Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan
aus der unteren linken Ecke an, die schwarzen, lockigen Haare von einem roten Quadrat umrahmt. Am oberen Rand verkündete ein blaues Banner
State of North Carolina.
Ich hob den Kopf.
»Wo haben Sie das gefunden?«
»Unter dem Bett«, sagte der Mann von der Spurensicherung.
»Mit so viel Dreck drauf, dass sich sogar ein Bio-Terrorist in die Hose machen würde.« Slidell.
»Wie kommt Tamela Banks’ Führerschein in dieses Haus?«
»Anscheinend war sie mit ihrem Stecher da, diesem Tyree.«
»Warum?« Ich wiederholte mich. Das ergab alles keinen Sinn.
Der Techniker ging ins nächste Zimmer.
Slidell deutete mit seinem Zahnstocher auf Rinaldi.
»Tja, was denken Sie, Detective? Glauben Sie, es könnte was mit den zwei Kilo Koks zu tun haben, die wir im Keller gefunden haben?«
Ich schaute Rinaldi an.
Er nickte.
»Vielleicht hat Tamela den Führerschein verloren«, spekulierte ich. »Oder er wurde ihr gestohlen.«
Slidell spitzte die Lippen und drehte seinen Zahnstocher. Dann beschwor er die männliche Solidarität und wandte sich an Ryan.
»Was meinen Sie, Lieutenant? Klingen diese Theorien einleuchtend?«
Ryan zuckte die Achseln. »Wenn die Queen schon Camilla zu diesem Konzert zum goldenen Jubiläum eingeladen hat, dann ist alles möglich.«
Slidells linkes Auge zuckte, als ein Schweißtropfen hineinlief.
»Haben Sie etwas über die Besitzer des Hauses rausgefunden?«, fragte ich.
Noch einmal wanderte der Zahnstocher, dann zog Slidell ein Notizbuch aus seiner Hosentasche.
»Bis vor kurzem hat das Anwesen kaum den Besitzer gewechselt.«
Slidell las seine Notizen. Wir anderen warteten.
»Das Haus gehörte von 1956 bis 1986 einem Sander Foote. Sander erhielt es von seinem Daddy Romulus, der es von seinem Daddy Romulus hatte, bla bla bla.« Slidell wedelte gelangweilt mit einer Hand. »In den Grundbüchern gibt es vor 56 eine ganze Latte von Romulus Sanders. Ist aber eigentlich nicht wichtig für die aktuellen Ereignisse.«
»Nein«, stimmte ich ihm ungeduldig zu.
»Als Foote 86 starb, ging die Farm an seine Frau, Dorothy Jessica Harrelson Oxidine Pounder Foote.« Slidell hob den Kopf.
»Die Dame hat gern und oft geheiratet.«
Zurück zu seinen Notizen.
»Dorothy war die dritte Mrs. F. Sie und Foote heirateten spät, hatten keine Kinder. Er war zweiundsiebzig, sie neunundvierzig. Aber jetzt wird die Geschichte interessant.«
Am liebsten hätte ich Slidell geschüttelt, damit er zur Sache kam.
»Die Witwe hat die Farm nicht wirklich geerbt. Footes Testament gestattete Dorothy und ihrem Sohn aus einer früheren Ehe, bis zu ihrem Tod in dem Haus zu leben. Danach durfte der Junge bleiben, bis er dreißig wurde.«
Slidell schüttelte den Kopf. »Dieser Foote muss ein ziemlicher Spinner gewesen sein.«
»Weil er wollte, dass der Sohn seiner Frau ein Zuhause hatte, bis er sich ein eigenes schaffen konnte?« Ich bemühte mich um eine ruhige Stimme.
Der Wind wurde stärker. Äste schlugen gegen das Fenstergitter.
»Und danach?«, fragte Ryan.
»Danach ging das Anwesen an Footes Tochter aus seiner ersten Ehe.«
Irgendetwas rollte mit hohlem Scheppern über den Rasen.
»Dorothy Foote ist tot?«, fragte ich.
»Seit fünf Jahren.« Slidell klappte das Notizbuch zu und steckte es wieder in die Tasche.
»Ist ihr Sohn schon dreißig?«
»Nein.«
»Lebt er hier?«
»Theoretisch, ja.«
»Theoretisch?«
»Der kleine Scheißer vermietet das Haus, um sich ein paar Dollar zu verdienen.«
»Darf er das nach den Bestimmungen des Testaments?«
»Vor ein paar Jahren hat Footes Tochter einen Anwalt engagiert, um genau das zu überprüfen. Der Typ fand aber keine Möglichkeit, den Jungen rauszuwerfen. Der Junge macht alles unter der Hand, es gibt also keine Aufzeichnungen über Geldverkehr. Die Tochter lebt in Boston, kommt nie hierher in dieses kleine Paradies. Das Anwesen ist nicht viel wert. Der Junge ist siebenundzwanzig.« Slidell zuckte die Achseln. »Ich schätze, sie hat einfach beschlossen, es auszusitzen.«
»Wie heißt Dorothys Sohn?«, fragte ich.
Slidell lächelte humorlos.
»Harrison Pounder.«
Wo hatte ich diesen Namen schon einmal gehört?
»Sie erinnern sich bestimmt an ihn, Doc.«
Das tat ich. Aber woher?
»Wir haben letzte Woche über Mr. Pounder gesprochen.«
Zahnstocher. »Und nicht, weil der Knabe in unserer Broschüre für Polizeirekruten erscheint.«
Pounder. Pounder.
»Harrison ›Sonny‹ Pounder«, ergänzte Rinaldi.
Die Erinnerung schwappte in mein Hirn.
»Sonny
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