Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan
entkommen.«
Birdie hob den Kopf, und ich kraulte ihm den Hals.
»Wenn er runterwollte«, sagte ich zu Ryan, »würde er deine Brust mit den Pfoten bearbeiten.«
»Ich hab ihn auf dem Bett gefunden.«
Als er Ryans Stimme hörte, rappelte Boyd sich auf und wedelte mit dem Schwanz, während seine Krallen Halt auf dem Holzboden suchten.
Birdie schoss von Ryans Brust wie eine Raumfähre von der Rampe in Cape Canaveral.
»Im Kühlschrank ist Bier«, sagte ich. »Die Zeitung ist im Arbeitszimmer. Ich brauche nicht lange.«
Als ich zurückkehrte, saß Ryan am Küchentisch und las den Sportteil des Observer. Er hatte ein Sam Adams ausgetrunken und mit einem zweiten angefangen. Boyds Kinn lag auf seinem Knie.
Als ich eintrat, sahen beide auf.
»Von all den Kaschemmen in all den Städten auf der ganzen Welt muss sie ausgerechnet in meine kommen.« Ryan spielte Bogey für den Hund.
»Danke, Rick.«
»Deine Tochter hat angerufen.«
»Ach ja?« Ich war überrascht, dass Ryan an mein Telefon gegangen war.
»Das Ding lag einfach hier rum und klingelte, es war ein Reflex. Tut mir Leid.«
»Hat sie gesagt, warum sie anrief?«
»Ich hab erst nicht gemerkt, wer dran ist. Ich hab ihr gesagt, dass du unter der Dusche bist. Sie hat gesagt, es sei nicht wichtig, dann hat sie ihren Namen genannt und aufgelegt.«
Also hatten sowohl Katy wie auch ich so einiges zu erklären.
Ryan und ich fuhren in den Selwyn Pub, eine winzige Kneipe nur ein paar Blocks von Sharon Hall entfernt. Wer nicht eingeweiht ist, hält den Backsteinbungalow für ein Privathaus, zwar klein für den Myers Park, aber nicht unerträglich.
Die Ansammlung von Autos, die dort parken, wo eigentlich der Rasen sein sollte, ist neben dem unauffälligen Schild der einzige Hinweis darauf, dass es sich um eine Bar handelt. Ryan schaute verwirrt drein, als ich von der Straße abbog, sagte aber nichts.
Die Gäste suchen den Selwyn Pub in zwei Schichten heim. Am frühen Abend sind es akademische Freiberufler, die vor einem Spiel, einem Rendezvous oder einem Abendessen vor dem Fernseher ein paar Biere kippen.
Später, wenn die Architekten und Anwälte und Steuerberater sich wieder auf den Weg machen, strömen die Studenten vom Queens College herein. Seide, Gabardine und italienisches Leder machen Jeans, Baumwollhemden und Hanfsandalen Platz. Die Mercedes, BMWs und Offroader weichen Hondas, Chevys und billigeren Offroadern.
Ryan und ich kamen genau in der Flaute des Schichtwechsels an. Nach meiner Dusche war ich guter Laune gewesen, zwar ein wenig betrübt wegen Tamelas Baby und dem Fund im Klohäuschen, aber beschwingt von Ryans Anwesenheit. Traurig-fröhlich. Doch als ich nun den Hof des Pubs überquerte, stieg Schwermut in mir auf.
Ich freute mich sehr, dass Ryan hier war, und genoss die Zeit mit ihm. Warum die Traurigkeit? Keine Ahnung. Ich versuchte, die Düsternis beiseite zu schieben.
Die meisten Stammgäste waren gegangen, nur ein paar Tische und Barhocker waren besetzt. Da meine Lust auf Geselligkeit rapide schwand, führte ich Ryan zur einzigen Sitznische der Kneipe.
Ich bestellte Cheeseburger und Pommes. Ryan entschied sich für die Spezialität des Abends, die handgeschrieben auf einer Tafel über dem Kamin stand: Grillplatte mit Pommes.
Diet Coke für mich. Pilsner Urquell für Ryan.
Während wir warteten, gingen Ryan und ich die Unterhaltung mit Sheila Jansen noch einmal durch.
»Wem gehört die Cessna?«, fragte Ryan.
»Einem Mann namens Ricky Don Dorton.«
Ryans Fassbier und meine Coke kamen. Ryan warf der Kellnerin ein riesiges Pepsi-Lächeln zu. Sie revanchierte sich mit einem Jumbo Super Deluxe. Meine Stimmungsspirale raste immer schneller abwärts. »Könnte ich meinen Burger wohl halb durch haben?«, unterbrach ich den dentalen Flirt.
»Klar.« Schwester Pepsi wandte sich wieder Ryan zu. »Ist östlich okay für Sie?«
»Super.«
Nachdem er die Kellnerin in die Küche zurückgelächelt hatte, drehte er sich zu mir.
»Was hat die Geografie mit der Grillplatte zu tun?«
»Grillfleisch aus dem Osten wird mit einer Soße auf Essig-Senf-Basis zubereitet. Die Soße aus West Carolina ist eher tomatenorientiert.«
»Wo wir gerade beim Thema sind. Was ist Ste?«
»Was?«
»Wird mir überall angeboten.«
Ste? Ich ließ mir die Wortschöpfung durch den Kopf gehen.
»Eistee, Ryan. Kalter Tee mit Zucker.«
»Fremdsprachen sind die Hölle. Gut. Zurück zu Mr. Dorton. Als wir das erste Mal über ihn sprachen, hast du gesagt, der Diebstahl
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