Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan
sie über die Cessna Bescheid wussten und außerdem Stammzuschauer von Cops sind, dachten sie, sie hätten das große Los gezogen.«
»Sie haben 911 angerufen und nach einer Belohnung gefragt.«
»Gegen zehn heute Morgen. Die Polizei von Charlotte-Mecklenburg meldete sich bei den Eltern, und es wurde wild diskutiert. Fazit: Die Jungs hatten vier Pakete Koks und vier Fallschirme in Opas Schuppen versteckt.«
»Sind Sie sicher, dass es Kokain ist?«, fragte ich.
»Der Stoff muss erst noch getestet werden. Aber, ja, ich würde meinen Arsch drauf verwetten, dass es Koks ist.«
»Warum hat der Abholtrupp des Piloten den Stoff zurückgelassen?«
»Zu der Stelle kommt man nur über eine schmale, kurvige Straße. Wahrscheinlich haben sie gesehen, dass die Cessna abstürzte, und sich ausgerechnet, dass sie auf die Rettungskräfte stoßen würden, wenn sie noch länger vor Ort blieben. Und da ihnen Freiheit offenbar wichtiger war als Reichtum, haben sie sich aus dem Staub gemacht.«
Das klang einleuchtend.
»Nach unserem Szenario hat sich der letzte Schirm zu früh geöffnet«, sagte ich. »Warum?«
»Vielleicht einfach nur Pech. Oder der Schirm wurde von einem Luftstrom erfasst.«
»Wie das?«
»Die Luftlandetruppen haben im Lauf der Jahre einige Männer verloren, weil sich ein Fallschirm zufällig öffnete, als der Springer noch in der Tür stand. Der Reserveschirm wird vorne getragen, und es kommt vor, dass der Luftstrom in die Maschine dringt und ein Fallschirmpaket aufreißt. Schirm und Springer werden dann zu früh durch die Tür gezogen.«
»Das Öffnen der Hundetür hätte also dazu führen können, dass ein Luftstrom durch das Cockpit pfeift?«, fragte Ryan.
»Möglich«, sagte Jansen.
»Aber vier Pakete hatten sie doch schon problemlos abgeworfen. Warum dann das Schlamassel mit dem fünften?«
»Vielleicht war das letzte Paket leichter. Vielleicht konnte der Passagier den Fallschirm nicht schnell genug umwickeln. Vielleicht hat der Pilot ein plötzliches Manöver mit der Maschine durchgeführt.«
»Vielleicht«, sagte ich.
»Der Stoff war in Würfel von ungefähr dreißig Zentimeter Kantenlänge abgepackt. Und dafür war die Hundetür ziemlich eng. Vielleicht hat sich das letzte Paket verklemmt, und der Fallschirm öffnete sich, bevor sie es wieder frei bekamen«, schlug Ryan vor.
»Würde das nicht heißen, dass sich noch ein Paket in der Maschine befinden muss?«, fragte ich.
»Oder darunter.« Jansen zögerte eine Millisekunde. »Ich habe etwas gefunden.«
»Noch ein Drogenpaket?«, fragte ich.
»Was davon übrig ist. Vorwiegend Asche und geschmolzenes Plastik.«
»Unter dem Wrack?«
»Ja.«
»Asche wovon?«
»Ich bin mir nicht sicher. Aber nach Koks sieht es mir nicht aus.«
»Ist eine gemischte Fracht denn üblich?«
»So üblich wie ein Säufer mit Schnapsfahne.«
Als wir im Anbau ankamen, lief Boyd direkt zu seiner Schüssel.
Ryan gewann den Münzwurf, auf dem ich bestanden hatte. Keine gute Idee. Während er duschte, hörte ich meine Telefonnachrichten ab.
Harry.
Katy.
Ein Kollege von der UNCC.
Aufgelegt.
Ich rief in Lijas Haus in der Stadt an. Eine Männerstimme meldete sich und sagte mir, dass meine Tochter nicht da sei, aber bald zurückerwartet werde. Die Stimme stellte sich nicht vor.
Ich hinterließ eine Nachricht und legte auf.
»Und wer zum Teufel bist du?«, fragte ich das Gerät. »Der so ungemein charmante Palmer Cousins?« Und warum hast du das nicht gesagt? Wohnst du auch in Lijas Stadthaus? Ich wollte gar nicht daran denken.
Boyd schaute kurz hoch und fraß dann weiter.
Ich versuchte es bei meinem Kollegen. Er hatte eine Frage zu einer Diplomarbeit, die ich nicht beantworten konnte.
Nachdem Boyd auch noch den letzten braunen Brocken aus seiner Schüssel gefischt hatte, ließ er sich auf die Seite fallen.
Harry anrufen oder Harry nicht anrufen?
Meine Schwester begreift das Konzept einer kurzen Unterhaltung nicht. Außerdem kann sie Sex durch eine Telefonleitung riechen, und ich hatte keine Lust, mit ihr über meine neuesten Abenteuer zu plaudern. Als ich Schritte auf der Treppe hörte, legte ich den Apparat auf den Tisch.
Ryan erschien mit Birdie vor der Brust. Vorderpfoten und Schnauze des Katers ruhten auf seiner Schulter.
Als ich die Hand ausstreckte, drehte Birdie den Kopf weg.
»Ach komm, Bird.«
Ein starrer Blick wanderte in meine Richtung.
»Du bist ein Schwindler, Birdie.« Ich streichelte der Katze den Kopf. »Du versuchst ja nicht einmal, zu
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