dass Darryl dem Baby nichts getan hat.«
    Ich nickte.
    »Das Baby gehörte nicht Darryl, und ich, na ja, ich gehöre nich ihm, wissense, was ich meine?«
    »Erzähl mir, was mit dem Baby passiert ist.«
    »Ich war in Darryls Haus, na ja, es war nich Darryls Haus, aber er wohnte dort, in einem der Zimmer. Und eines Tages kriege ich plötzlich Schmerzen und denke mir, jetzt is es so weit. Aber die Schmerzen werden immer schlimmer, und nix passiert. Ich wusste, dass irgendwas nich stimmte.«
    »Hat denn niemand einen Arzt gerufen?«
    Sie lachte und sah mich an, als hätte ich vorgeschlagen, sie solle sich in Yale bewerben.
    »Nach dieser Nacht und dem nächsten Tag kam das Baby schließlich raus, aber es war nicht in Ordnung.«
    »Wie meinst du das?«
    »Es war blau und wollte nicht atmen.«
    Ihre Augen glitzerten feucht. Sie wandte sich ab und wischte sich mit den Handballen über die Wangen.
    Ein stählerner Pfeil drang mir in die Brust. Ich glaubte ihr die Geschichte. Ich litt mit dieser Frau und ihrem unerträglichen

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